Romana Exklusiv 0176
hast, aber wo ist der Rest?“
Fünfzigtausend? Mina erschrak. Einen Monat nach ihrer Entlassung bei Falcone Industries war dieser Betrag tatsächlich auf ihrem Konto eingegangen. Sie hatte der Bank damals mitgeteilt, dass es sich um einen Irrtum handeln müsste. Da man darauf beharrte, dass kein Irrtum vorläge, hatte sie einen Moment lang geglaubt, Cesare hätte ihr das Geld womöglich überwiesen – um sein Gewissen zu beruhigen. Diese Idee hatte sie allerdings gleich wieder verworfen. Wenige Wochen später hatte ein Bankangestellter sie informiert, dass es sich doch um einen Irrläufer gehandelt hätte, und das Geld war wieder verschwunden.
„Woher weißt du, was auf meinem Konto war?“, erkundigte Mina sich skeptisch.
„Sagen wir, ich habe da meine Quellen. Vielleicht solltest du jetzt endlich die Wahrheit sagen“, schlug er vor.
Tiefe Bitterkeit überkam sie. Irgendjemand hatte alles so dargestellt, dass Cesare sie für eine Betrügerin halten musste. Aber wer?
„Was hast du in den zwei Jahren gemacht, bevor du bei Earth Concern angefangen hast? Reisen? Partys?“
Nein, eine Party war das im Kreißsaal bestimmt nicht gewesen. Und auch die Zeit anschließend nicht. Sie, Mina, hatte sich und ihrer Familie beweisen wollen, dass sie es mit Susie allein schaffen könnte. Sie hatte zahlreiche schlechte Jobs angenommen, die sie dann wieder verloren hatte, weil die billigen Babysitter zu unzuverlässig waren.
Obwohl sie in diesen Monaten beinah verhungert wäre, hatte sie auf keinen Fall staatliche Unterstützung beantragen wollen, da die Behörde unweigerlich versucht hätte, den Kindsvater zur Unterhaltszahlung zu zwingen. Und sie hatte um jeden Preis verhindern wollen, dass Cesare etwas von dem Kind erfuhr. Also war sie kleinlaut zu Roger und Winona zurückgekehrt.
„Partys also“, entschied Cesare und musterte sie nun ausgesprochen aufmerksam.
Trotzig warf sie den Kopf zurück. „Warum nicht?“
„Mit wem?“
Mina zuckte die Schultern. War er etwa eifersüchtig? Wenn er es war, dann bedeutete es, dass er sie immer noch begehrte. Doch sie war nicht mehr so naiv, körperliches Begehren mit Liebe zu verwechseln. Es verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung, dass er offensichtlich litt.
„Ich fragte, mit wem“, wiederholte er.
„Was geht dich das an?“
„Ich will es wissen. Und ich will wissen, was du an den Wochenenden machst und wie viele Männer du in der Zwischenzeit hattest.“
„Wie viele Frauen hattest du denn?“, konterte sie scharf.
Er atmete tief durch und machte einen Schritt auf sie zu. „Mit welchem Mann verbringst du deine Wochenenden?“
Mina dachte unwillkürlich an Baxter Keating, Rogers Großvater. Er lebte bei Roger und Winona. Sie kannte Baxter seit ihrem dritten Lebensjahr. Er war ein freundlicher alter Herr, mit dem sie an den Wochenenden viel Zeit verbrachte. „Er ist älter als du“, sagte sie, um Cesare zu provozieren.
„Verheiratet?“, fragte er rau. Es hatte funktioniert.
„Verwitwet.“
„Wird er dich heiraten?“
„Nein.“
„Aber du fährst jedes Wochenende zu ihm, und …“ Er raufte sich wütend das dunkle Haar. „… und du lebst mit ihm zusammen.“ Hätte sie ihm gesagt, dass sie regelmäßig an wilden Orgien teilnahm, wäre er sicher kaum entsetzter gewesen. „Bezahlt er dir deine teure Garderobe?“
„Ja.“ Das war nicht einmal gelogen, weil Roger, der Winonas Kleider bezahlte, für seinen Großvater arbeitete.
„Du hast dein ganzes Geld verbraucht?“
Mina nickte. Nach allem, was Cesare ihr angetan hatte, war es nur gerecht, wenn sie ihn jetzt ein wenig quälte.
„Und du schämst dich nicht einmal! Du bist …“ Ihm fehlten offenbar die Worte.
„Unmoralisch?“, half sie ihm aus.
„Nein, das ist zu milde ausgedrückt. Dein Lebenswandel grenzt an Prostitution.“ Seine Stimme bebte.
Mina wollte ihm auf keinen Fall widersprechen. Vielleicht konnte sie ihn so dazu bringen, dass er endlich ging.
„Haland?“, fragte er.
„Nein!“
„ Madre di Dio, wenigstens das nicht. Du wirst diesen anderen Mann nicht wieder sehen“, befahl er drohend. „Außerdem wirst du mich nie mehr beleidigen, indem du von dieser Liaison sprichst.“
Mina errötete. Sie verstand nicht, worauf er hinauswollte. „Ich …“, begann sie, aber er fiel ihr ins Wort.
„Kein Wort mehr! Dio, wie bringst du es fertig, so etwas einfach zuzugeben? Hättest du mich nicht anlügen können?“ Cesare fluchte auf Italienisch. Dann fasste er sich wieder.
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