Romana Exklusiv 0176
die große Ähnlichkeit mit Anthea erkennen? Sie selbst empfand sich als jüngere Kopie der anderen Frau. Da niemand eine Bemerkung darüber machte, entspannte sie sich allmählich.
Gideon lächelte. „Ich wollte Meredith heute Nachmittag für mich allein haben.“
„Das kann ich verstehen“, meinte sein Vater. „Ich hoffe, Sie werden Ihren Aufenthalt bei uns genießen, Meredith.“
„Merry“, korrigierte sie freundlich. „Die meisten Leute nennen mich Merry. Gideon liebt es hin und wieder, das Unübliche zu tun.“
Beim Klang ihrer Stimme stutzte Samuel einen Augenblick, dann aber bestätigte er: „Das habe ich an meinem Sohn auch schon bemerkt.“
„Ermutige sie nicht noch, Dad“, unterbrach Gideon. „Sie kommt sehr gut allein zurecht.“
Alle vier lachten. Merry bewunderte insgeheim die Schönheit ihrer Mutter. Allerdings schien ihr Antheas Fröhlichkeit während der Mahlzeit ein wenig gekünstelt. Auch Samuel bemerkte das. Sein Blick ruhte oft besorgt auf seiner Frau. Anthea lächelte ihm liebevoll zu, wenn sich ihre Blicke begegneten. Ihre Liebe und Zuneigung war offensichtlich. Beschämt erinnerte Merry sich daran, wie sie vor Gideon den Verdacht geäußert hatte, Anthea habe Samuel wegen seines Geldes geheiratet.
Doch sie hatte keine Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen. Linda Martin, seine Tischdame zur Linken, nahm seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch. Merrys Anwesenheit hatte sie nur mit einem kurzen Kopfnicken zur Kenntnis genommen. Ihre Konversation richtete sich ausschließlich an Gideon, den das nicht im Mindesten zu irritieren schien.
„Machen Sie sich keine Gedanken wegen Linda“, tröstete sie der Mann an ihrer anderen Seite. „Sie und Gideon sind alte Freunde.“
Merry lächelte ihm zu. Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an seinen Namen: Michael Woods. „Ich mache mir keine Gedanken. Gideon und ich sind neue Freunde.“
Michael war etwa in Gideons Alter. Sein Haar war blond, seine Augen waren blau und freundlich. Er sah gut aus und wirkte vertrauenerweckend, nicht so gefährlich wie Gideon.
„Vielleicht hat Linda eine ebenbürtige Rivalin gefunden“, flüsterte er. „Ich glaube fast, alle Frauen, außer Anthea, haben in Ihnen ihren Meister gefunden.“
„Alle?“, fragte Merry entsetzt.
„Die meisten jedenfalls. Aber, genau wie Linda, haben sie irgendwann aufgegeben und einen anderen geheiratet. Zweite Wahl vielleicht in ihren Augen, aber trotzdem gute Ehen.“
Merry spürte die Bitterkeit und Enttäuschung in seiner Stimme. Sie fragte sich, welche der reichgeschmückten Damen wohl seine Frau war. „Ich wusste gar nicht, dass Linda verheiratet ist.“
„Sie ist es nicht.“ Michael nahm einen großen Schluck Wein. „Unsere Hochzeit findet im nächsten Monat statt.“
Merry war betroffen. „Ich hatte keine Ahnung …“
„Warum sollten Sie auch?“ Er lächelte melancholisch. „Ein Arzt ist natürlich ziemlich langweilig, verglichen mit einem Filmregisseur.“
„Ach wirklich? Als Schauspielerin denkt man da häufig anders.“
„Schauspielerin?“ Er lehnte sich bequem zurück. „In welchem von Gideons Filmen haben Sie gespielt? Sie müssen verzeihen, aber ich habe nicht häufig die Gelegenheit, ins Kino zu gehen.“
Sein Spott verletzte Merry. Aber wahrscheinlich sprach aus seinen Worten nur gekränkte Eitelkeit. Lindas tiefes Lachen klang ihm in den Ohren. „Ich spiele meine Rolle nur auf dieser Kreuzfahrt.“ Merry sah Michael fest an.
Er wurde tatsächlich rot. „Zum Teufel, es tut mir leid“, seufzte er. „Ich sollte meine Eifersucht nicht an Ihnen auslassen. Ich hatte nur einfach nicht erwartet, Gideon noch einmal zu sehen, bevor Linda meine Frau ist. Aber das gibt mir nicht das Recht, Sie unfreundlich zu behandeln.“
Merry konnte ihn gut verstehen. Aus Lindas Benehmen ließ sich wirklich nicht schließen, dass sie in Kürze heiraten wollte.
„Ich bin in keinem von Gideons Filmen aufgetreten“, erklärte sie ruhiger. „Er findet mich nicht talentiert genug.“
„Nicht?“
„Nein.“ Sie lachte über sein ungläubiges Erstaunen. Einen Moment lang spürte sie Samuel Steeles forschenden Blick. „Aber ich hoffe, ich kann ihn noch vom Gegenteil überzeugen“, sprach sie weiter.
„Merry …“
„Nicht wie Sie vielleicht glauben“, unterbrach sie ihn unfreundlich. „Gideon und ich sind Freunde. Aber es ist nicht die Art von Freundschaft, aus der man sich einen Vorteil erhofft.“
„Meine Liebe, es tut mir wirklich leid,
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