Romana Exklusiv 0176
Sie werden Anthea lieben.“
Unsicher sah Merry ihn an. „Aber wird sie mich lieben?“
„Als meine Freundin wahrscheinlich nicht. Aber wenn – falls – sie die Wahrheit erfährt, bestimmt.“
Merry runzelte die Stirn. „Warum wird sie mich als Ihre Freundin nicht mögen?“, fragte sie misstrauisch.
„Ich habe nicht gesagt, sie wird Sie nicht mögen. Ich sagte, sie wird Sie nicht lieben“, erklärte er mit jenem hinreißenden Lächeln, das Merry so aus dem Gleichgewicht brachte. „Aus irgendeinem Grund scheint Anthea zu glauben, dass keine meiner Freundinnen gut genug für mich sei.“
„Vielleicht sind sie es nicht.“
Gideon hatte den verletzenden Unterton sehr wohl bemerkt. „Anthea zeigt nur mütterliche Besorgnis.“
„Wie kann sie denn mütterliche Gefühle für Sie hegen, wenn sie nur vier Jahre älter ist als ihr Stiefsohn?“
„Was soll das heißen?“
Merry wich seinem Blick aus. „Nichts. Sie ist eben nur vier Jahre älter als Sie“, wiederholte sie trotzig. Gleichzeitig wurden ihre Wangen dunkelrot.
„Ja“, bestätigte Gideon zornig. „Und seit zwölf Jahren ist sie meine Mutter.“
Er hatte eine drohende Haltung eingenommen, und Merry wandte sich ab. Sie war neugierig, hätte gern mehr über Gideons Beziehung zu ihrer Mutter erfahren. Doch aus ihm war nichts mehr herauszubekommen. Konnte überhaupt ein Mann eine fast gleichaltrige Frau als Mutterfigur betrachten? Anthea war jung genug, um Gideons Frau zu sein.
Etliche Yachten lagen im Hafen von Piräus, und Merry überlegte aufgeregt, auf welcher sie reisen würden. Alle diese Boote sahen so prächtig aus.
Gideon bezahlte den Fahrer. Ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht, als sich ihnen ein dunkelhaariger Mann näherte.
„Niko!“
Die beiden Männer umarmten sich, schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. Merry stand daneben, beobachtete sie und stellte Vergleiche an. Außer Niko befanden sich noch etliche gutaussehende Männer hier im Hafen. Doch Gideon, obwohl kaum anders gekleidet, fiel sofort auf. Es war etwas Besonderes um ihn.
Er hatte zu Niko in fließendem Griechisch gesprochen. Wenn er etwas beherrscht, dann gründlich, dachte Merry. Nun erst bemerkte sie, dass die beiden Männer über sie sprachen, denn Nikos Blick glitt immer wieder bewundernd über ihre schlanke Gestalt.
„ Ne“, lachte Gideon, als Niko eine Bemerkung machte.
„Was hat er gesagt?“
„Ich sagen, Sie hübsche junge Dame, und Gideon, er sagen auch“, erklärte Niko in etwas holprigem, aber gut verständlichem Englisch.
Merry lächelte erleichtert. „Danke.“
„Griechisch heißt es efharisto“, erklärte Niko freundlich.
„ Efharisto?“
„Sehr gut.“
„Merry ist wesentlich vertrauter mit dem Wort ohi“, mischte Gideon sich ein.
„Dann solltest du vielleicht öfter parakalo sagen“, lachte Niko. Immer noch schmunzelnd, nahm er die Koffer und ging voran.
„Was hat er gesagt? Was haben Sie gesagt?“ Merry wurde das Gefühl nicht los, wieder einmal verspottet worden zu sein.
„Ich habe ihm gesagt, du benutzt sehr gern das Wort ‚nein‘“, erklärte er belustigt. „Er riet mir, öfters ‚bitte‘ zu sagen.“
Welche Rückschlüsse mochte Niko aus diesen Worten gezogen haben? Merry spürte heftigen Ärger in sich aufsteigen.
„Du bist jetzt meine Freundin, denk daran.“
Heftig entzog sie ihm ihren Arm. „Freundin, nicht Frau!“
Er zuckte die Achseln. „Für mich ist das dasselbe. Ich habe seit Jahren keine platonische Beziehung zu einer Frau gehabt.“
„Das kann ich mir denken!“, grollte Merry. „Nun, dies wird mit Sicherheit eine platonische Beziehung bleiben.“
„Das bezweifle ich nicht. Aber zumindest muss ich von dir ein wenig Mitarbeit erwarten. Nun“, fragte er in wesentlich besserer Stimmung, „was hältst du davon?“
Die leuchtend weiße Yacht war unwahrscheinlich groß. Etliche Mitglieder der zahlreichen Mannschaft begrüßten Gideon ebenso vertraut, wie Niko es wenige Minuten vorher getan hatte.
„Aber …“
Gideon lachte. „Nicht ganz das, was du erwartet hast, nicht wahr?“
„Das weißt du ganz genau!“ Merry war es allmählich leid, immer die Quelle seiner Belustigung zu sein. „Ich dachte, wir reisen mit einem der kleineren Boote. Du wusstest es!“, fügte sie anklagend hinzu.
„Ja“, nickte er und führte sie eine Treppe hinab zu den Kabinen. „Aber diese Yacht ist viel komfortabler.“
Das war offensichtlich. Im Vorbeigehen erhaschte Merry den Blick auf
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