Romana Exklusiv 0176
erste Monat vorüber war, hatte Mina drei große Probleme. Das Erste war, dass Sandro Falcone nicht locker ließ und stattdessen immer aufdringlicher wurde. Das Zweite war, dass sie sich mit nie gekannter Leidenschaft zu Cesare hingezogen fühlte. Und das Dritte war, dass er ihre Karriere weit weniger förderte, als sie es sich wünschte. So flog er geschäftlich quer durch Europa, ohne sie auch nur ein einziges Mal mitzunehmen. Dafür ließ er sich hin und wieder gern von ihrer Sekretärin begleiten.
Als Mina ihn eines Tages darauf ansprach, meinte er nur: „Hatte ich Ihnen gesagt, dass ich Sie mit ins Ausland nehmen würde?“
„Nein, nicht direkt.“
„Nun, dann haben Sie vielleicht ein grundsätzliches Problem mit Ihrer Position bei uns?“ Dabei warf er ihr einen Blick zu, als würde es ihn freuen, wenn es so wäre.
Im zweiten Monat wurde er von Tag zu Tag unausstehlicher. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon hoffnungslos in ihn verliebt. Sie machte viele Überstunden, die sie zumeist allein mit ihm im Büro verbrachte.
Im dritten Monat blieben die Kalendereintragungen von Verabredungen mit anderen Frauen aus. Immer häufiger passierte es ihr, dass sie von ihrem Schreibtisch aufblickte und merkte, wie er sie beobachtete. Die goldenen Punkte in seinen dunklen Augen tanzten, und sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Wusste er etwa, wie es in ihr aussah?
In jener letzten Nacht dann hatte er sie in das Penthouse gebeten, das im obersten Stock des Falcone-Gebäudes lag. Sie hatten einige abschließende Notizen zu dem jüngsten Geschäftsabschluss aufgenommen. Alle anderen Mitarbeiter waren bereits gegangen.
Nachdem sie fertig waren, bot Cesare ihr ein Glas Champagner an. Er reichte es ihr und betrachtete sie nachdenklich. „Ich geb’s auf“, sagte er plötzlich, nahm sie stürmisch in die Arme und küsste sie, wie sie noch nie geküsst worden war.
Das Glas fiel ihr vor Schreck aus der Hand. Cesare küsste sie immer wieder, immer leidenschaftlicher. Später konnte sie sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie sie ins Schlafzimmer gekommen waren. Nach ihrem Empfinden lag sie nur wenige Minuten später auf seinem großen Bett. Doch so zügellos seine Zärtlichkeiten auch waren, so behutsam war er zugleich. Er hatte anscheinend sofort gemerkt, dass er ihr erster Liebhaber war. Und er ist der wunderbarste Liebhaber, den ich je haben werde, dachte Mina, als sie jetzt auf der Bank vor dem Haus saß.
„Ich trenne immer Arbeit und Vergnügen, cara“, hatte er danach gesagt. „Aber das hier ist etwas anderes.“
Sie hatte nicht verstanden, was er damit meinte, doch ehe sie nachfragen konnte, hatte er sie erneut verführt. In dieser Nacht hatten sie sich immer wieder geliebt, als wollten sie nie mehr voneinander lassen.
Es war schon früher Morgen, als sie erschöpft vor Glück in seinen Armen gelegen und er ihr von einem Geschäft erzählt hatte, das unmittelbar vor dem Abschluss stand. Das musste die „Insiderinformation“ gewesen sein, die er meinte. Sie war über dem angenehmen Klang seiner tiefen Stimme mit diesem melodischen Akzent eingeschlafen, sodass sie sich an nichts erinnerte.
Hätte ich damit Insiderhandel treiben wollen, wäre ich nicht sehr weit gekommen, überlegte Mina verbittert.
Am nächsten Morgen war sie allein aufgewacht. Ihre erste Reaktion war Panik gewesen, da sie nicht wusste, was Cesare jetzt von ihr dachte. Ihre Furcht wurde noch geschürt durch die Begegnung mit Sandro, der sie entsetzt anblickte, als sie aus dem Schlafzimmer seines Bruders trat.
„Sieh an, die Karrierefrau macht sich lächerlich!“, spottete er und betrachtete sie ungläubig. „Tja, dann sollte Ihnen vielleicht mal jemand erklären, dass mein sauberer großer Bruder nichts von Büroaffären hält. Er glaubt, dass sie schlecht fürs Geschäft sind. Deshalb hat er allen hier mit Kündigung gedroht, falls sie etwas mit Ihnen anfangen sollten.“
„Ich glaube Ihnen kein Wort“, hatte sie erwidert.
„Sollten Sie aber, denn Cesare hält sich an seine Regeln. Sie werden Ihre Kündigung schneller auf dem Tisch haben, als Ihnen lieb ist, Sie gerissenes kleines Luder!“
Mühsam riss Mina sich aus ihren Erinnerungen und lauschte dem aufgeregten Vogelgezwitscher, das die sommerliche Abendluft erfüllte. Plötzlich hörte sie kleine, tapsige Schritte. „Mummy?“
Susie kam schüchtern an der Hauswand entlang auf sie zu und blickte sie ängstlich an. Mina breitete die Arme aus, brachte allerdings
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