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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Jeden Tag etwas für mich selbst tun, um Stress abzubauen, selbst wenn es nur zehn Minuten Atmen sind (nur das, und zwar konzentriert, nicht nur Atmen-Atmen). – Es wäre schön, wenn ich dafür Zeit hätte.
    • Arbeit: einen Gang höher schalten. Zwei neue Verträge pro Woche mit neuen Klienten abschließen. – Bin dabei. Wenn das Treffen mit Schumacher heute gut läuft, dann habe ich die Hälfte schon geschafft.
    • SO SCHNELL WIE MÖGLICH HerausFINDEN , WAS MIT LEXI LOS IST !!!
    Um ehrlich zu sein, ist es mir derzeit ziemlich egal, was mit Lexi los ist, was mich – befürchte ich – zur schlechtesten Schwester der Welt macht.
    Zumindest klopfe ich an ihre Tür, als ich zur Arbeit muss, nur um sicherzugehen, dass sie noch lebt.
    »Lex?«
    Keine Antwort.
    »Lexi, bist du wach?«
    Nichts.
    »Wir reden später«, sage ich, weil ich annehme, dass sie beleidigt ist. »Ich habe dir einen Becher Tee vor die Tür gestellt. Also, du weißt schon, tritt nicht rein, wenn du rauskommst.«
    Dann warte ich noch ein paar Sekunden, und als auf mein schwachsinniges Gefasel keine Antwort kommt, fahre ich zur Arbeit.
    Die Victoria Station ist voller Touristen mit Kameras und Rucksäcken. Normalerweise werde ich nostalgisch, wenn ich Touristen en masse sehe, so wie hier; es erinnert mich an eine Zeit, als London für mich auch noch neu und aufregend war, als Martin und ich gerade aus den gemütlichen Hügeln von Yorkshire hierhergekommen waren und wir alles und jeden exotisch fanden.
    Jetzt bin ich genau wie eine Million anderer abgestumpfter Londoner, die wünschten, sie würden alle verschwinden, die Stadt nicht wie eine Touristenattraktion behandeln und mir nicht auf dem Weg zur Arbeit den Platz wegnehmen.
    Ein Zug nähert sich, und ich verfluche eine zwanzigköpfige Gruppe von halbstarken Schülern, die mir den Weg zur Tür versperren. » HALTET EUCH AN DEN HÄNDEN !«, ruft eine blonde Frau ohne Kinn, während die Kinder sich benommen in die Bahn drängeln. »Und denkt dran, wir steigen in Vauxhall aus.«
    Vauxhall? Mein Gott. Muss ich das bis Vauxhall aushalten?
    Die U-Bahn kreischt los, und ich klemme unter dem Arm eines Mannes fest, der nach frittiertem Hühnchen riecht, und gucke auf ein blasses, rothaariges Mädchen, das mich anstarrt und mit der Zungenspitze nach dem Schnodder tastet, der ihm aus der Nase läuft. Das hasse ich am meisten an der U-Bahn: die Tatsache, dass man ein Vermögen bezahlt, um dann um acht Uhr morgens – ohne es kontrollieren zu können – den abstoßendsten menschlichen Gewohnheiten ausgesetzt zu sein.
    Schließlich ergattere ich einen Sitzplatz und frage mich, wann ich mich in eine so vertrocknete, mürrische alte Frau verwandelt habe. Ich bin sicher, ich war früher ein sonniges Mädchen, das an den kleinen Dingen des Lebens Freude hatte und anderen selbstlos gab. Oder so ähnlich.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich damals glücklicher war. Oder jünger. Vielleicht ist Glück ja auch die Jugend. Es ist komisch – oder nicht? –, dass das Glück sich abzuwenden scheint, wenn man älter wird. Als ich noch jung war, kam das Glück in Ausbrüchen von unverfälschter Freude. Es waren Momente, die mir wie Diamanten in einer Felswand in Erinnerung geblieben sind: wie ich an einem sonnigen Freitag im Oktober über den Uni-Campus ging und wusste, dass Martin in wenigen Stunden zu Besuch kommen würde; wie ich bei einem Frauenausflug an die Costa Brava betrunken vom Bacardi nur in meiner Unterhose ins Meer lief. (Jetzt würde ich nicht mal mehr im Bikini rumlaufen, wenn ich mein eigenes Gewicht in Bacardi getrunken hätte.) Wie ich mit Pippa, meiner ältesten Schulfreundin, in meinem klapprigen Polo durch die Yorkshire Dales fuhr und aus dem Fenster Kette rauchte. Wo ist Pippa jetzt? Als ich zuletzt von ihr hörte, lebte sie mit irgendeinem Schreiner in Otley zusammen und war hochschwanger. Und was tue ich? Ich lebe in London in einem schönen Haus, habe einen tollen Job und schlafe mit einem verheirateten Mann. Oh GOTT . Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.
    Ja, in letzter Zeit ist das Glück eher wie ein unzuverlässiger Wochenendvater. Man weiß nicht, ob es kommt, und selbst wenn es kommt, weiß man nie, wie lange es dauert, bis es wieder geht.
    Mum sagte immer: »Warte, bis du dreißig bist, Caroline! Die Dreißiger sind die glücklichsten Jahre deines Lebens, denn dann weißt du, wer du bist und was du willst.«
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass das die größte Fehlinformation

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