Romana Exklusiv 0190
war.
Außerdem machte die Chronologie der Ereignisse die Angelegenheit noch demütigender für sie. Als sie endlich Alex’ Drängen nach mehr Intimität nachgegeben hatte, war er ihr bereits mit Harriet untreu geworden. Ich habe ihm alles gegeben, aber dennoch habe ich im Vergleich mit Harriet schlecht abgeschnitten, dachte sie bitter.
„Du siehst blass aus. Ist alles in Ordnung?“, fragte Callum, der mit einer Tasse Kaffee zurückgekehrt war.
„Wie bitte?“ Sie konnte die bitteren Erinnerungen nur schwer abschütteln.
„Das Gespräch mit der Braut hat dich wohl etwas mitgenommen“, bemerkte er ungerührt.
„Ich werde nicht die unappetitlichen Details vor dir ausbreiten.“ Georgina straffte sich. „Wenn du mich jetzt bitte kurz entschuldigen würdest … Ich muss etwas Rouge auflegen.“
Callum bewunderte das erhobene Kinn und den kerzengeraden, schlanken Rücken, als sie sich den Weg durch die Menge bahnte. Georgina Campion hatte zumindest Mut.
Nach der zweiten Tasse Kaffee bekam Georgina heftige Kopfschmerzen. Die Braut rüstete inzwischen zum Aufbruch. Alles drängte sich im Foyer, um das Brautpaar zu verabschieden. Harriet suchte triumphierend den Blick ihrer Cousine. Sie tat Georgina beinahe leid in Anbetracht dessen, was Alex ihr vorhin anvertraut hatte. Und so konnte sie den Blick gelassen erwidern, was Harriets hübsche Züge erstarren ließ.
Georgina überlegte gerade, warum ihre Cousine wohl so einen Hass für sie empfand, als Harriet den Brautstrauß in hohem Bogen in die Menge warf. Die Blumen trafen sie mit einer solchen Wucht, dass sie fast stürzte und ihr Hut zu Boden fiel. Die Aktion löste Gekicher und geistreiche Kommentare aus. Georgina standen die Tränen in den Augen, dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln.
Als Callum ihren Hut aufhob, war bereits jemand daraufgetreten. Galant staubte er die schmutzige Kopfbedeckung ab und reichte sie ihr. Überrascht bemerkte er, wie Georgina eine Träne wegwischte.
„Da ist ein ganzer Wochenlohn hin“, meinte sie, als sie den Hut in den nächsten Papierkorb warf. Sie brauchte kein Andenken an diesen Tag.
„Georgie, können wir euch irgendwohin mitnehmen? Zu deiner Mutter?“ Onkel Henri schloss Callum in sein freundliches Angebot mit ein.
„Wir haben schon ein Zimmer, trotzdem schönen Dank.“ Callum sprach für sie beide. Beschützend legte er den Arm um Georginas Schulter.
„Jetzt brauchst du die Rolle nicht mehr zu spielen“, fuhr sie ihn an, als ihr Onkel sich entfernt hatte. „Du hast deine Pflichten erfüllt. Zumindest wenn du mir noch hilfst, den Brautstrauß zu entsorgen.“ Angeekelt reichte sie ihm die Blumen.
„Verheißen sie nicht deine baldige Hochzeit?“ Er stieß mit dem Finger an eine der weißen Rosen.
„Solange ich meine Sinne beisammenhabe, sicher nicht“, erwiderte sie mit Nachdruck.
„Du führst das Schicksal in Versuchung, Georgie.“ Er ließ den verhassten Namen auf der Zunge zergehen. „Oder sollte ich lieber wieder Miss Campion sagen, nachdem meine Rolle beendet ist?“
„Du solltest wieder still sein“, schlug sie vor.
„Haben wir einen Kater?“
„Du hast doch überhaupt nichts getrunken“, meinte sie ironisch.
„Nichts Alkoholisches“, pflichtete er bei. „Nach einem Langstreckenflug wäre das nicht so gut. Du bist eine der ersten Verpflichtungen, seit ich angekommen bin.“
„Ich hätte dich für einen Macho-Typen gehalten, der seine eiserne Konstitution für unbezwingbar hält. Oder bist du ein Fitness-Fan?“
„Du solltest deinen Frust nicht an mir abreagieren. Ich eigne mich nicht als Opferlamm.“
„Ich kann mir vorstellen, für was du dich eignest“, fuhr sie heftig auf.
Er hielt sie fest. „Und das wäre?“
Sie sah mit bezeichnendem Blick auf seine Hand, die auf ihrem Arm lag. „Du bist ein Gigolo“, beschuldigte sie ihn dann.
Er erstarrte einen Moment, dann lachte er laut und herzlich. „Ich fühle mich geschmeichelt.“
Sie bereute ihre überstürzte Bemerkung, wollte aber wegen seiner unerwarteten Reaktion nichts weiter dazu sagen.
„Ich habe einen furchtbaren Tag hinter mir“, fuhr sie fort. „Meinst du, es fällt auf, wenn ich verschwinde?“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es allen auffällt, wenn wir verschwinden“, erwiderte er. „Aber das würde doch zu deinem Wunschbild einer zufriedenen, modernen Frau passen, nicht wahr?“
Sie hasste seine Ironie noch mehr als die Hitze, die in ihr aufstieg. „Die Vorurteile der Menschen habe ich
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