Romana Exklusiv 0187
aufzutauchen.“
„So, das weißt du nicht?“ Er lachte rau, trank den Whisky und stellte das Glas wieder aufs Tablett zurück.
„Seit Monaten behandelst du mich wie einen Idioten, hältst mich hin und lässt mich dann fallen. Und da fragst du noch, was mit mir los ist?“ Bevor sie ausweichen konnte, hatte er sie bei den Schultern gepackt und schüttelte sie.
„So war es nicht! Bitte, Richard, versteh doch! Ich wollte dich nicht verletzen.“ Verzweifelt versuchte sie, sich von ihm freizumachen, doch er war zu stark für sie.
„Du wolltest mich nicht verletzen?“, ahmte er ihren Tonfall nach.
Sein Atem roch nach Whisky, und Helen fragte sich, ob Richard schon getrunken hatte, bevor er in ihre Wohnung gekommen war. Allerdings passte das überhaupt nicht zu dem Bild, das sie von ihm hatte. Sie kannte ihn nur als freundlichen und geduldigen Menschen. Dass er jetzt so ganz anders war, war alles ihre Schuld. Es tat ihr weh, ihm so viel Kummer bereitet zu haben.
„Nein, ich wollte dich wirklich nicht verletzen“, versicherte sie. „Das musst du mir glauben.“
„Trotzdem hast du dich um Jacob Hunt bemüht, kaum dass ich das Land verlassen hatte. Oder hast du darauf gewartet, bis ich fort war? Vielleicht hast du dich schon vorher mit ihm getroffen.“ Seine Augen glänzten fiebrig, und seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihre Schultern.
„Nein! Das habe ich nicht. Jacob und ich … Nun, wir haben dir die Situation neulich erklärt.“
„Ja, sicher. Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Plötzlich habt ihr entdeckt, dass ihr ineinander verliebt seid. Wie romantisch!“
Richard ließ die Hände über ihren Rücken hinabgleiten, umfasste ihren Po und zog sie an sich. „In letzter Zeit habe ich über uns beide nachgedacht, Helen. Ich habe immer getan, was du wolltest, stimmt’s? Du hast die Regeln aufgestellt und mir nie erlaubt, sie zu brechen. Vielleicht war das ein Fehler. Ich kann mir denken, dass Hunt nicht so geduldig war. Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an ihm nehmen.“
Er neigte den Kopf und küsste sie brutal auf den Mund, sodass Helen Angst bekam und sich verzweifelt wehrte. Ein Teil von ihr konnte immer noch nicht glauben, was geschah. Dies war Richard, der liebe, geduldige Richard …
Mit aller Kraft stieß sie ihn von sich und lief zur Wohnungstür. Ihr einziger Gedanke war, vor ihm zu fliehen.
Es dauerte einen Moment, ehe sie die Tür aufbekam, und dann schrie sie erschrocken auf, als sie Jacob vor der Tür stehen sah.
„Helen! Was, zum Teufel, geht hier vor?“ Er betrachtete ihr blasses Gesicht und die geschwollenen Lippen, bevor er an ihr vorbeiblickte und Richard bemerkte, der ihr in die Diele gefolgt war.
Jacob drängte sich an Helen vorbei und ging langsam auf ihn zu.
„Nicht, Jacob!“, schrie sie angstvoll auf. „Richard ist nur durcheinander. Er …“
Er beachtete sie jedoch nicht, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt dem blonden Mann, der unsicher einige Schritte von ihm entfernt stand. „Geh ins Wohnzimmer, Helen. Überlass das mir.“
„Jacob, du …“
„Geh!“, befahl er barsch.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief Helen ins Wohnzimmer zurück, warf sich aufs Sofa und rollte sich verzweifelt zusammen. Sie konnte die Stimmen draußen in der Diele hören, die jedoch nach erstaunlich kurzer Zeit verstummten. Dann hörte sie Schritte, die sich ihr näherten.
Sie wagte nicht aufzusehen, obwohl sie wusste, wer es war. Gegen die kalte Wut, die sie in Jacobs Gesicht gesehen hatte, hätte Richard nie eine Chance gehabt.
„Hier, trink das.“ Jacob hielt ihr ein Glas Brandy hin.
„Nein, ich will das nicht.“
Er setzte sich neben ihr aufs Sofa, drehte ihr Gesicht zu sich herum und hielt ihr das Glas an die Lippen. „Komm schon, trink. Du könntest jede Minute ohnmächtig werden, so blass bist du.“
Helen trank einen kleinen Schluck und verspürte einen brennenden Schmerz an der Lippe. Vorsichtig fuhr sie mit der Fingerspitze über die Stelle und stellte überrascht fest, dass sie blutete. Als sie entsetzt zu Jacob hochschaute, wusste sie, dass sie seinen Gesichtsausdruck nie vergessen würde. Seine Züge waren hart, und seine Augen funkelten vor Zorn. Wortlos stand er auf und kehrte kurz darauf mit einem feuchten Tuch zurück.
„Das wird die Schwellung ein wenig zurückgehen lassen, doch bis die Wunde verheilt ist, werden wohl einige Tage vergehen. Ich wünschte, ich wäre meinem Instinkt gefolgt. Statt Jackson einfach nur hinauszuwerfen,
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