Romana Exclusiv Band 0183
gemacht, um zusammen mit ihr die Welt in Flammen aufgehen zu lassen, wie sie es schon in dieser denkwürdigen Nacht vor drei Monaten getan hatten.
Aber vorher mussten sie noch das Abendessen mit Douglas Wolfe über sich ergehen lassen.
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben des Taxis. Es war merklich kühler geworden. Sierra schien in ihrer dünnen Jeansjacke zu frieren, denn sie bebte am ganzen Körper.
„Ist dir kalt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Warum ließ sie diese verdammte Tasche nicht los? Es kam ihm beinahe so vor, als benutzte sie sie als Schild. Was war mit ihr? War sie etwa nervös? Sierra? Beinahe hätte er laut gelacht. Dieser Gedanke war wirklich absurd!
Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie überhaupt etwas aus der Ruhe bringen konnte. Lächelnd suchte er nach einem Taschentuch und reichte es ihr. „Du solltest dir das Gesicht abwischen. Die Wimperntusche ist verlaufen. Du siehst aus wie ein Waschbär.“
Sierra zuckte zusammen. „Vielen herzlichen Dank“, antwortete sie spöttisch.
Machte es ihr tatsächlich nichts aus, so in der Öffentlichkeit gesehen zu werden?
Anscheinend doch, denn sie nahm es und ließ dann das Fenster herunter.
„Was machst du da?“
Sie hielt das Taschentuch in den Regen. „Soll ich etwa hineinspucken?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Dominic irritiert.
„Das habe ich mir gedacht.“ Gleich darauf schloss Sierra wieder das Fenster und begann, sich das Gesicht abzuwischen. Sie rieb so fest, dass er schon befürchtete, sie würde die Haut verletzen.
Schließlich lehnte sie sich zurück. „Zufrieden?“
Jetzt sah sie aus wie ein Boxer, der im Kampf zwei blaue Augen davongetragen hatte. Dominic hütete sich allerdings, ihr das zu sagen, doch sein Schweigen sprach für sich.
Sierra zuckte die Schultern. „Vielleicht schaffe ich es ja noch, mich auf der Toilette frisch zu machen, bevor dein Vater kommt.“ Sie steckte das Taschentuch ein und klammerte sich an ihre Tasche wie ein Ertrinkender an den Rettungsring.
Sie sah so jung und unschuldig aus – sogar mit ihren lila gefärbten Haaren –, und Dominic fragte sich, ob er ihr einige Tipps geben sollte, damit sie sich nicht so fehl am Platze fühlte.
Aber gerade das war doch der Grund gewesen, warum er sie geheiratet hatte. Sie sollte auffallen wie der sprichwörtliche bunte Hund. Dominic hatte fast ein schlechtes Gewissen, aber er erstickte jeden Gedanken daran sofort im Keim. Niemand hatte sie gezwungen, Ja zu sagen. Außerdem würde sie sich sowieso nichts vorschreiben lassen – schon gar nicht von ihm.
Trotzdem war es unfair, ihr nicht wenigstens seine Hilfe anzubieten. „Möchtest du noch etwas wissen, bevor wir uns in die Höhle des Löwen wagen?“ Am liebsten hätte er sich auf die Zunge gebissen. Er kam sich vor wie ein Dummkopf.
„Wieso?“, fragte sie verblüfft. „Wir essen mit deinem Vater. Das ist doch keine Staatsangelegenheit.“
„War nur so eine Idee.“ Er öffnete seinen Aktenkoffer und holte einige Papiere heraus. „Ich muss noch arbeiten.“ Stirnrunzelnd vertiefte er sich in das Protokoll der letzten Aufsichtsratssitzung.
Sie war verheiratet. Mit Dominic Wolfe. Normalerweise hätte sie das Ganze für einen guten Witz gehalten, aber sie wusste es besser. Das hier war Realität. Ihr Ehemann saß neben ihr und las konzentriert ein Schriftstück durch. Von dem Geld, das er für seinen Anzug ausgegeben hatte, hätte sie bestimmt drei Monate lang leben können. Sie wäre jede Wette eingegangen, dass er auch im Augenblick wieder ein lukratives Geschäft plante, um seinen Reichtum ins Unermessliche zu steigern.
Was war bloß in sie gefahren? Hatte sie den Verstand verloren? Anscheinend. Sie war einfach viel zu impulsiv. Jede andere Frau hätte gesunden Menschenverstand walten lassen und Dominic Wolfe ausgelacht. Nur sie nicht.
Er liebte sie nicht. Wahrscheinlich mochte er sie noch nicht einmal. Sex. Das war das Einzige, was ihn interessierte.
Sie musste zugeben, dass sie sich im Bett hervorragend verstanden hatten. Noch nie hatte sie eine so leidenschaftliche Nacht verbracht. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass zwischen Mann und Frau so etwas möglich war. Die perfekte Übereinstimmung, ein Feuer, das lichterloh brannte. Reichte das für eine glückliche Ehe? Bestimmt nicht. Es verband sie nur Sex, mehr nicht. Keine gute Basis für ein gemeinsames Leben, dachte sie.
Er hatte sie nur geheiratet, um seinen Vater in die Schranken zu weisen.
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