Romana Exklusiv 0190
der Contessa in Rom neue Arbeit gefunden.
So bleibt es mir wenigstens erspart, das Mädchen entlassen zu müssen, dachte Flora erleichtert.
Der Eifer, mit dem man sie umhegte, bewies, dass die Leute längst erraten hatten, warum ihre junge Signora sich morgens häufig unwohlfühlte. Die Entscheidung des Hausherrn, allein zu schlafen, wurde als Beweis seiner Sorge um die angegriffene Gesundheit seiner Gattin in dieser frühen Phase der Schwangerschaft gewertet. Nicht alle Männer, tuschelte man hinter vorgehaltener Hand, seien so rücksichtsvoll.
Der heilige Fabio, dachte Flora und überspielte ihre Empörung mit einem duldsamen Lächeln.
Andererseits konnte sie sich kaum beschweren, weil er sich strikt an die Abmachung hielt, nachdem sie ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass sie ihn nicht in ihrer Nähe wünschte.
Und nun war sie einsam. Sie war zwar von aufmerksamen dienstbaren Geistern umgeben, doch das Castello erwachte erst dann wirklich zum Leben, wenn Fabio am Wochenende aus Mailand eintraf.
Es fiel ihr unendlich schwer, unbeteiligt zu wirken und seine kühle Höflichkeit zu erwidern, während sie sich nichts sehnlicher wünschte, als sich in seine Arme zu schmiegen.
Einmal hatte er vorgeschlagen, sie solle ihre Familie einladen, aber Flora war nicht darauf eingegangen. Ihre Mutter hatte mit totaler Entrüstung auf die Einladung zur Hochzeit reagiert und sich geweigert, daran teilzunehmen. Sie war nach wie vor überzeugt, dass Fabio Kontakte zur Mafia habe, und hatte düstere Prophezeiungen ausgestoßen. Flora wusste aus Erfahrung, dass die restliche Familie stets die gleiche Meinung wie ihre Mutter vertrat.
Der einzige Lichtblick war, dass Hester ihren Herbsturlaub im Castello verbringen würde. Bis dahin wollte Flora sich in der luxuriösen Atmosphäre des Castellos verwöhnen lassen. Es gab zweifellos schlimmere Schicksale.
Wenn ich mir das nur oft genug vor Augen halte, glaube ich vielleicht sogar eines Tages daran, dachte sie seufzend.
Allmählich veränderte sich Floras Körper und passte sich der Schwangerschaft an. Der renommierte Gynäkologe, den Fabio mit ihrer Betreuung beauftragt hatte, äußerte sich höchst zufrieden über ihren Zustand.
Er deutete außerdem diskret an, dass die Signora nunmehr die ehelichen Beziehungen zu ihrem Gatten wieder aufnehmen könne. Auf dem Heimweg überlegte er, wie bezaubernd es doch sei, dass seine neue Patientin über einen derart normalen Vorschlag so tief erröten könne.
In Wahrheit focht Flora einen verzweifelten Kampf mit sich selbst aus.
Fabio hatte behauptet, er habe sie in London gesucht, weil er sie begehre, aber er hatte nicht ein einziges Mal, auch nicht in den intimsten Momenten, gesagt, dass er sie liebe.
Verlangen, egal wie heftig es sein mochte, war vergänglich. Zu einer Ehe gehörte viel mehr, insbesondere dann, wenn der weibliche Teil allmählich aufging wie ein Fesselballon. Hier war eine Liebe erforderlich, für die Flora ihre Seele verkauft hätte.
Seit ihrer Ankunft im Castello hatte Fabio jedoch mit keinem Wort oder Zeichen angedeutet, dass er versucht war, die selbst auferlegten Regeln zu brechen. Im Gegenteil, dachte sie bekümmert.
Offenbar verbrachte er nur die Wochenenden enthaltsam und hatte während der Arbeitswoche in Mailand jemand, der nachts das Bett mit ihm teilte.
Mit anderen Worten: Flora hatte ihm nichts weiter zu bieten als das winzige Wesen, das in ihrem Leib wuchs. Nach der Entbindung würde sie endgültig überflüssig sein. Diese Erkenntnis nagte an ihr und machte sie fast verrückt.
Der Arzt hatte ihr viel Ruhe und Entspannung verordnet, stattdessen wurde sie hin und her gerissen zwischen ihrem Kummer und einer ihr bislang völlig fremden Eifersucht.
Als unvermeidliche Konsequenz wurden ihre Stimme schrill und ihre Körpersprache abweisend, fast feindselig, sobald Fabio im Castello weilte. Insgeheim bereitete sie sich schon jetzt auf den Abschiedsschmerz vor und wappnete sich gegen die Qualen, die sie erwarteten.
Gleichzeitig schämte sie sich zutiefst, weil sie sich nach einem Mann verzehrte, der sie verführt und skrupellos für seine Rache benutzt hatte. Ein Mann, den sie eigentlich hassen sollte.
Die Abstecher nach London boten auch nur flüchtige Ablenkung. Das Geschäft lief gut, der Kundenstamm wuchs, und Jane führte die Firma mit so viel Geschick, dass Flora das Gefühl hatte, nicht mehr gebraucht zu werden. Früher oder später würde sie Jane anbieten, das Ganze zu
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