Romana Exclusiv Band 0183
freundliches Wort. Ihre Ausstrahlung war faszinierend, und sie schien förmlich aufzublühen. Dominic wurde an einen funkelnden Diamanten erinnert, nach dem sich alle umdrehten.
„Wohl eher billiger Modeschmuck“, würden viele seiner Bekannten sagen.
Dominic wusste es besser. Sierra war kostbarer als das teuerste Juwel, das es auf dem Markt zu kaufen gab.
„Was hat er sich nur dabei gedacht?“ Dominic drehte sich um und entdeckte Sylvia Ponsonby-Merrill, eine Bekannte seiner Mutter aus dem Bridgeclub, die Sierra mit zusammengekniffenen Augen von oben bis unten verächtlich betrachtete.
„Das weiß ich auch nicht.“ Auch diese Stimme kannte er. Jünger. Honigsüß. Kultiviert. „Ich wette, er hat nicht gedacht – jedenfalls nicht mit seinem Gehirn.“ Marjorie! Die Frau, die von ihm einen Ehering im Austausch gegen Sex gefordert hatte. Was für eine kleine, billige Rache, dachte er wütend und wandte sich ab.
Seine Frau unterhielt sich gerade mit Talitha Thomas. Ihr verstorbener Mann war ein enger Freund seines Vaters gewesen. Die alte Dame tätschelte Sierra die Hand und strahlte sie an. Die erwiderte das Lächeln. Bestimmt hatte sie gehört, was Marjorie eben gesagt hatte. Dominic hätte dieses rachsüchtige Weib am liebsten erwürgt. Ob sie wohl schwimmen konnte? Hoffentlich war der Abend bald vorbei! Er wusste nicht, wie lange er sich noch unter Kontrolle haben würde.
Zuerst war es einfach nur furchtbar. Wie am ersten Tag im Kindergarten, wenn man keinen kannte und niemand mit einem spielen wollte. Aber so leicht ließ Sierra sich nicht aus der Fassung bringen. Sie übernahm die Initiative und ging auf die Menschen zu. Jeder Gast war interessant. Egal, ob jung, ob alt, Frau oder Mann, unsympathisch oder nicht, Sierra brachte allen die gleiche Wertschätzung entgegen. Die meisten Gäste antworteten höflich, aber zurückhaltend. Sie ließ sich nicht entmutigen. In vielen Fällen gelang es ihr, das Eis zu brechen.
Doch nicht bei allen. Was scherte es sie? Nichts, dachte sie traurig. Sie konnte nur den Gedanken nicht ertragen, dass Dominic ihretwegen von seinen Freunden und Geschäftspartnern abgelehnt und mitleidig belächelt wurde.
Aber es gab doch auch Lichtblicke. Tally Thomas zum Beispiel. Sierra war außer sich vor Freude, als sie die lebendige und achtzig Jahre alte Dame unter den Gästen entdeckte. Sie war eine von Sierras ersten Kundinnen in dem kleinen Friseursalon in der Madison Avenue gewesen. Mrs. Thomas war von ihren Künsten so begeistert gewesen, dass sie Sierras Stammkundin geblieben war, bis sie, Sierra, nach Paris gegangen war. Sie hatte sich sogar bereit erklärt, ihr einige Französischstunden zu geben, damit sie sich in dem fremden Land besser zurechtfand.
Sierra war der alten Dame immer noch dankbar für ihre Freundlichkeit. Sie begrüßte sie überschwänglich. Mrs. Thomas schüttelte ihr die Hand. „Wie schön, Sie wiederzusehen, meine Liebe! Wenigstens einer von Douglas’ Söhnen scheint ja ein Fünkchen Verstand zu besitzen.“
Sierra beobachtete Dominic aus den Augenwinkeln. Er war wütend, das sah sie sofort. Auch sie hatte die Kommentare der beiden Frauen gehört, die direkt hinter ihnen standen. Sollten sie doch! Sie würde sich jedenfalls nichts anmerken lassen. Diese Blöße würde sie sich nicht geben.
„Darf ich dir meine Sekretärin Shyla vorstellen?“ Dominic hatte sich wirklich gut unter Kontrolle. Seine Stimme klang ganz ruhig.
Sierra gab der anderen Frau die Hand. „Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen. Wie geht es Deirdre? Mag sie ihre Yankee-Mütze?“
Shyla lachte. Die beiden verstanden sich sofort. Es dauerte nicht lange, und sie unterhielten sich angeregt über Dominic, dem das sichtlich peinlich war.
Wenig später kam Mariah auf sie zu. „Das Büfett ist angerichtet.“
„Alles okay?“, fragte Dominic seine Frau besorgt.
„Ja.“ Sierra nickte. Es ging ihr gut.
Sie hatte doch gesagt, dass alles in Ordnung sei. Warum war sie dann plötzlich verschwunden? Sie hatten gegessen und die obligatorische Hochzeitstorte angeschnitten. Sierra hatte die ganze Zeit gelächelt. Dann war sie auf die Damentoilette gegangen, und seitdem hatte er, Dominic, sie nicht mehr gesehen.
„Du solltest unten im Salon sein. Alle warten auf euch. Die Braut und der Bräutigam müssen den Tanz eröffnen.“ Rhys hatte das Deck betreten. Dominic blieb stehen. Er war unruhig hin und her gegangen und hatte nach Sierra Ausschau gehalten. Wo, zum Teufel, war sie?
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