Romana Exklusiv 0176
damals geschäftlich in Hongkong gewesen.
Da sie zu jener Zeit ihren Umzug in eine neue Wohnung vorbereitete, der Verlust ihres Jobs ihr die Mietzahlungen allerdings unmöglich machte, musste sie zwangsläufig ihre Zelte abbrechen und bei ihrer Schwester um Unterschlupf bitten.
Glücklicherweise waren Roger und Winona gerade aus Frankreich zurückgekehrt. Wenn die beiden nicht nach Oxfordshire gezogen wären, weil es Rogers Vater schlecht ging, wäre sie wohl obdachlos gewesen. Schließlich war sie drei Monate zuvor vom College abgegangen und hatte noch keine Gelegenheit gehabt, Rücklagen für Notfälle zu bilden.
Wenige Wochen später dann musste sie feststellen, dass ihre Karriere nachhaltiger ruiniert war, als sie befürchtet hatte: Sie war schwanger. Aus dieser Nacht der Leidenschaft und Gedankenlosigkeit war ein Kind hervorgegangen – Cesares Kind. Mina war verzweifelt. Tagelang, nächtelang grübelte sie, was sie tun sollte. Schließlich gelangte sie zu dem schmerzlichen Entschluss, das Baby nach der Geburt zur Adoption freizugeben.
„Warten wir erst mal ab“, hatte Winona sie beruhigt. Und als Susie dann geboren war und sie sie in den Armen hielt, war an Adoption überhaupt nicht mehr zu denken gewesen. Dieses wunderbare Geschöpf würde sie nie mehr hergeben. Seit drei Jahren nun verwandte sie all ihre Kraft darauf, Susie ein möglichst schönes Leben zu bieten. Das beinhaltete aber auch, dass sie seit über zwei Jahren die Woche über von ihr getrennt war. Susie lebte bei Winona und ihrer Familie, während sie, Mina, in London arbeitete. So gut und richtig diese Lösung für Susie sein mochte, ihr brach es jedes Mal das Herz, wenn sie wegfahren musste.
Und Cesare? Sie hasste ihn, und trotzdem passierte etwas mit ihr, wenn er sie in die Arme nahm. Er war so grob, so gemein und so ungerecht gewesen, doch sie war ihm wieder in die Arme gesunken. Er weckte eine Leidenschaft in ihr, die sie nur in seiner Nähe spürte und die ihren Verstand ausschaltete.
Sie verachtete sich selbst dafür, dass sie bei der kleinsten Berührung von ihm die Kontrolle verlor. Hatte sie für dieses Verlangen nicht vor vier Jahren schon einen viel zu hohen Preis zahlen müssen? Warum konnte sie sich dem immer noch nicht entziehen? Dabei war damals klar gewesen, dass es ihm nur um Sex gegangen war. Es waren höchstens fünf Minuten nach dem ersten Kuss vergangen, da hatten sie im Bett gelegen. Und sie, Mina, hatte geglaubt, dass Cesare von derselben Leidenschaft und Liebe getrieben war wie sie!
Inzwischen war sie allerdings älter – und hoffentlich auch klüger. Heute Abend hatte er sie überraschen und mit seinen Vorwürfen wehrlos machen können. Das würde nicht wieder passieren.
Morgen würde sie zur Arbeit gehen. Diesen Entschluss wiederholte Mina in Gedanken immer wieder, bevor sie sich erschöpft ins Bett legte.
Wer war Cesare denn, dass er ihr die Arbeit verbot? Nicht genug damit, dass er sie eines Vergehens beschuldigte, das sie nicht begangen hatte. Er wollte ihr auch noch untersagen, ihren und Susies Lebensunterhalt zu bestreiten.
Vier Jahre lang hatte er geschäumt vor Wut. Die Vorstellung verschaffte Mina eine gewisse Befriedigung. Wenn sie allerdings überlegte, wie die ganze Sache von seiner Warte aussehen musste, wurde ihr sofort unbehaglich zumute.
Für einen Mann wie Cesare gab es kaum etwas Schlimmeres als die Vorstellung, von einer Frau zum Narren gehalten worden zu sein. Das kam einem Angriff auf seine Männlichkeit gleich.
Er war zutiefst verletzt, daran bestand kein Zweifel. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie zu erpressen – geschweige denn sie in sein Bett zu zwingen!
Mina telefonierte gerade, als Edwin Haland gegen elf Uhr das Büro betrat. Er sah müde und angespannt aus. Außerdem mied er ihren Blick, als er an ihrem Schreibtisch vorbei in sein Büro ging. Wenige Minuten später rief er sie zu sich.
Er räusperte sich umständlich, ehe er begann: „Ich hatte heute Morgen einen Termin bei Falcone Industries. Nach dem gestrigen Vorfall hielt ich es für angebracht, mich nach den Ursachen für Mr. Falcones Widerwillen gegen Ihre Person zu erkundigen.“
Sie wurde blass. „Meine Erklärungen haben Ihnen also nicht genügt?“
„Nehmen Sie es bitte nicht persönlich“, sagte er sichtlich unglücklich. „Ich habe mich nur gefragt, warum Sie nie erwähnt haben, dass Sie einmal für Cesare Falcone tätig waren.“
Mina schwieg. Wie wollte sie ihm erklären, dass ein
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