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Roman mit Kokain (German Edition)

Roman mit Kokain (German Edition)

Titel: Roman mit Kokain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Agejew
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Ivan mit jener verdächtigen Vergötterung applaudiert, schon alleine mit seinem Klatschen öffentlich seine begeisterte Bereitschaft bekundet, sein Leben gegen das desjenigen zu tauschen, dem er applaudiert; und je mehr Leute applaudieren, desto wahrscheinlicher ist der Umschwung in der öffentlichen Meinung wie auch der ganzen Nation, die Ivan Zybulkin zu ihrem Ideal erhebt und werden möchte wie er, dessen einziger und anerkannter Verdienst seine entsetzlich kräftigen Oberschenkel sind .»
    Unzählige Male flüstere ich diese Worte. Ich will die Nacht festhalten, mir geht es so gut, es ist so klar in mir, ich bin so maßlos in dieses Leben verliebt, ich will, dass alles langsam vergeht, will jede Sekunde dieser Liebe genießen und festhalten, aber nichts hat Bestand, die ganze Nacht vergeht zugleich unaufhörlich und schnell.
    Durch den Spalt der Vorhänge sehe ich die Morgendämmerung. Unter den Augen und auf den Wangen ist Leere und Schwere. Alles in mir und um mich herum bleibt irgendwie schwerfällig stehen. Meine Nase ist gierig geweitet, traurig leer ist es bis zur Kehle, das Atmen kratzt schmerzhaft, weil die Luft zu hart oder das Naseninnere zu verletzlich geworden ist. Ich versuche die immer stärker über mich herfallende Schwermut zu verjagen, ich versuche meine Gedanken zurückzuholen, meine Begeisterung und die Begeisterung der bärtigen Zuhörer, aber in meiner Erinnerung erwacht die ganze Nacht, alles ist so peinlich, so schändlich, dass ich erstmals wahrhaftig und aufrichtig fühle, dass ich nicht mehr leben möchte.
    Auf dem Tisch, wo die Spielkarten herumliegen, suche ich das Päckchen mit dem Kokain. Alle Karten liegen mit der Rückseite nach oben. Vorsichtig schiebe ich sie auseinander, drehe eine um, dann werfe ich sie durcheinander, schließlich zerreiße ich sie sinnlos, ich finde kein Kokain, und das Grauen vor der schrecklichen Schwermut wächst. Aber es gibt kein Kokain, natürlich nicht. Mik und Sander haben es mitgenommen. Niemand ist im Zimmer. Ich setze mich nicht, ich falle auf das Sofa. Zusammengekrümmt schnaufe ich schrecklich, atme ein, richte mich auf, atme aus, falle zurück, als könnte ich mit der wie ein Pfahl eindringenden Luft das Feuer meiner Verzweiflung abkühlen. Nur der listige kleine Teufel im entferntesten und tiefsten Winkel meines Bewusstseins – wo es immer hell ist und auch im schlimmsten Sturm der Gefühle nicht dunkel wird – , nur dieser listige kleine Teufel sagt mir, dass ich mich beruhigen muss, dass ich nicht an das Kokain denken darf, dass, wenn ich daran denke und vor allem daran, dass es sich hier im Zimmer befinden könnte, ich mich nur noch mehr errege, mich nur noch mehr quäle.
    In schrecklicher, noch nie da gewesener Schwermut schließe ich die Augen. Langsam und gleichmäßig beginnt das Zimmer zu kippen und an einer Ecke zu sinken. Die Ecke gleitet weiter nach unten, kriecht unter mir durch, kriecht hinter mir hoch, erscheint über mir und fällt erneut, diesmal schnell. Ich öffne die Augen, das Zimmer schraubt sich wieder an seinen Platz zurück, in meinem Kopf bleibt der Schwindel. Der Hals gibt keinen Halt, mein Kopf fällt auf die Brust, dreht das Zimmer kopfüber. «Was haben sie gemacht, was haben sie mit mir gemacht ?» , flüstere ich, dann, nachdem ich sinnlos geschwiegen habe, sage ich weiter: «Das war’s, ich bin verloren .» Aber der listige kleine Teufel, der (schenkt man ihm Gehör) sogar die fröhlichsten Gefühle mit Zweifel vergiftet und die furchtbarste Verzweiflung durch Hoffnung erleichtert, dieser listige, an nichts glaubende kleine Teufel sagt mir: «Was du da erzählst, ist doch ein großes Theater, alles nur Theater. Verloren oder nicht – wenn dir übel ist, zieh dich an und geh an die frische Luft. Wozu hier herumsitzen ?»

5
    Draußen dämmerte es noch. Der schmutzig himbeerfarbene Himmel hing tief. Eine Straßenbahn überholte mich, durch die verschneiten Scheiben schimmerten die elektrischen Lampen im Waggon wie platt gedrückte Apfelsinen. Hinter der Straßenbahn zog die heruntergekippte Fangvorrichtung eine Furche, und Schnee stob als weißer Strahl nach oben. Ich stellte mir vor, wie im Waggon, der laut vom Frost knisterte und säuerlich nach nassem Tuch roch, gedrängt die Leute saßen und standen und sich gegenseitig ihren morgendlichen, faulig riechenden Atem in dichten Schwaden zuhauchten. Vor mir ging ein alter Mann am Stock. Er blieb oft stehen, stützte sich mit dem Bauch auf den Stock und warf

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