Romana Exklusiv 0190
gegeben.“
„O Finn.“ Catherines Herz war voller Mitleid für den kleinen Jungen, der mutterseelenallein auf der Welt gewesen war. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte ihn in die Arme geschlossen. Aber das hätte er nicht zugelassen, das erkannte sie daran, wie abrupt er Teller und Tassen aus dem Schrank holte und sie auf den Tisch stellte. Seine Haltung drückte ganz klar aus, dass er keine weiteren Fragen wünschte. Der Zeitpunkt für ein Gespräch über diese Dinge war offensichtlich noch nicht gekommen.
„Hast du etwas zum Essen da?“, erkundigte sie sich. „Ich bin am Verhungern.“
„Na klar.“ Er nickte. „Wir haben genug für eine komplette Truppe. Ich habe Alistair gebeten, für uns einzukaufen. Wenn wir wollen, können wir das ganze Wochenende hier verbringen, ohne rausgehen zu müssen.“
Catherine war nicht klar, wie sie diese Aussage deuten sollte. War es ein Versprechen oder eine Drohung? Sollten sie etwa weiter das verliebte Paar in den Flitterwochen spielen? Sie wusste nicht, ob sie die Kraft haben würde, diese Farce noch mitzumachen.
„Setz dich doch“, schlug er vor. „Der Tee ist gleich fertig.“
Gehorsam ließ sie sich auf einem alten Sofa nieder und betrachtete Finn nachdenklich. Seine verschlossene Miene lud nicht gerade zu einem Gespräch ein.
„Nimmst du Zucker in den Tee?“, fragte er.
Catherine lächelte. Er erinnerte sich also noch an ihre Worte in seinem Büro.
„Ja, bitte“, erwiderte sie. Der Tee schmeckte köstlich. Sie tranken ihn schweigend, dann fragte sie: „Finn?“
„Ja?“
„Wie oft kommst du normalerweise hierher?“
„Leider nicht so oft, wie ich möchte“, gestand er. „Ich nehme mir immer wieder vor, die Wochenenden hier zu verbringen, frische Luft zu tanken, aber …“
„Aber?“
„Na, du weißt doch, wie es ist. Das Leben in einer Großstadt kann einen ganz schön in Atem halten. Meistens schaffe ich es einfach nicht wegen der Arbeit.“
Catherine wusste genau, wovon er sprach. Erst jetzt wurde ihr ihre neue Situation richtig bewusst. Sie war dem hektischen Leben in London für eine Weile entkommen. Stattdessen würde sie in dem kleinen Haus leben und ihr Kind zur Welt bringen. Nachdem vorher alles so kompliziert und schwierig gewesen war, war diese Vorstellung einfach bestechend. Zufrieden lehnte sie sich auf dem Sofa zurück und trank genüsslich ihren Tee.
Finn bemerkte, dass ihre Züge weicher wurden, und fragte sich, was wohl in ihr vorgehen mochte. Dann stand er auf. „Ich werde jetzt Feuer im Kamin machen“, verkündete er.
Catherine hatte das Gefühl, als befände sie sich in einer anderen Welt und in einer anderen Zeit. Sie beobachtete Finn, wie er sorgfältig Holzscheite im Kamin aufschichtete und sie dann anzündete. Schon bald tauchte ein heimeliges Feuer das ganze Zimmer in wohlige Wärme und sanftes Licht. Während draußen der Abend langsam zur Neige ging, saßen Finn und Catherine in der Küche und wunderten sich über die merkwürdige Situation, in der sie sich befanden. Denn was hätte nähergelegen, als unter solchen Umständen zusammenzurutschen und miteinander zu kuscheln? Stattdessen saßen sie wie zwei Fremde nebeneinander, und jeder fühlte sich unbehaglich.
Irgendwann stand Catherine auf und ging nach oben, um ihren Koffer auszupacken, während Finn das Abendessen zubereitete. Danach hörten sie noch gemeinsam ein wenig Radio. Plötzlich fing sie an zu gähnen und verkündete, dass sie ins Bett gehen wolle.
In Wirklichkeit war Catherines Verlangen nach Finn immer stärker geworden, und sie fragte sich, wie lange sie es noch aushalten würde, ihm so nahe zu sein, ohne ihn zu berühren. Da war es wirklich besser, möglichst bald schlafen zu gehen.
Sie verbrachte aber eine geruhsame Nacht und schlief friedlich in dem großen Federbett ein.
Als der nächste Morgen nahte, war Catherine putzmunter und sprang sofort aus dem Bett. Nach dem Frühstück zeigte Finn ihr den Strand, wo sie eine Weile spazieren gingen. Dann schlug er vor, seiner Tante einen Besuch abzustatten. Catherine war einverstanden, wenngleich sie ein wenig nervös war.
„Wie heißt sie noch mal?“, erkundigte sie sich bei Finn.
„Finola.“
„Bestimmt wird sie mich ablehnen“, meinte Catherine unbehaglich.
Er blickte sie überrascht an. „Warum sollte sie das tun?
Red doch keinen Unsinn! Was könnte sie gegen die Frau haben, die ich geheiratet habe? Vergiss nicht, sie liebt mich und wünscht mir, dass ich glücklich
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