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Roman mit Kokain (German Edition)

Roman mit Kokain (German Edition)

Titel: Roman mit Kokain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Agejew
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vollführte Bewegung, in meiner Erinnerung so geisterhaft schnell, als habe es weder sie noch die sie begleitenden Anstrengungen je gegeben. Und ich weiß schon: In der quälenden Länge des zu Vollbringenden und der geisterhaften Auslöschung des Vollbrachten – in dieser krankhaften Zweiteilung vergeht die ganze Nacht.
    Das Anziehen kommt mir lang und endlos vor, dieses zittrige Hineinkriechen in die Ärmel meines Mantels, nachdem ich Mik vorgeschlagen habe (wobei der Jubel mir die Stimme zerriss), zu mir nach Hause zu fahren, dort einen Wertgegenstand zu holen und ihn gegen neues Pulver einzutauschen. Aber da sind die Pelze schon übergezogen, und wir stehen im Flur, als hätte es diese mühsame Anstrengung, die das Anziehen erfordert hat, nie gegeben. Lang und endlos bis zur Qual kommt mir der unheilvolle Abstieg über die Treppe vor, die wie mit Eis bedeckt ist, auf dem meine Beine sich kaum beherrschen können, um nicht auszurutschen, gleichzeitig aber krampfhaft vorwärtsstreben, als drohe ihnen von hinten der Angriff eines bissigen Hundes. Aber da sind wir schon unten, als habe es weder die quälende, zittrige Anstrengung noch die Treppe gegeben, als seien wir aus dem Zimmer hinaus direkt nach draußen getreten. Lang und endlos kommt mir auch die Fahrt vor durch die leere, vor Frost kreischende Stadt, und der Schüttelfrost, der einem das Rückgrat bricht, und die Fetzen von Dampf, und der goldene, nasse Faden aus Laternen, der sich in den tränenden Augen kräuselt und wieder zurückspringt, wenn ich blinzle. Aber da sind wir schon beim Tor, als habe es das alles nicht gegeben, als sei ich von Hirges Zimmer direkt bei diesem Tor gelandet. Lang und endlos erscheint mir das Zittern in der Kälte vor der Tür, die vom grünen Mond funkelt, bis hinter ihr ein gelbes Licht aufflammt und mit diesem der sich schläfrig kratzende Matwej, dieser Aufstieg über die Treppe, das Sich-hinein-Stehlen durch die schwarze Diele und das Esszimmer, in Mutters stilles Schlafzimmer, und dabei das süße Zittern vor der Liebe zur Mutter, einer solchen Liebe, einer solchen Liebe, wie ich sie nie gekannt und gefühlt habe – so voller Freude, so voller Anbetung, als würde ich mich nur einschleichen, um ihr, um Mutter etwas Nobles, Gutes, Heil Bringendes zu tun. Unendlich kommt mir das Schleichen zum verspiegelten Wäscheschrank vor, den ich, damit er nicht knarrt, nicht langsam, nicht vorsichtig öffne (davon knarrt er nur noch mehr), sondern mit einem Ruck, sodass in der geöffneten Spiegeltür Mutters schlafender Kopf unter dem Öllämpchen vorbeifliegt und dann schaukelt. Alles scheint unendlich, quälend, nicht enden wollend und schließlich geisterhaft und wie nie da gewesen: das Durchwühlen der Wäsche, die nach billigem Karamell riecht, und der Fund der Brosche, und der Rückweg über die Treppe, die wieder aus glattem Eis ist, und der von hinten drohende Hund, und das Vorbeigehen an Matwej, der wie absichtlich versucht, einen Blick in meine schrecklichen Augen zu erhaschen, und der merkwürdig schwierige Gang über den langen, eingeschneiten Hof (erst beim Schlitten merke ich, dass ich noch immer auf Zehenspitzen gehe), und das Einsteigen in den Schlitten, zitternd und in der Angst, er könnte anfahren und ich mich danebensetzen, und die Rückkehr hierher, in die erhitzte Stille des Zimmers.
    Mein Nacken fühlt sich an wie festgezurrt. Die Augen sind angespannt zusammengekniffen, als ginge man schnell durch Dunkelheit und wartete qualvoll darauf, gegen etwas Spitzes zu stoßen. Weder häufiges Blinzeln noch die deutliche Sichtbarkeit der Dinge verschaffen Erleichterung. Ich schließe die Augen, aber die Anspannung überträgt sich auf die Augenlider: Sie schmerzen, als erwarteten sie einen Schlag.
    Ich stehe am Tisch. Je länger ich stehe, umso heftiger versteinere ich, umso schwerer kann ich mich vom Platz losreißen. In dieser Kokainnacht versteinert mein Körper entweder in Unbeweglichkeit – und ich kann mich schwer losreißen – oder er bewegt sich zuckend vorwärts, sodass ich schwer anhalten kann: Draußen mit Mik waren nur die ersten Schritte schwierig, aber dann bewegte sich alles an mir zuckend los, die Beine liefen wie elektrisiert, und der stumme Ärger wuchs ins Besinnungslose, völlig ins Besinnungslose, wenn vor mir ein anderer Fußgänger war; ihn zu umgehen fürchtete ich mich, denn entweder ich würde ihn umrennen oder mich am Haus stoßen und selbst umfallen; meinen Schritt zu zügeln stand nicht in

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