Romana Exklusiv 0190
Moralvorstellungen daran gehindert, die Situation auszunutzen?“, erwiderte Alex trocken.
„Oliver hat mir nur die Chance gegeben, mich zu bewähren“, entgegnete sie steif. Er hätte sich durch nichts und niemanden schlecht beeinflussen lassen. „Falls sein Nachfolger ebensolche Vorurteile wie du haben sollte, fliege ich sofort raus. Wahrscheinlich wird man ihm ohnehin genau das anraten.“
Ihre Zeugnisse waren nichts Besonderes, und sie bezweifelte, ob sie nun weiterhin ihr Können unter Beweis stellen durfte. Mehrere Abteilungsleiter missgönnten ihr die Verantwortung, die ihr Oliver übertragen hatte. Wahrscheinlich hatten sie seinem Neffen, der die Firmenübernahme klären sollte, bereits so viel Negatives über sie erzählt, dass sie auf keinen Fall ihren Job behalten würde.
Die Kunst des In-den-Rücken-Fallens war in der Werbebranche weitverbreitet. Wegen ihrer Beförderung zu Olivers persönlicher Assistentin hatte sie schon genug unter missgünstigen Verleumdungen zu leiden gehabt.
„Meinst du nicht, dass du eine faire Chance bekommen wirst?“, fragte Callum mit undurchdringlicher Miene.
„Olivers Neffe ist ein Farmer aus dem australischen Busch“, tat sie seine Frage ab. „Wahrscheinlich wird er keine eigene Meinung in der Sache haben.“ Nach Olivers dynamischem, arbeitsintensivem Management konnte kaum etwas Vergleichbares mehr kommen.
„Aber du könntest dem Neffen auch die Hand halten und dich für ihn ebenso unverzichtbar machen, wie du es für seinen Onkel warst.“
Callums beiläufige Bemerkung hatte einen bitteren Beiklang. Georgina erinnerte sein gütiger Gesichtsausdruck mit dem seltsamen Lächeln um die Mundwinkel an etwas allzu Bekanntes, ohne dass sie sagen konnte, an was.
„Ich will niemandem die Hand halten, das gilt auch für dich“, erklärte sie mit Nachdruck. „Ich werde die Nacht nicht mit dir verbringen.“
„Warum machen wir nicht einen Kompromiss. Du erholst dich etwas von deinem nachmittäglichen Exzess, schläfst ein wenig, und dann kannst du uns heute Abend zurückfahren.“
Natürlich, er wollte sicher so früh wie möglich in die Stadt zurück. Für ihn war sie nur ein Job, sonst nichts. Sie versuchte, gleichgültig zu klingen. „Das klingt vernünftig. Aber was machst du so lange?“
„Ich schlafe auch, wenn es dir nichts ausmacht“, meinte er gelassen. „Mein Körper hat sich noch nicht an die Zeitverschiebung gewohnt. Ich war auf Reisen.“
Georgina schloss die Augen, um nicht auf seine eleganten, langen Finger zu starren. In wenigen Sekunden hatte sie wieder einen klaren Kopf.
„Wir finden sicherlich eine Lösung. Es tut mir leid, dass ich dich aufhalte“, erwiderte sie förmlich.„Vielleicht kannst du mir etwas Kaffee besorgen?“
„Meine prüde Miss Effizienz“, meinte er ironisch beim Weggehen.„Da ich meinen Vertrag erfüllt habe, könntest du ruhig Bitte und Danke sagen.“
Sie errötete bei seiner Zurechtweisung und sah ihm wortlos nach. Er war wirklich der grässlichste Mann, den sie je getroffen hatte.
Harriet erschien in diesem Moment an ihrer Seite und funkelte sie mit bösen Augen an. „Ich hätte wissen müssen, dass du aus Neid versuchen wirst, meine Hochzeit zu ruinieren.“
Georgina verschlug es bei dieser falschen Beschuldigung die Sprache. „Wie kommst du denn darauf?“, erkundigte sie sich schließlich in sanftem Tonfall. Im Moment konnte sie wirklich keine Szene gebrauchen.
„Als ob du nicht bemerkt hättest, dass Alex dich unentwegt anstarrt.“ Eisig musterte sie Georginas Kleidung. „Du hast wirklich nicht die Figur für dieses Kostüm.“
„Dann hat sich Alex wohl über meinen schlechten Geschmack gewundert“, erwiderte Georgina mit zum Reißen gespannten Nerven. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, Harriet. Ich habe nicht die Absicht, dir deinen Ehemann auszuspannen. Falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich bin nicht allein.“
„Ach … ist ihm noch nicht aufgefallen, dass du frigide bist?“ Ihre blauen Augen funkelten bösartig. „Alex hat gesagt, du seist im Bett wie eine Statue gewesen. Du machst mir keine Angst“, schnaubte sie. „Ich möchte nur nicht, dass du dich zum Narren machst.“ Triumphierend rauschte sie davon.
Georgina wunderte sich, wie ruhig sie blieb, obwohl jeder Giftpfeil sein Ziel gefunden hatte. Sie würde es Harriet gegenüber nie eingestehen, dass Alex mit seiner jetzigen Frau geschlafen hatte, bevor er zum ersten Mal mit Georgina im Bett gewesen
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