wichtig ist, Lexi, verstehst du?«, argumentiere ich. »Also, ganz egal, was du von ihm hältst, du musst trotzdem immer höflich zu ihm sein.«
»Aber er ist ein widerlicher, sexistischer Schleimbeutel«, entgegnet sie, ehrlich erstaunt darüber, dass ich bereit bin, mich überhaupt auf ihn einzulassen.
Also war es aus vielerlei Gründen eine stressige Woche. Je länger diese Toby-Sache andauert, desto schwerer fällt es mir, meine Gefühle im Büro zu verheimlichen. Seit der tollen Nacht im Malmaison habe ich das Gefühl, dass die Grenzen überschritten wurden und wir nicht mehr wissen, wo wir stehen. Es ist, als könnten wir uns jederzeit verraten.
Irgendwie ist das auch aufregend, weil ich das Gefühl habe, wirklich eine Beziehung zu führen, als wären die Blicke, die er mir zuwirft, bedeutungsvoller. Andererseits ist das Letzte, was ich will, dass es sich im Büro herumspricht. Wenn wir wirklich zusammenkommen, dann will ich, dass wir es richtig machen. Ich will, dass er seine Frau verlässt und dass wir eine normale Beziehung führen, die wir nicht als Buchclub deklarieren müssen. Und deshalb ist es immens wichtig, dass es im Büro niemand erfährt. Vor allem jetzt, wo Lexi mit ihrem sechsten Sinn für solche Sachen da ist.
Erst gestern, als Toby am Fotokopierer etwas Lustiges zu mir sagte, habe ich mich dabei erwischt, wie ich sein Gesicht berührte.
Lexi saß mir gegenüber und fing an zu lachen.
»Was machst du da?«, fragte sie.
»Was?«, entgegnete ich mich unschuldig.
»Du hast gerade sein Gesicht gestreichelt!«
»Nein, habe ich nicht.«
»Hast du doch!«
»Habe ich nicht.«
Es wurde langsam zur Pantomime. Dann rettete Toby die Situation.
»Komm schon, Steeley, das hast du, du brauchst dich deshalb nicht zu schämen. Obwohl wir gerade über mein beginnendes Ekzem sprachen, es war also nicht wirklich romantisch.«
Ich sah, wie Lexi auf Tobys makelloser Haut nach Beweisen für eine Hautkrankheit suchte. Ich starrte geradeaus.
Dann, heute Nachmittag, nach dem Schumacher-Telefonat-Debakel, sehen Toby und ich uns ein paar Zahlen auf dem Whiteboard an, als Lexi plötzlich sagt: »Wisst ihr, dieser Buchclub. Was ist das eigentlich? Kommen da alle aus dem Büro?«
Ich hätte mich fast an meinem Tee verschluckt.
»Äh.« Erschrocken sehe ich zu Toby hinüber. »Na ja, das hängt davon ab …«
»Wovon?«
»Davon, welche Woche wir haben«, antworte ich schwach und greife nach jedem Strohhalm.
Toby lehnt sich gegen das Whiteboard und saugt Luft zwischen den Zähnen ein.
»Oooh, ich würde den Buchclub in diesem Büro nicht erwähnen, Lex. Politisch ein heißes Eisen. Ein Spiel mit dem Feuer.« Er holt sein Feuerzeug aus der Tasche und macht es an, um seine Behauptung zu unterstreichen.
Lexi rümpft die Nase.
»Was willst du von mir, du Spinner?« Seit sie bei SCD ist, hat Lexi diese sehr vertraute Kleine-Schwester-und-großer-Bruder-Sache mit Toby angefangen, von der ich nicht begeistert bin, aber ich schätze, es ist besser als das direkte Flirten, das ich in meiner Küche mit ansehen musste.
Toby verschränkt die Arme vor der Brust, beugt sich zu Lexi hinunter und flüstert ihr ins Ohr:
»Sagen wir einfach, dass er in der Vergangenheit Gräben aufgerissen hat.«
»Ja«, füge ich hinzu. »Riesige Gräben. Gräben so tief wie, mein Gott, wie …«
»Ein tiefes Tal«, erklärt Toby ernst, und ich muss mich beherrschen, um nicht loszulachen.
»Wie kann ein Buchclub Gräben aufreißen?«, fragt Lexi. Toby und ich zucken bei dem Wort »Buchclub« beide zusammen, weil uns bewusst ist, dass Shona auf uns zukommt und sich der Buchclub, soweit es Shona betrifft, schon vor Monaten aufgelöst hat.
»Oh, du wärst überrascht«, antwortet Toby. »Literatur kann Leute einander näherbringen oder sie entzweien.«
»Und gab es einen richtigen Streit? War es so eine Art Buchclub-Krieg?«, fragt Lexi und ist plötzlich aufgeregt.
»Pst!«, unterbricht Toby sie laut und legt den Finger an seine Lippen. Ich will jetzt fast lachen. So habe ich Toby noch nie gesehen. »Wie ich schon sagte, es ist besser, du weißt schon …«
Er tippt sich an die Nase.
»Nein«, erwidert Lexi.
»Rede einfach nicht über den BC , okay, Lex? Die Leute in diesem Büro reagieren sehr komisch darauf.«
Sobald Shona wieder an ihrem Tisch sitzt und sich mit Lexi unterhält, schreibe ich Toby panisch eine Mail.
An:
[email protected] Betreff: Und der Oscar geht an …
Du warst sensationell, De Niro, aber ehrlich,