Romana Exklusiv 0176
wenn ich …“
„Merry, möchtest du einen Spaziergang an Deck machen?“
Das war Gideon. Düster starrte er auf Michaels Hand, die Merrys Hand bedeckte. Langsam zog Merry ihre Hand zurück und stand auf. „Sehr gern. Entschuldigen Sie mich, Michael.“
Gideons Finger umklammerten schmerzhaft ihren Arm, als er sie fast aus dem Speisesaal herausschob. „Das fängt ja gut an, Merry. Du hast dich dem Mann ja fast an den Hals geworfen!“
Diese Anschuldigung empörte Merry. Sie konterte: „Inzwischen hast du mit seiner Verlobten geflirtet!“
Sein Mund war verkniffen. „Die große Neuigkeit habe ich gerade erst erfahren.“
„Ach ja?“, spottete Merry.
„Ich war eine Zeit lang in den Staaten. Ich hatte keine Ahnung …“
Merry hätte beinahe laut herausgelacht. Dieser Mann flirtete gern und genoss seine Macht über Frauen. Aber anscheinend hatte er Hemmungen, wenn es sich um die Frau eines anderen handelte. Plötzlich erschien ihr der Verdacht gegen ihn und Anthea genauso absurd wie die Vermutung, Anthea habe Samuel seines Geldes wegen geheiratet.
„Erzähl mir, wie Anthea deinen Vater kennengelernt hat“, bat sie.
Gideon lehnte sich an die Reling. Vor ihnen schimmerten die Lichter des nächtlichen Athen. „Sie wurde seine Sekretärin. Das muss etwa fünfzehn Jahre her sein. Meine Mutter war damals schon sechs Jahre tot. Mein Vater hat sehr um sie getrauert, aber jetzt war er zu einer neuen Bindung bereit. Ich war neunzehn, als er Anthea kennenlernte. Ich erkannte bald, dass er sie liebte, denn Lebenswille und Freude kehrten zu ihm zurück.“ Gideon sprach leise, fast wie zu sich selbst. „Aber Anthea kämpfte gegen ihre Gefühle an. Und wie sie sich wehrte! Doch mein Vater kann sehr hartnäckig sein …“
„Wie du.“
„Wie ich.“ Er lächelte. „Mein Vater hat sie drei Jahre umworben, bis sie endlich ihren Widerstand aufgab und ihn heiratete. Seitdem sind sie sehr glücklich, da bin ich sicher.“
„Ich bin es auch.“ Sie berührte seinen Arm. „Gideon, es tut mir leid, was ich vorher gesagt habe. Ich wusste nicht …“
„Du konntest es nicht wissen.“ Er nahm ihre Hand in die seine. Andere Gäste gesellten sich jetzt zu ihnen. „Wir nehmen jetzt Kurs auf die Türkei“, erklärte er.
Sie blickten auf die Lichter von Athen, bis sie entschwanden. Sicher gab es nichts Romantischeres, als hier an Bord zu stehen, hinter sich die Küste Griechenlands, vor sich die Weite der Ägäis und darüber der klare Sternenhimmel.
Leider konnte Merry diese zauberhafte Stimmung nicht recht genießen. Die Schiffsbewegungen verursachten einen seltsamen Aufruhr in ihrem Magen. Sie war nie zuvor auf einem Schiff gewesen, und plötzlich fühlte sie sich benommen und etwas schwindlig. Ach, hätte sie doch nicht so viel Wein zum Dinner getrunken!
Die schimmernden Lichter der Yacht spiegelten sich in den Wellen. Sie machten gute Fahrt. Einige Gäste gingen zurück in die Aufenthaltsräume, während andere ihre Drinks hier draußen nahmen.
„Sollen wir uns dazusetzen?“, fragte Gideon.
Merry war eigentlich nicht danach zumute, aber sie konnte sich wohl kaum schon jetzt zurückziehen. Es war erst zehn Uhr, sieben Uhr in England!
Auch für Gideon musste es ein harter Tag gewesen sein. Sie dachte an den selbstgesteuerten Flug und den Nachmittag auf der Akropolis. Dennoch wirkte Gideon so frisch wie am Morgen. Sie selbst fühlte sich von Minute zu Minute schlechter.
Gideon unterhielt sich mit seinem Vater und Anthea. Scheu beobachtete Merry die Frau, die ihre Mutter war. Sie hatte bisher höchstens ein Dutzend Worte mit ihr gewechselt.
Anthea spürte ihre Aufmerksamkeit. Freundlich lächelte sie Merry zu. „Gideon hat uns erzählt, dass Sie Schauspielerin sind“, begann sie das Gespräch.
Merry bedachte ihn mit einem spöttisch-fragenden Blick.
„Gideon mag Schauspielerinnen nicht“, vertraute sie ihrer Mutter an.
„Das stimmt nicht.“ Gideon lächelte, doch seine Augen blickten hart. „Einige meiner besten Freundinnen sind Schauspielerinnen.“
„Du hast doch gesagt, dass du mit Frauen keine Freundschaft schließt“, provozierte Merry weiter.
„Ich bin dein Freund, oder etwa nicht?“ Seine Finger schlossen sich schmerzhaft um ihre Hand.
Merry beschloss, es nicht zu weit zu treiben. „Ja natürlich“, sagte sie deshalb nur.
Samuel Steele hatte belustigt zugehört. Dabei streifte sein aufmerksamer Blick immer wieder Meredith. Irgendetwas an ihr schien ihn zu irritieren, und sie
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