Romana Exklusiv 0176
dort die Villa eines Freundes. Ich bin froh, dass wir zu spät gekommen sind.“
„Warum?“ Hatte etwa auch Gideon Angst vor ihrer ersten Begegnung mit Anthea?
„Astra hat ein recht besitzergreifendes Wesen“, grinste er.
„In anderen Worten: Sie ist an dir interessiert, und du erwiderst ihre Gefühle nicht“, erkannte Merry.
Gideon war nicht im Geringsten verlegen. „Nun, ein einziges Mal habe ich mich nicht ablehnend verhalten“, gestand er.
„Das ist schamlos!“
„Konnte ich damals nicht finden. Aber das ist zehn Jahre her. Unglücklicherweise gibt Astra niemals auf.“
„Arme Astra.“ Merry hob ihren Koffer auf das Bett, um sich frische Kleidung herauszunehmen. Sie fühlte sich total verschwitzt.
„Mach nicht zu lange“, bat Gideon. „Ich bin gleich nebenan, falls du verlorengehen solltest.“
Das war allerdings ohne weiteres möglich. Die vielen Flure waren Merry schon auf dem Weg zu ihrer Kabine verwirrend erschienen. Auf einem großen Passagierliner hätte sie wahrscheinlich wochenlang umherirren können.
Tatsächlich verirrte sie sich prompt. Zu ihrem Glück war Niko zur Stelle und brachte sie persönlich an Deck.
„Ich bringe dir deine schöne Lady zurück – wenn auch ungern“, sagte Niko, als Gideon sich lässig von einer Liege erhob.
„Danke, Niko.“ Merry trug ein knappes Sonnentop, und Gideon legte seinen nackten Arm um ihre Taille. Bei dieser Berührung wäre sie am liebsten sofort entwischt, doch er hielt sie fest im Griff. Anerkennend betrachtete er ihre Gestalt. „Ich werde in Zukunft besser auf sie aufpassen.“
„Das solltest du auch“, erklärte Niko, „sonst wird sie dir noch jemand wegnehmen.“
„Keine Chance. Nicht wahr, Liebling?“
Merry kuschelte sich an ihn. „Keine“, flüsterte sie.
Ein Lächeln zuckte um seinen Mund. „Nicht schlecht gespielt“, murmelte er in ihr Ohr. „Wir brechen jetzt auf. Bis später, Niko.“
Sobald sie wieder unbeobachtet waren, machte Merry sich von Gideon los. „Sind alle Mitglieder der Mannschaft Griechen?“
„Einige. Ein paar sind Engländer, manche Amerikaner. Wir haben keine Vorurteile. Und alle kommen bestens miteinander aus“, nahm er ihre nächste Frage vorweg.
Das Taxi fuhr sie durch die Straßen Athens. Die Geschäfte waren zu Merrys Verwunderung immer noch geschlossen.
„Samstags schließen alle Läden um halb zwei“, erklärte Gideon. „Aber auch an den anderen Wochentagen hätten sie jetzt noch nicht wieder geöffnet. Die Mittagspause dauert hier bis halb fünf, manchmal länger.“ Dann kam ihm ein Verdacht. „Du wolltest mich doch nicht etwa zu einem Einkaufsbummel überreden, oder?“
Merry gab sich verärgert. „Das ist aber nicht die Haltung eines ergebenen Verehrers“, kritisierte sie.
„So ergeben bin ich nun auch wieder nicht.“
Sie lachte. „Das habe ich auch nicht erwartet. Oh, was ist das?“, rief sie beim Anblick eines riesigen Torbogens.
„Das Tor des Hadrian. Es bildet gewissermaßen die Grenze zwischen der von den Griechen erbauten Altstadt und dem von den Römern unter Hadrian errichteten Teil.“
Merry verrenkte sich fast den Hals. „Derselbe Hadrian, der die Mauer in England gebaut hat?“
„Derselbe.“
Als sie sich der Akropolis näherten, konnte Merry in der Ferne die Umrisse der Berge erkennen. Die Luft flimmerte vor Hitze.
„Ich hatte keine Ahnung, dass Athen von Bergen umgeben ist.“
„Athen befindet sich in einem Becken mit der Ägäis auf der einen Seite und den Bergen rundherum.“
Das Taxi hielt jetzt am Fuße der gewaltigen Felsen. Gideon bezahlte den Fahrer, während Merry ihre Kamera auspackte.
„Von oben kannst du bessere Bilder machen.“ Gideon stützte sie am Ellbogen, und gemeinsam begannen sie den steilen Aufstieg.
Bei der Besichtigung der Ruinen war Merry überwältigt. Es war unmöglich, alle diese Eindrücke aufzunehmen. So machte sie Dutzende von Aufnahmen, um das, was sie jetzt nicht verarbeiten konnte, zu Hause noch einmal in Ruhe zu betrachten.
„Stell dich dort hinüber.“ Gideon nahm ihr die Kamera ab und fotografierte sie. „Lass mir einen Abzug machen, wenn die Bilder entwickelt werden.“
„Warum?“, fragte sie misstrauisch.
„Der Parthenon ist ein Tempel der Göttin Athene, der Jungfrau. Deine Gestalt vor diesem Tempel kommt mir sehr witzig vor.“
„Wahrscheinlich kann man von einem Zyniker wie dir nur geschmacklose Bemerkungen erwarten“, erwiderte Merry eisig. „Die Schönheit dieser Architektur hier
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