Romana Exklusiv 0176
er. „Außerdem haben Sie einen entschiedenen Nachteil. Obwohl mir noch reichlich andere Minuspunkte einfallen“, fügte er unliebenswürdig hinzu.
Ärgerlich blickte Merry auf. „Was meinen Sie?“
„Sie haben ein zu heftiges Temperament“, erklärte er so beiläufig, als sprächen sie über das Wetter. „Sie sind dickköpfig. Außerdem lehnen Sie mich immer noch ab.“
„Und das sind wohl nur die kleineren Mängel!“, spottete Merry. „Was ist also mein großer Nachteil?“
Abschätzend glitt sein Blick über ihre Gestalt, nahm jede Einzelheit an ihr wahr. Das lange, schimmernde schwarze Haar, das zarte Make-up, welches ihre hohen Wangenknochen und ihre grünen Augen betonte, das figurbetonte grüne T-Shirt und die hautengen Jeans. Merry sah genau aus, wie man es von einem Mädchen, das Ferien macht, erwarten konnte. Warum also dieser Blick?
„Es ist Ihre Jugend“, erklärte er direkt. „Ich bin vierunddreißig und habe mich niemals mit einer Zwanzigjährigen abgegeben.“
„Außer, als Sie zwanzig waren.“
Er ignorierte ihren Sarkasmus. „Ich habe stets Frauen um die dreißig bevorzugt, die wissen, was sie vom Leben erwarten, und diese Erwartungen nicht mit Liebe und Romantik verwechseln.“
„Sie sprechen über Sex?“
„Ja.“
„Vielleicht sollten Sie einmal versuchen, die Sache von meinem Standpunkt aus zu sehen“, schlug sie mit gefährlich sanfter Stimme vor.
„Wie meinen Sie das?“
„Auch Sie haben einen entscheidenden Fehler, der mir nicht gefällt.“
„Ach ja?“
„Ja.“ Merry lächelte honigsüß. „Mit der Unverbesserlichkeit der Jugend glaube ich nun einmal an Liebe und Romantik. Ein Zyniker wie Sie, noch dazu in Ihrem Alter, würde mir nie gefallen.“
Einige Minuten herrschte Schweigen. Merry wagte kaum zu atmen. Plötzlich begann Gideon zu schmunzeln, dann lachte er laut heraus.
„Ich habe noch einen Punkt bei der Aufzählung Ihrer Fehler vergessen“, erklärte er. „Sie sind so direkt, dass es beinahe rücksichtslos ist.“
Merry war erleichtert, weil er ihre Bemerkung nicht übel nahm. „Sie sind genauso“, erwiderte sie kurz.
Strahlend lachte er sie an, und Merry erlag sofort seinem Charme. Ihr Herz klopfte plötzlich heftiger.
„Wollen wir noch einmal von vorn anfangen, Meredith?“, fragte er einlenkend.
Wie verhängnisvoll könnte dieser Mann für mich werden, falls es ihm je einfallen sollte, mich nicht mehr wie ein Kind zu behandeln, dachte Merry. Aber das war höchst unwahrscheinlich.
„Wir können es versuchen“, sagte sie zweifelnd. „Die meisten Leute nennen mich Merry“, fügte sie einladend hinzu.
„Und die meisten Leute, die mich nicht gerade für einen alten Zyniker halten, nennen mich Gideon. Unsere Beziehung hatte einen schlechten Start. Aber da wir durch die Heirat unserer Eltern irgendwie verwandt sind, müssen wir versuchen, miteinander auszukommen.“ Er war jetzt sehr ernst. „Besonders, falls Sie nach der ersten Begegnung mit Anthea den Wunsch haben sollten, Ihre Mutter näher kennenzulernen. Ihre Rolle als meine Freundin wird die Dinge zunächst erleichtern. Das verstehen Sie doch, nicht wahr?“
„Leider nicht.“
„Falls Sie feststellen, dass Sie Anthea nicht akzeptieren, nicht lieben können, dann werden wir unsere Romanze einfach beenden. Anthea wird dann niemals erfahren, wer Sie wirklich sind.“
Merry begriff das. Dennoch blieben Zweifel. „Sie haben gesagt, ich sehe ihr ähnlich“, gab sie zu bedenken. „Wenn sie mich nun erkennt?“
„Das wird sie nicht. Als ich Sie das erste Mal ohne dieses grässliche Make-up sah, suchte ich natürlich nach einer Ähnlichkeit mit Anthea. Ich habe sie gefunden, aber nur, weil ich danach suchte. Wenn Sie als meine Freundin auftreten, wird Anthea Sie nicht im Traum für ihre Tochter halten. Sie hat ohnedies die Hoffnung aufgegeben, Sie jemals zu finden.“
Merry schluckte. „Sie hat nach mir gesucht?“
„Als Sie sechzehn waren, ja“, nickte er. „Aber während ein adoptiertes Kind seine Eltern ausfindig machen kann, haben die Eltern nicht dieses Recht. Anthea hatte Sie freigegeben. Solange Sie selbst nicht verlangten, Ihre leibliche Mutter zu sehen, hätte keine Behörde Antheas Wunsch nachgegeben. Ich fürchte, meine eigenen Nachforschungen waren nicht ganz so legal wie Antheas“, fügte er hinzu.
Merry konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Gideon alle Hindernisse rücksichtslos zur Seite räumte, wenn er etwas erreichen wollte.
„Ich konnte diesen
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