Romana Exclusiv Band 0183
verkauft welche.“ Der zweite Junge blickte sie erwartungsvoll an.
Sierra bedankte sich mit einem Lächeln. „Vielleicht ein andermal. Eigentlich suche ich etwas Kleineres.“
„Sie könnten eins von Moms Bildern kaufen“, sagte das Mädchen.
Das klang vielversprechend! „Malt sie auch Inselmotive?“
Die Kleine nickte energisch. „Sie hat ein Geschäft im Dorf.
Soll ich Sie hinführen?“
„Warum nicht?“ Ein Versuch konnte nicht schaden.
Das Mädchen hieß Lacey, war elf und auf der Insel geboren. Auch sie malte. Eines Tages, das hatte sie sich fest vorgenommen, würde sie eine berühmte Künstlerin sein und ihre Werke in einer New Yorker Galerie ausstellen. Das erzählte sie Sierra auf dem Weg ins Dorf. Die beiden Jungen hatten keine Lust gehabt, sie zu begleiten, sondern waren lieber zum Hafen gegangen. Lacey schien es egal zu sein. Sie redete ununterbrochen.
„Bist du schon einmal in New York gewesen?“, fragte Sierra, als Lacey kurz Luft holte.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich nicht. Meine Mutter schon.“
„Hat sie dort eine Ausstellung gehabt?“ Sierra überlegte krampfhaft. Kannte sie die Frau vielleicht? Letzten November hatte ein dankbarer Kunde sie zu einer Galerieeröffnung eingeladen. Hatte die Künstlerin nicht auf den Bahamas gewohnt? Wie war noch der Name gewesen?
Sie blickte das kleine Mädchen an. Irgendwie erinnerte sie sie an jemanden. Nur an wen?
„Gleich hier.“ Lacey zeigte auf ein kleines hellblau gestrichenes Häuschen mit weißen Fensterläden. Vor der Eingangstür standen mehrere Bilder auf Staffeleien. Naive Malerei, dachte Sierra. Die Farben waren auffallend hell, das Meer und der Himmel strahlend blau, die Häuser leuchteten weiß in der Sonne – wie in einem der vielen Reiseprospekte. Manche hätten es kitschig genannt, aber Sierra wusste es besser. Das hier war die Insel in ihrer ganzen Schönheit.
Die Künstlerin hatte den Zauber von Pelican Cay bis ins kleinste Detail eingefangen. Sierra hatte ihr Souvenir gefunden. Begeistert betrachtete sie die kleinen Kunstwerke. Die Wahl würde ihr bestimmt schwerfallen!
„Kommen Sie herein.“ Lacey öffnete die Tür. „Mommy! Ich habe eine Kundin mitgebracht.“
Sierra sah sich fasziniert um. Genauso hatte sie sich den Laden vorgestellt. Überall an den Holzwänden hingen Bilder mit den verschiedensten Inselmotiven – eins schöner als das andere.
In diesem Augenblick zog eine Frau den Bambusvorhang zur Seite, der den Ausstellungsraum abtrennte, und kam lächelnd auf Sierra zu.
Laceys Mutter war Anfang dreißig. Sie war sehr attraktiv und hatte wunderschönes blondes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Unwillkürlich überlegte Sierra, wie es wohl sein würde, es zu flechten.
„Hallo.“ Die Künstlerin reichte ihr eine mit Farbe bespritzte Hand. „Keine Angst, die Farbe ist trocken. Ich bekomme sie nur nicht ab. Herzlich willkommen. Ich heiße Carin Campbell.“
Das Dumme am Paradies war, dass seine Tage gezählt waren. Bei Adam und Eva waren es genau sieben Tage gewesen. Sierra hatte nicht hoffen können, dass sie mehr Glück haben würde.
Sie kaufte kein Bild, auch wenn sie ihr nach wie vor sehr gut gefielen. Vielleicht würde sie es später bereuen, aber jetzt wollte sie nur noch eins: vergessen. Aber zuerst musste sie noch etwas erledigen.
Carin Campbell – die Frau, die Dominic praktisch am Altar hatte stehen lassen. Sierra konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, sie sah sich zwar noch einige Bilder an und versprach, später wiederzukommen. Dann gelang es ihr, irgendwie den Laden zu verlassen, ohne allzu viel Aufsehen zu erregen.
Ms. Campbell hatte sie freundlich angelächelt. „Sie brauchen sich nicht verpflichtet zu fühlen, nur weil Lacey Sie hergebracht hat. Meine Tochter übertreibt es manchmal mit der Kundenwerbung. Ich habe mich jedenfalls gefreut, Sie kennengelernt zu haben.“
Die Mittagssonne brannte erbarmungslos vom Himmel herunter. Sierra bebte am ganzen Körper. Vielleicht war es doch nur die Hitze, die ihr zu schaffen machte. Nein, sie wusste es besser. Es war Lacey. Sie sah aus wie ihre Mutter. Die gleiche Nase und einen sanften Mund. Erst als das kleine Mädchen den Kopf gedreht hatte, hatte Sierra das typische Wolfe-Profil erkannt. Dominic hatte eine Tochter – und er wusste es noch nicht einmal.
Ihr wurde schwindlig. Sie blieb vor dem kleinen Supermarkt stehen und stützte sich auf das Verandageländer. Der Besitzer kam herausgelaufen. „Geht es Ihnen
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