Romana Exclusiv Band 0183
aber wäre, wenn er eine Scheidung ablehnte? Wenn er sich nicht zwischen ihr und Carin entscheiden konnte? Sierra mochte nicht daran denken.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Herumsitzen und sich den Kopf zermartern brachte überhaupt nichts. Sie nahm sein Handy und wählte Pams Nummer. Ihre Freundin meldete sich sofort. Sie schien völlig außer Atem zu sein. Hoffentlich war mit Frankie alles in Ordnung! Noch eine Hiobsbotschaft konnte Sierra nicht verkraften.
„Hallo, Pam. Ich bin’s.“
„Was für ein Glück, dass du anrufst! Du ahnst ja nicht, was geschehen ist.“
„Was denn?“ Sierra schloss die Augen und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Sie haben Dan gefunden.“ Frankies Vater. Der Mann, der sie und den Jungen einfach im Stich gelassen hatte. „Die Ärzte haben ihn getestet. Er ist der ideale Spender. Wir fahren gleich ins Krankenhaus. Frankie wird noch heute operiert.“
Sierras Beine versagten den Dienst. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. „O, Pam! Ich kann es nicht glauben. Wie wundervoll! Sie haben Dan also tatsächlich aufgespürt?“
„Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir ein andermal. Jedenfalls ist er sofort hergekommen, als er gehört hat, wie krank sein Sohn ist. Und weißt du was? Er hat sich sehr verändert. Ich hoffe zwar nicht auf ein glückliches Ende wie im Märchen, das wäre zu viel verlangt. Wichtig ist nur, dass Frankie wieder gesund wird und sich sein Vater um ihn kümmert.“
„Ich freue mich so für euch.“ Sierra hoffte, dass ihre Stimme nicht bebte. Sie musste die Tränen zurückhalten.
„Und wie geht’s euch? Amüsiert ihr euch gut?“
„Ja.“ Eine kleine Notlüge, die ihr bestimmt verziehen werden würde. „Grüß Frankie von mir. Ich komme ihn besuchen, sobald wir wieder zurück sind.“
„Werde ich machen.“ Pam schwieg einen Augenblick. „Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Sierra. Und natürlich auch Dominic. Ohne euch hätte Frankie keine Chance gehabt.“
Es gab also doch noch ein Happy End. Frankie bekam eine neue Niere und vielleicht auch einen Vater. Genau wie Lacey. Ob Carin und Dominic wieder zueinander finden würden, stand in den Sternen, war aber mehr als wahrscheinlich.
Es war doch großartig, anderen Menschen helfen zu können. Warum fühlte Sierra sich dann so schlecht? Sie stand auf der Terrasse, umklammerte das Geländer und versuchte, mit sich ins Reine zu kommen. Ich sollte mich mit den anderen freuen, dachte sie traurig, aber ich kann es nicht.
Dominic kam den Pfad herauf. Sie atmete tief durch und blickte ihm ins Gesicht. Sie konnte kaum glauben, was sie dort sah. Er lachte laut, als er sie entdeckte, und winkte fröhlich.
Verdammt sollte er sein! Sie konnte seine Reaktion nur zu gut verstehen. Er war einfach nur glücklich. Ganz im Gegensatz zu ihr! Nur eine Heilige hätte sich mit ihm freuen können.
Dominic hatte zu laufen begonnen. „Sierra!“, rief er. Als er sie erreicht hatte, nahm er sie fest in die Arme. „Danke“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie konnte seine Berührung kaum ertragen. Warum quälte er sie so?
„Warum willst du dich scheiden lassen?“
Sie dachte, sie hätte sich verhört. Wütend riss sie sich los. „Was soll das, Dominic? Warum machst du es mir so schwer? Die Frau im Dorf ist Carin. Deine Carin. Du hast sie einmal geliebt und tust es vielleicht immer noch. Und dann ist da noch das kleine Mädchen. Lacey. Sie ist …“
„Nathans Tochter.“
„Wie bitte?“
Er nickte.
Alles um Sierra her drehte sich. Sie setzte sich schnell und blickte zu ihm auf. „Ich verstehe nicht“, sagte sie leise, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
„Ich schon.“ Dominic nahm neben ihr Platz und zog sie an sich. „Jetzt ergibt alles einen Sinn. Ich muss damals ja so blind gewesen sein. Carin und ich waren einfach nicht füreinander geschaffen. Unsere Väter haben uns zusammengebracht, und wir sind gehorsame Kinder gewesen. Gut, wir mochten und respektierten uns, aber Liebe ist es nie gewesen. Als sie dann drei Wochen vor der Hochzeit hierherkam, hat sie Nathan kennengelernt. Zwischen den beiden hat es sofort gefunkt. Ich glaube, es ist so ähnlich wie bei uns gewesen. Die Chemie hat einfach gestimmt.“
Sierra lauschte atemlos.
„Zuerst haben sie sich dagegen gewehrt. Immerhin ist Carin mir versprochen gewesen. Sie sind sich lange aus dem Weg gegangen, aber eines Abends hat ein furchtbarer Sturm gewütet. Eins ist zum anderen gekommen, und …“
„Wie
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