Romana Exclusiv Band 0183
schon darauf, die Leute reihenweise über Bord zu werfen.
Freitagabend, achtzehn Uhr. Die Stunde der Wahrheit. Vor dreißig Minuten waren sie an Bord gegangen.
„Das soll eine Jacht sein?“Verblüfft hatte Sierra am Hudson-River-Pier gestanden. „Kreuzfahrtschiff wäre passender!“
Dominic hatte sie angelächelt. Nach außen war er ruhig, aber sie spürte, dass er genauso aufgeregt war wie sie. Sie fragte sich allerdings, warum. Immerhin waren es seine Freunde und Kollegen, die heute eingeladen waren. Fairerweise musste sie zugeben, dass Dominic sie so lange nach ihren Bekannten ausgefragt hatte, bis sie ihm einige Namen genannt hatte. Finn, Izzy, die Kinder, Chloe, Gibson, Brendon und noch drei andere Paare, unter ihnen Sam und Josie Fletcher mit ihrem Sohn Jake. Sie alle würden kommen. Natürlich auch Rhys, Mariah und Dominics Bruder Nathan.
Aber die größte Überraschung hatte er ihr bis heute Nachmittag verschwiegen. „Ich habe deine Eltern eingeladen, und sie haben zugesagt.“ Als er ihr erstauntes Gesicht sah, runzelte er die Stirn. „Ich hoffe, es ist dir recht? Immerhin sind es meine Schwiegereltern. Es gehört sich nun einmal nicht, sie auszuschließen.“
Es gehörte sich nicht … Genau das war das Problem.
Normalerweise lebte Sierra in den Tag hinein und tat nur das, was sie für richtig hielt. Konventionen interessierten sie nicht. In Dominics Welt war alles anders. Sie wollte ihn nicht enttäuschen oder in Verlegenheit bringen. Denn sie liebte ihn und wollte nicht, dass er es bereute, sie zur Frau genommen zu haben. Auch wenn es ihr schwerfiel – sie würde versuchen, sich die nächsten sechs Stunden wie eine Debütantin beim Abschlussball zu benehmen. Sie würde es durchstehen. Dominic zuliebe.
Vielleicht hätte sie sich die Haare doch schwarz färben sollen. Es wäre ihr kein Zacken aus der Krone gebrochen. Bei Mariahs Hochzeit hatte sie blond getragen. Sie hatte nicht die Aufmerksamkeit von hundert leicht zu beeindruckenden Kleinstädtern auf sich ziehen wollen, denn es war der große Tag ihrer Schwester gewesen. Nichts sollte von der Braut ablenken. Heute aber stand sie, Sierra, im Mittelpunkt.
Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihre Haarfarbe zu ändern. Vielleicht hätte es das Ganze einfacher gemacht, aber sie war noch nie den leichten Weg gegangen. Seht her, hätte sie am liebsten gerufen, so bin ich eben! Sie würde sich nicht verleugnen, egal, was auch geschehen würde.
Deshalb trug sie das Haar immer noch lila. Sie hatte es gebürstet, bis es glänzte, und dann einen breitkrempigen Hut aufgesetzt, da sie die meiste Zeit draußen an Deck verbringen würde. Ihr gelbes Seidenkleid war eng, kurz und stand ihr fantastisch. Es wurde von Spaghettiträgern gehalten und war hochgeschlossen.
„Es geht los.“ Rhys kam auf sie zu. Sie stellten sich in einer Reihe auf. Wenn die Gäste das Schiff betraten, würden sie von Sierra, Dominic, Douglas Wolfe und Sierras Eltern begrüßt werden.
„So kann jeder die Braut bewundern. Es wird nicht lange dauern. Danach könnt ihr euch unters Volk mischen. Um acht gibt’s Abendessen, und danach kann getanzt werden.“ Dominics Vater schenkte Sierra ein aufmunterndes Lächeln. „Du siehst heute Abend wirklich gut aus, meine Liebe.“ Er schien das Lob ernst zu meinen.
Sierra bedankte sich bei ihrem Schwiegervater, legte dann die Hand auf Dominics Arm und atmete tief durch.
„Alles klar?“ Es klang fast so, als wäre ihr Mann besorgt um sie.
„Ja.“ Und das war nicht gelogen. Sie fühlte sich schon viel besser.
Keiner der Gäste hatte den Mut, sich offen über Sierra lustig zu machen. Dafür waren sie alle zu gut erzogen. Sie würden nie auf die Idee kommen, ihr direkt ins Gesicht zu sagen, was sie von ihr hielten. Und sie würden auch nicht so unhöflich sein und sie einfach ignorieren.
Doch Dominic kannte sie besser. Er konnte zwischen den Zeilen lesen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie grüppchenweise zusammenstanden und tuschelten. Nachdem die erste Schrecksekunde vorbei war, schüttelten vor allem die Frauen missbilligend die Köpfe. Natürlich. Damit hatte er rechnen müssen.
Dominic ließ sich nichts anmerken. Er lächelte höflich, küsste den Damen formvollendet die Hand und machte Konversation. Die ganze Zeit hatte er nur einen Gedanken: Hoffentlich merkte Sierra nichts!
Sein Stoßgebet schien erhört worden zu sein. Sie verzog keine Miene, sondern begrüßte die Gäste und hatte für jeden ein
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