Romana Exklusiv 0190
Komplimente zu mieten.
„Wie heißt eigentlich Ihre Cousine? Ich sollte ein paar Hintergrundinformationen haben, um meine Rolle besser spielen zu können“, argumentierte er.
„Meine Cousine Harriet heiratet einen gewissen Alex Taylor, der mich vor achtzehn Monaten verlassen hat, was Ihnen zweifellos noch zu Ohren kommen wird.“ Sie schob an der Kreuzung krachend einen niedrigeren Gang ein. „Deshalb benötige ich einen höflichen Begleiter. Sie dienen dazu, mein Gesicht zu wahren, Mr. Smith“, erklärte sie ihm offen. Ihr war nun gleichgültig, was Callum Smith von ihr hielt. Und sie war erleichtert, sich einmal nicht verstellen zu müssen.
„Sie hätten Schwierigkeiten wegen der mitleidigen Blicke und des Getuschels?“ Er gratulierte sich zu seinem Instinkt. Sie schien ihm gegenüber ganz offen zu sein. Wenn sie gewusst hätte, wer er wirklich war, hätte er sicher ein anderes Bild von ihr zu Gesicht bekommen.
„Genau“, erwiderte sie erleichtert über seine schnelle Auffassungsgabe. „Sie haben wahrscheinlich schon ähnliche Situationen erlebt.“
„Keine, die genau so war“, bemerkte er wahrheitsgemäß. „Aber ich bin anpassungsfähig“, fügte er auf ihren alarmierten Blick hin mit fast gelangweiltem Selbstvertrauen hinzu.
„Ich hoffe es“, meinte sie inbrünstig.
„Hätte Ihnen heute denn kein Freund aushelfen können?“
„Wollen Sie damit sagen, dass ich keine Freunde habe?“
„Das haben Sie gesagt.“
Georgina sah ihn wütend an. „Ich stamme aus einem kleinen Dorf, in dem die Hochzeit meiner Cousine für ein paar Stunden Unterhaltung sorgen wird. Ich möchte keinen meiner Freunde dem Klatsch aussetzen. Ich brauche jemanden, der hinterher spurlos verschwindet. Jemanden, der vorzeigbar ist, der aber auch …“
„Vergessen wird?“
Sie nickte widerstrebend. „Sie werden leider auffallen“, beklagte sie sich.
„Wieso?“, fragte er interessiert.
„Wir hatten in diesem Sommer nur Regen. Sie sind zu braun“, kritisierte sie ihn, obwohl er auch ohne Bräune sehr auffallend gewesen wäre. Sie wollte sein Ego nicht noch mehr stärken. Er wusste ohnehin, was sie meinte. Unter normalen Umständen sah man einen solchen Mann nicht mit einer so gewöhnlichen Frau, wie sie es war. „Dabei ist das Solarium doch schlecht für die Haut!“, munkelte sie düster.
„Ihre Fürsorge in allen Ehren. Ich habe mich allerdings nicht in einem Solarium aufgehalten, sondern ich habe vielmehr im Freien gearbeitet.“
„Als Arbeiter?“ Das würde auch seinen ausgezeichneten körperlichen Zustand erklären.
„Keine Sorge, so schlicht bin ich nicht gestrickt.“
Sein abschätziger Ton machte sie wütend. „Es ist mir egal, ob Sie ein Wanderarbeiter oder ein Gehirnchirurg sind, solange Sie Ihren Job bei mir gut erledigen.“
„Danke, jetzt fühle ich mich schon besser.“
„Zum Glück tut das wenigstens einer von uns“, erwiderte sie grimmig. Sie hatte von dem widerspenstigen Callum Smith wirklich genug. Dabei hatte der Tag erst begonnen!
2. KAPITEL
In der Dorfkirche, in der ihre Cousine jetzt heiratete, hatte auch Georgina Alex ihr Jawort geben wollen. Aber das war Vergangenheit. Verzweifelt versuchte sie, die aufkommende Beklemmung zu ignorieren.
Noch ganz in Gedanken, erschrak sie, als Callum die Wagentür für sie öffnete.
„Danke, Mr. Smith.“ Sie übersah seine galant angebotene Hand geflissentlich.
„Vielleicht sollten wir uns von nun an lieber duzen“, meinte er trocken. „Sonst nimmt uns ja keiner die kleine Scharade ab.“ Er lächelte ihr zu. „Vergiss deinen Hut nicht, Darling.“
Mit einem Blick hatte er ihre Anspannung bemerkt. Georgina verbarg sie zwar gut, aber der harte Zug um ihren Mund und die Starrheit ihrer sonst so beweglichen Züge verrieten die innere Aufgewühltheit. Es fiel ihm schwer, die Augen von ihren halb geöffneten Lippen wieder abzuwenden.
Verwirrt griff Georgina nach dem Hut und steckte die Haare unter die Krempe. „Wie sehe ich aus?“
„Du hast etwas vergessen.“ Verschmitzt griff er nach einer Strähne, die sich über ihren Nacken ringelte, und schob auch sie unter den Hut. Dabei dachte er daran, dass man sie ihm gegenüber abschätzig als ‚Miss Effizienz‘ bezeichnet hatte. Im Augenblick wirkte sie dagegen sehr jung und entsetzlich verletzlich. War es das, was seinen Onkel so angezogen hatte?
Georgina erschauerte bei der zarten Berührung. Sie musste zugeben, dass sie ihr nicht unangenehm war, sondern vielmehr eine
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