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Roman unserer Kindheit

Roman unserer Kindheit

Titel: Roman unserer Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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kurz erschienen unserem großen Bruder die vielgeschmähten Aasverwerter sogar die besseren Gesellen, diskreter, bescheidener, insgesamt ehrenwerter als dieser kleine aufgekratzte Geck, der sich nicht nur die Sprache der Menschen, sondern dazu noch eine ihrer effizienten Zuschlagtechniken angeeignet hatte.
    Professor Felsenbrecher ärgerte sich währenddessen über die Gestelle, die Schwester Innocentia aus irgendeinem Raum, wo dergleichen geduldig seiner Verwendung harrt, herbeigetragen hatte. Was solle der Schrott! Der Junge sei nicht im Krieg gewesen. Es müsse sich doch ein Paar Krücken finden lassen, für die er sich als Chefarzt nicht zu schämen brauche. Ruckzuck fühlte sich der Ältere Bruder schuldig dafür, dass sich die kleine dicke Schwester erneut auf die Suche machen musste. Ihm wäre das Gebrachte schon recht gewesen. Die von Felsenbrecher verschmähten Geräte sahen schließlich genauso aus wie seine heimlichen, die wieder brav im Bauch der Klappcouch ruhten und hoffentlich nicht ahnten, dass er den Professor um reguläre Artgenossen, um Krücken, die er vor niemandem verstecken musste, angegangen war.
    Die noblen grauen Stöpsel, die unser großer Bruder jetzt auf den Asphalt des Rundwegs drückt, haben im Josephinium zum ersten Mal das Gewicht eines Körpers gespürt. Nun, vor dem dritten Aufgang des grünen Blocks, dringen die allerersten Straßendreckpartikel in ihre Gummiporen. Doch darum mag sich augenblicklich niemand scheren. Frau Böhm schüttelt noch immer ihre Tochter, und die Mutter und unser großer Bruder müssen mitanhören, wie streng siemit ihr schimpft. Annabett Böhm will aus ihrer störrischen Kleinen herausbekommen, was eigentlich in ihrem Kopf vorgehe, worauf sie denn im Weiteren noch gefasst sein müsse oder ob das eben Geschehene wenigstens der Schlussknall ihrer Verrücktheit gewesen sei.
    Da kommt der Wolfskopf angespurtet. Er ist heilfroh, als er den Älteren Bruder vor dem Aufgang stehen sieht, und wendet sich sofort an ihn, obwohl, worum er bitten will, nur von Frau Böhm genehmigt werden kann. Sybille hat ihn zurückgeschickt. Sybille hatte das Kommando übernommen, als der Flüchtige hinter dem Block verschwunden gewesen war. Auf ihren Befehl sind alle Kinder, die in jähem Verfolgungsfuror mitgelaufen waren, auf der Rückseite des grünen Blocks weiträumig ausgeschwärmt. Und da kein Baum, kein Büschchen undurchforscht blieb, wurde der türkise Piepmatz schließlich in der Silberlinde vor dem dritten Aufgang des rosa Blocks wieder ausfindig gemacht. Der Entflogene fühlte, dass man ihn jagte, und drehte nach steilem Aufstieg über das Dach des Hauses in den nächsten Hof, in das Revier der Huhlenhäusler ab. Die übrigen Kinder trauten sich nicht in den bösen Hof hinein, aber sie blieben an der Ecke stehen, um Sybille, dem Wolfskopf, dem Ami-Michi, dem Schniefer und den Zwillingen nachzusehen, die wortlos ihren ganzen Freundesmut zusammengeschmissen hatten, um gemeinsam vor den türkisen Block zu marschieren.
    Kaum auf dem Rundweg, waren sie auch schon entdeckt. Der Weißling hängte sich aus dem Fenster und schrie, er werde gleich mit den anderen, mit seinen Brüdern und Cousins, nach draußen kommen, um sie furchtbar zu verhauen. Aber stattdessen erschien dann nur der Kikki-Mann im Hof. Vielleicht hatte Achim begriffen, worum es ging,und ihn verständigt. Oder der Vogelzüchter spürte mit einem besonderen Sinn, wenn einer seiner einstigen Zöglinge wieder in die Nähe seines Ursprungs kam. Er brauchte auch kein Wort von ihren Lippen abzulesen, er warf gleich einen langen Blick zur Dachrinne und lachte lautlos darüber, wie dort oben der Wellensittich auf ein Amselweibchen zutrippelte, wie die Amsel mit den Flügeln zuckte, dann doch nicht wegflog, sondern nur ein Stückchen zur Seite wich, um die nächste Annäherung des Exoten zu erwarten. Der Kikki-Mann sagte den Kindern, was zu tun sei. Im Eifer der Erklärung überschlug sich seine Stimme so hoch wie nie zuvor. Die Zwillinge begriffen, jetzt mussten sie den Älteren Bruder, der den Kikki-Mann sonst am besten versteht, ersetzen und traten eng zusammen, um das Gesagte gemeinsam einzufangen. Und es gelang: Sogleich solle einer den Käfig des Vogels holen, dolmetschten sie den anderen, und auch, warum dies unbedingt vonnöten sei.
     
    Kommandant Silber isst und trinkt. Kommandant Silber freut sich an seinem Schlürfen, freut sich an seinem Schmatzen und spürt mit jedem Happen deutlicher, dass irgendwo gejagt

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