Romana Exklusiv 0176
Nacht“, sagte sie förmlich.
„Oh, daran zweifle ich noch. Möchtest du morgen Cadiz besichtigen?“, fragte er unerwartet.
„Ja, ich glaube schon.“ Wieder einmal erstaunte sie Gideons plötzlicher Stimmungswechsel. Von Zorn war jetzt nichts mehr zu spüren. „Die erholsame Fahrt von Mykonos hierher hat mir gefallen. Trotzdem hätte ich gern wieder einmal festen Grund unter den Füßen.“
Skeptisch sah er sie an. „Immer noch seekrank?“
„Nur Unbehagen, nichts Ernstes.“
Er nickte. „Dann führe ich dich morgen in Cadiz zum Einkaufen. Es sei denn, du möchtest lieber einen Stierkampf sehen?“
„Nein, danke.“ Sie schüttelte sich. „Das ist mir zu brutal.“
„Es ist ein ehrenvoller Tod.“
„Ehrenvoll? Es ist barbarisch!“
„Wie die Fuchsjagd in England.“
„Davon halte ich auch nichts“, rief sie.
Auf einmal lächelte er. „Das habe ich auch nicht erwartet. Trotz deines Temperaments und deiner Wildheit bist du im Grunde ein empfindsames kleines Ding.“
Merry zog eine Grimasse. „Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment sein soll.“
Er lachte. „Ich sehe dich dann morgen früh.“
„Gideon!“, rief sie und wartete, bis er sich noch einmal umdrehte. „Wann werden wir morgen in Cadiz einlaufen?“
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Warum fragst du nicht den Kapitän?“ Dann ging er.
Merry beschloss, ebenfalls zu Bett zu gehen. Es war ein turbulenter Abend gewesen.
Immerhin kannte Samuel Steele jetzt die Wahrheit. Vielleicht gelang es ihm, seinen Sohn zu überzeugen, dass es für alle am besten wäre, wenn Anthea alles erfahren würde.
Cadiz war ein besonders geschäftiger Hafen, entdeckte Merry am nächsten Morgen. Hunderte von Fässern mit Brandy und Sherry aus den Weinkellereien von Jerez wurden hier verladen.
„Möchtest du sehen, wo der Sherry produziert wird?“, fragte Gideon, der sich wieder einmal unbemerkt herangeschlichen hatte. „Vielleicht lasse ich dich sogar ein paar Sherrysorten probieren – wenn du nicht betrunken wirst. Du bist schon nüchtern ein reichlich schwieriges Mädchen.“
Der Schlaf einer langen Nacht schien Gideon ausgesprochen gut bekommen zu sein. Sein Humor war besser und beißender denn je.
„Zufällig mag ich weder Brandy noch Sherry“, teilte Merry ihm mit. „Außerdem möchte ich ein paar Geschenke kaufen, für meinen Vater und einige Freunde.“
„Okay“, gab Gideon nach. Auch heute sah er in cremefarbenem Hemd und gleichfarbiger Hose ausgesprochen attraktiv aus. „Ich bin bereit, Tourist zu spielen, wenn du es bist.“
„Ich bin eine Touristin“, erklärte sie spitz und begab sich zum Frühstücksbüfett.
„Ein bisschen empfindlich heute, wie?“, flüsterte er in ihr Ohr.
Seine Nähe irritierte sie. „Habe ich etwa einen Grund, froh zu sein?“
„Ich denke schon. Die Sonne scheint, auf dich wartet ein neues Land – und ich bin auch da.“ Schnell steckte er ihr einen Pilz in den zum Protest geöffneten Mund. „Als dein persönlicher Führer“, fuhr er fort. „Viele Frauen könnten sich nichts Besseres wünschen. Oder doch?“ Wieder fütterte er sie mit einem kleinen Happen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Merry schluckte den Pilz hinunter. „Viele Frauen wissen eben nicht, wie launisch du bist.“
„Launisch? Ich?“ Gideon gelang es, verletzt auszusehen. „Ich bin der ausgeglichenste Mann der Welt.“
„Ha!“, schnaubte sie verächtlich. „Außerdem mag ich keine Pilze.“
„Lügnerin. Bisher hast du jeden Morgen eine große Portion davon verdrückt.“
„Du …“
„Frechdachs.“ Er stupste ihr mit dem Finger auf die Nase. „Lass uns diesen Tag nicht verderben, Merry“, meinte er plötzlich ernst. „Es ist unser letzter in einem Hafen.“
Jetzt kannte sie den Grund für seine gute Laune. Es war der letzte Tag, an dem er gezwungen sein würde, Merry zu unterhalten. Wieder auf See konnte er dafür sorgen, dass sie stets ungestört zu zweit blieben. Dann musste er sich nicht mehr um Freundlichkeit bemühen. Merrys Stimmung sank auf den Nullpunkt.
Sie verließen die Yacht und den Hafen und fanden sich bald in einem Gewirr von kleinen Straßen und Gässchen wieder. Hier gab es unzählige Läden mit den herrlichsten Sachen, von spanischen Fächern und Schals bis hin zu Schmuck von Cartier. Zu diesem Schaufenster führte Gideon sie jetzt. Merry hielt den Atem an beim Anblick der herrlichen Schmuckstücke.
„Für eine Frau, die Juwelen nicht mag
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