Roman
Wäre das in deinem Budget drin?“
Kristina nickte.
„Ich kenne ein paar gute Firmen. Mit denen würde ich dann einen Festpreis vereinbaren.“ Er sah sie so intensiv an, dass Kristina schlucken musste. „Äh … Kristina … darf ich dich küssen?“
Kristina hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Langsam kam Tom ihr immer näher. Sie wich einen Millimeter zurück, doch dann folgte sie ihrer inneren Stimme, die genau das Gegenteil wollte.
„Wir sollten das nicht tun“, murmelte sie, aber schließlich gab sie sich ihm hin. Sie spürte seine Lippen, die sie zart berührten. Sie spürte, wie er den Kuss mit wachsender Leidenschaft vertiefte. Sie spürte seine Finger in ihrem Nacken, die zärtlich mit ihrem Haar spielten.
„Das wollte ich von der ersten Minute an tun“, gestand er ihr. „Ich habe mich im ersten Augenblick in dich ver…“
Das Klingeln an der Wohnungstür unterbrach ihn jäh. Sie sahen sich an. Keiner rührte sich.
„Wer ist denn das, verdammt noch mal?“, fluchte er irritiert.
Es klingelte erneut.
„Ich bin gleich wieder da. Lauf nicht weg“, sagte er zu ihr und verschwand.
Kristina nutzte die Pause, um ihre Fassung zurückzugewinnen. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas. Ihr war schwindlig. Hektisch suchte sie nach dem Puderdöschen in ihrer Handtasche, um ihr Aussehen zu überprüfen. Die Wimperntusche war noch da, wo sie sein sollte, und zwischen den Zähnen waren keine Essensreste zu erkennen. Als Kristina sich die Lippen nachzog, hörte sie draußen an der Tür Philipps Stimme. Prompt verschmierte sie vor Schreck den Lippenstift. Kurz darauf kam Tom jedoch allein zurück.
„Das war Philipp“, erklärte er mit einem Augenzwinkern und setzte sich wieder. „Darf ich mal?“ Er nahm seine Serviette und wischte damit sanft an ihrer Lippe entlang. „Jetzt ist es perfekt“, meinte er und wollte sie küssen.
„Hast du ihm etwa gesagt …?“, fragte sie.
„Nein, er weiß zwar, dass ich nicht allein bin. Deswegen ist er auch so schnell wieder gegangen. Aber ich habe ihm nichts von dir erzählt.“
„Gut.“ Kristina stand auf. „Ich glaube, ich sollte jetzt gehen. Kannst du mir ein Taxi rufen?“
Er legte seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich. „Bleib doch noch“, bat er sie und gab ihr einen Kuss.
„Ich bin ziemlich verwirrt“, gestand sie. Ihr war, als würde sie gleich umfallen, so weiche Knie hatte sie plötzlich. „Ich muss erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen.“
„Dann sehen wir uns morgen?“ Tom hielt sie fest.
„Willst du das denn?“ Kristina löste sich aus seinen Armen.
„Würde ich sonst fragen?“
Wenig später begleitete Tom sie hinunter. Bevor sie das Haus verließen, hielt er sie noch einmal zurück und küsste sie.
Kristina schob ihn sanft weg. „Das geht mir zu schnell.“
„Tut mir leid.“
„Das muss es nicht.“
Er nahm ihre Hand, führte sie zum Taxi, das bereits vor dem Haus wartete, und öffnete ihr die Wagentür. Aus dem Rückfenster konnte Kristina sehen, dass er genau dort stehen blieb, bis das Taxi um die Ecke gebogen war. Während sie nun durch die nächtliche Stadt nach Hause fuhr, dachte sie über die vergangene Stunde nach.
Was um Himmels willen war gerade geschehen? Sie hatten sich wirklich geküsst. Und um ein Haar hätte sie ihren Widerstand aufgegeben und wäre geblieben. Kristina seufzte. Zum Glück hatte sie nicht komplett die Kontrolle über sich verloren. Zum Glück war Philipp aufgetaucht. Ein Wink des Schicksals? Bestimmt war es besser so. Und morgen würde die Welt schon wieder anders aussehen.
6
Heute war Samstag, und kein Patient wartete auf sie. Kristina hätte eigentlich ausschlafen können. Stattdessen sprang sie schon um kurz vor sieben Uhr leichtfüßig aus dem Bett und verließ nach einer Katzenwäsche in Sportklamotten das Haus. Gut gelaunt lief sie los. Sie fühlte sich so frisch wie seit langem nicht mehr. Offensichtlich hatte der gestrige Abend wie eine Frischzellenkur gewirkt. Sie joggte fast 40 Minuten durch den Park, der sich ganz in der Nähe von ihrem Haus befand.
Auf dem Rückweg holte sie beim Bäcker frische „Semmeln, Brez’n und Nusshörnderl“ und besorgte aus dem Laden daneben noch die Süddeutsche Zeitung. Dann legte sie einen Schlussspurt ein und kam atemlos zu Hause an. Von ihrem Vater und von Sophie war nichts zu hören. Beide schienen noch zu schlafen – wenn sie denn überhaupt zu Hause waren. Umso besser, dachte
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