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Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Roman eines Schicksallosen (German Edition)

Titel: Roman eines Schicksallosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imre Kertész
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nasser Berührung unsere von Schaudern überlaufene Haut nach Möglichkeit auszuweichen versucht – vergeblich natürlich. Auch der Sträflingskittel – den sie, das ist unbestreitbar, pflichtschuldig ausgeteilt haben – nützt da nichts, er ist nur ein weiteres Joch, eine weitere nasse Schicht, und nach meiner Ansicht ist auch das grobe Papier der Zementsäcke keine Lösung, wie es sich Bandi Citrom, ähnlich wie viele andere, geschnappt hat und nun unter den Kleidern trägt, allem Risiko zum Trotz, denn solche Vergehen kommen schnell ans Licht: Ein Stockschlag auf den Rücken, einer auf die Brust, und das Knistern bringt die Tat sogleich an den Tag. Knistert das Papier aber nicht mehr, wozu dann – frage ich – diese zu Brei gewordene neue Tortur, die man zudem nur noch heimlich wieder loswerden kann?
    Aber wie gesagt, das Ärgerlichste waren die Holzschuhe. Das Ganze begann eigentlich mit dem Schlamm. Übrigens muss ich sagen, dass meine bisherigen Vorstellungen auch in dieser Hinsicht ungenügend waren. Auch zu Hause hatte ich Schlamm gesehen und war auch schon darin herumgelaufen, versteht sich – dass er aber einmal unsere Hauptsorge, dass er der Schauplatz unseres Lebens werden könnte, das hatte ich nicht gewusst. Was es heißt, bis zu den Waden darin zu versinken, das Bein dann mit aller Kraft, mit einem einzigen schmatzenden Ruck zu befreien, und das nur, um zwanzig, dreißig Zentimeter weiter vorn von neuem einzusinken: Auf all das war ich nicht vorbereitet, und wäre es auch vergeblich gewesen. Nun stellte sich aber heraus, dass bei den Holzschuhen mit der Zeit die Absätze abbrachen. Da konnten wir dann auf einer dicken, ab einem bestimmten Punkt plötzlich dünn werdenden, gondelförmig gebogenen Sohle einherwandeln, indem wir auf dieser gerundeten Sohle vorwärtsschaukelten, in der Art von Stehaufmännchen. Außerdem entstand an der Stelle des einstigen Absatzes zwischen dem Schaft und der hier recht dünnen Sohle ein Tag für Tag breiter werdender Spalt, durch den bei jedem unserer Schritte kalter Schlamm und mit ihm Steinchen und allerlei spitzes Zeug ungehindert eindringen konnten. Inzwischen hatte uns der Schaft schon längst die Knöchel und die darunter befindlichen weicheren Bereiche wund gerieben. Nun waren diese Wunden – wie es ihre Eigenschaft ist – aber nass, und zwar von einer klebrigen Nässe: So konnten wir uns dann mit der Zeit überhaupt nicht mehr von den Schuhen befreien, konnten sie nicht mehr ausziehen, sie hatten sich mit den Füßen verklebt, waren, neuen Körperteilen gleich, angewachsen. Sie trug ich bei Tage, in ihnen begab ich mich auch zur Nachtruhe, schon um keine Zeit zu verlieren, wenn ich dann von meinem Lager auf-, genauer: hinunterspringen musste, zwei-, drei-, ja viermal in einer Nacht. Und nachts geht es ja noch an: Nach einigen Schwierigkeiten, einigem Gestolper und Gerutsche im Schlamm draußen erreichen wir im Scheinwerferlicht das Ziel doch irgendwie. Aber was sollen wir tagsüber tun; was, wenn uns der Durchfall im Kommando ereilt – was doch unvermeidbar war? Man nimmt seinen ganzen Mut zusammen, reißt sich die Mütze vom Kopf und bittet den Aufseher um Erlaubnis: «Gehorsamst , zum Abort» , vorausgesetzt natürlich, es gibt eine Bude in der Nähe, und zwar eine auch von Häftlingen zu benutzende Bude. Aber nehmen wir an, da ist eine, nehmen wir an, unser Aufseher ist gütig und erteilt uns einmal, erteilt uns ein zweites Mal die Erlaubnis: Wer nun – möchte ich fragen – wäre so tollkühn, so zu allem entschlossen, dass er seine Geduld ein drittes Mal auf die Probe stellte? Da bleibt dann nur noch der stumme Kampf, mit zusammengebissenen Zähnen, mit ständig zitterndem Hohlbauch, bis die Prüfung entschieden ist und entweder unser Körper oder unser Wille die Oberhand gewinnt.
    Und zuletzt sind da – erwartet oder unerwartet, herausgefordert oder eben gemieden – immer und überall die Schläge. Auch davon habe ich meinen Teil abbekommen, versteht sich, aber nicht mehr – und auch nicht weniger – als üblich, durchschnittlich, alltäglich war, nicht mehr als sonst jemand, sonst jeder von uns Prügel erhielt, so viel also, wie nicht mit einem eigenen, persönlichen Missgeschick, sondern einfach mit den gewohnten Bedingungen im Lager einhergeht. Nur das ist eine Unstimmigkeit, wenn ich berichten muss, dass mir Prügel einmal auch nicht durch einen dazu eher berufenen, eher berechtigten, eher verpflichteten – oder wie ich es sagen soll –

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