Romana Exklusiv 0190
er ihren Ellenbogen streifte. Catherine erschauerte und zog den Arm schnell zurück, was Finn natürlich nicht verborgen blieb. Ungebetene Bilder von Bettszenen tauchten vor seinem geistigen Auge auf, und er fragte sich, wie Catherine wohl als Geliebte sein mochte.
Doch seine Aufgabe als Führer nahm er sehr ernst und zeigte Catherine alle Sehenswürdigkeiten. Besonders der Friedhof mit den keltischen Kreuzen gefiel ihr. Immer wieder blieb sie ergriffen vor diesen Zeugen einer anderen Zeit stehen.
„Gefällt es dir hier?“, erkundigte Finn sich neugierig.
„Ja. Etwas fasziniert mich. Ich glaube, ich weiß auch, was es ist. Der Anblick eines Grabes erinnert mich daran, wie kurz unsere Zeit hier auf Erden ist und dass wir sie gut nutzen sollten.“
„Da hast du recht.“ Sie hatte also eine philosophische Ader. Immer wieder entdeckte Finn etwas Neues an ihr. Gedankenversunken betrachtete er ihre sinnlichen Lippen und hätte sie nur zu gern geküsst.
„Komm, lass uns spazieren gehen“, sagte er unvermittelt.
Sie gingen so lange, bis Catherine die Beine zu schmerzen begannen. Ich sollte wirklich mehr Sport treiben, dachte sie.
„Können wir … können wir einen Moment Pause machen?“, fragte sie schließlich atemlos.
„Natürlich.“
Und nur wenig später saßen sie nebeneinander auf einem großen schwarzen Felsen, und jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich führte Finn sie zu einem irischen Pub, wo es verschiedene Sorten Tee und Obstkuchen gab. Catherine gefiel es dort auf Anhieb.
„Hast du eigentlich schon mal Champ gegessen?“, erkundigte Finn sich plötzlich.
„Was ist … Champ?“
„Das ist ein anderes Wort für Kartoffel.“
„Kartoffel?“ Sie lachte laut auf. Hier saß sie also mit einem irischen Millionär, und er wollte ihr Kartoffeln schmackhaft machen.
Er lächelte sie an. „Es ist nicht, wie du denkst. Sie sind einfach köstlich, du wirst sehen.“
Und Finn hatte nicht zu viel versprochen, wie Catherine wenig später zugeben musste.
„Schmeckt es nicht prima?“, fragte Finn, der sie zufrieden beobachtete. „In Irland schätzt man die einfachen Genüsse am meisten.“
Catherine seufzte wohlig und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Einen Moment lang dachte sie darüber nach, wie unkompliziert ein Leben an Finns Seite wohl sein mochte. Sie würden Ausflüge machen, über alles reden können und sich immer besser kennenlernen. Ihr Leben in London schien ihr plötzlich sehr weit weg zu sein. Vielleicht lag es an der Gegend, dass Zeit plötzlich keine Rolle mehr spielte.
„Würdest du gern die Wicklow Bay sehen?“, fragte Finn Catherine nach dem Essen.
Wenn er sie dazu eingeladen hätte, mit ihm zum Ende des Regenbogens zu fahren, hätte sie sicher auch eingewilligt.
„Ja, gern“, erwiderte sie mit leuchtenden Augen.
Die Fahrt durch die Landschaft bestätigte wieder einmal den Ruf Irlands, ein ausgesprochen grünes Land zu sein. Und schließlich erreichten sie das Ende einer Klippe, und Finn stoppte den Wagen, und sie stiegen aus.
„Der Blick ist einfach fantastisch“, versprach er Catherine.
Gemeinsam gingen sie zum Rand der Klippe und blickten fasziniert in die Tiefe, wo die tosende See gegen die Felsen brandete.
„Na? Habe ich dir zu viel versprochen?“
Catherine schüttelte den Kopf. „Nein, es ist wirklich atemberaubend.“
Sie musste plötzlich an ihre kleine Wohnung in Clerkenwell denken und an den Blick aus ihrem Fenster. Wie sehr fiel London gegen dieses Naturschauspiel ab!
„Wann warst du zum letzten Mal am Meer?“, fragte Finn unvermittelt.
Sie lachte. „Das weißt du doch! In Griechenland.“
„Ja, aber das meine ich nicht. Ich spreche von diesem Meer, von dieser rauen, unberechenbaren See. Magst du eigentlich Abenteuer?“
Unsicher sah sie ihn an. „Was meinst du damit?“
„Wir könnten zum Beispiel hinuntergehen, unsere Schuhe ausziehen und barfuß über den Strand laufen“, schlug er vor. „Hättest du dazu Lust?“
Catherine sah auf, sah in seine lachenden Augen. Anstatt zu antworten, machte sie sich sogleich an den Abstieg und rief Finn zu: „Nun komm schon! Worauf wartest du noch?“
In wenigen Minuten war er bei ihr, rollte seine Jeans hoch und watete mit ihr durch die kühlen Fluten. Er merkte, dass sein Verlangen nach Catherine immer stärker wurde, und war gleichzeitig entsetzt über die Richtung, die seine Gedanken nahmen. Am liebsten hätte er ihr auf der Stelle das Kleid ausgezogen und sie hier am Strand
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