Romana Exklusiv 0176
ihre Kabinentür klopfte, begrüßte sie ihn sehr selbstsicher.
Sie hatte recht gehabt: Gideon sah phantastisch aus im weißen Dinnerjackett. Während sie ihn bewunderte, zeigte auch er anerkennendes Erstaunen bei ihrem Anblick.
„Das kleine Mädchen kann sich also in eine Frau verwandeln. Ich bin froh, dass ich dir dies gekauft habe.“
„Dies? …“ Merrys Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er eine schwarze Schmuckkassette hervorzog. „Oh nein!“
Das Etui enthielt ein Halsband und passende Ohrgehänge aus Gold und Diamanten. „Nein!“, wiederholte sie mit Bestimmtheit. Auf keinen Fall konnte sie diesen Schmuck annehmen. Sie würde aussehen wie eine bezahlte Mätresse!
Gideon, der gerade das Halsband herausnehmen wollte, hielt verblüfft inne. „Nein?“
„Ich sagte es.“
„Jede Frau heute Abend wird mit Schmuck behangen sein wie ein Christbaum“, grollte er. „Jede will die andere ausstechen.“
„Wie viele andere Frauen?“ Merry war verunsichert.
„Ein Dutzend vielleicht.“
Demnach mussten auch etwa ein Dutzend Männer dabei sein. Merry hatte nicht erwartet, so viele Leute an Bord anzutreffen. „Dann werde ich eben auffallen als die Frau, die keinen Schmuck trägt“, sagte sie entschlossen.
„Meredith …“
„Gideon!“ Sie hielt seinem Blick stand.
Mit einem Seufzer schloss er die Schmuckschatulle. „Bist du immer so dickköpfig?“
Sie lächelte schelmisch. „Immer. Wohin fahren wir, wenn wir Athen verlassen?“
Bereitwillig ging er auf den Themenwechsel ein. „Langweilt es dich schon?“ Er hielt ihr die Tür auf.
„Nein, ich bin nur neugierig.“ Sie nahm die Schmuckkassette vom Ankleidetisch und reichte sie ihm. „Du hast etwas vergessen.“
Er nahm sie, öffnete die Tür zu seiner eigenen Kabine und warf sie aufs Bett. „Als Nächstes steuern wir die Türkei an.“
Merry hatte einen kurzen Blick in seine Kabine werfen können. „Du bist unordentlich“, tadelte sie.
„Das einzig erlaubte Laster eines Mannes.“ Er führte sie die Treppe hinauf.
„Das einzige?“, spottete Merry.
„Frauen sind kein Laster, Merry“, sprach er mit gedämpfter Stimme, denn sie näherten sich dem Speisesaal. „Für manche Männer sind sie eine Notwendigkeit.“
„Für dich?“
„Ja“, gab er kurz zu.
„Dann werden die Leute wenigstens wissen, was mich an dir fasziniert, außer Geschenken.“
Gideon sah sie einen Moment an, dann lachte er leise. „Jedenfalls amüsierst du mich, kleine Schwester.“
4. KAPITEL
Sie betraten den gedämpft beleuchteten Speisesaal. Der lange Tisch, kostbares Silber und Kristall, Rosen als Tischschmuck, alles wirkte sehr elegant und anziehend. Die Gäste standen in kleinen Gruppen und plauderten. Fast alle waren bereits stark gebräunt. Wie Gideon gesagt hatte, trugen sämtliche Damen reichlich Juwelen zu ihren eleganten Abendkleidern. Die schönen Reichen, dachte Merry.
Gideon drückte leicht ihren Arm. „Anthea.“
Das wäre nicht nötig gewesen. Merry hatte sofort erkannt, welche der schönen Frauen ihre Mutter war. Genau wie sie selbst war Anthea Steele klein und schlank mit welligem, schulterlangem schwarzem Haar. Sie war immer noch atemberaubend schön. Als ob Anthea ihre Gegenwart spürte, wandte sie sich um. Merry sah in ihre grünen Augen. Es war, als blicke sie in einen Spiegel.
Es war ein seltsamer Augenblick. Merry spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit dem Mann an Antheas Seite. Es war ohne Zweifel Samuel Steele, Gideons Vater. Die Ähnlichkeit war überwältigend, allerdings war Samuels dichtes Haar inzwischen ergraut.
Gideon hielt Merry leicht im Arm, als das Paar sich ihnen näherte. „Das sind wir in zwanzig Jahren“, murmelte er. „So werden wir aussehen.“
Ihr blieb keine Zeit zum Antworten. Anthea begrüßte Gideon mit großer Zärtlichkeit, sein Vater schüttelte ihm die Hand.
„Dies ist Meredith.“ Er schob sie ein wenig nach vorn. „Meredith Charles.“ Keiner wurde stutzig bei der Nennung dieses Namens.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, meine Liebe.“ Samuel Steele schüttelte Merry die Hand.
„Sie ist reizend, Gideon“, lächelte Anthea und küsste Merry leicht auf die Wange. „Es tut mir leid, dass wir nicht hier waren, um Sie bei Ihrer Ankunft zu begrüßen. Aber Gideon wollte sich über den Zeitpunkt Ihres Eintreffens nicht festlegen.“
Merry hatte das Gefühl, keinen Ton herausbringen zu können. Wieso konnte niemand außer ihr und Gideon
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