Romana Exklusiv 0190
an Aislings Schulter gelehnt hatte. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie gegenüber diesen beiden netten Menschen die Farce nicht aufrechterhalten, und kam sich vor wie eine Hochstaplerin.
Doch dann begegnete sie plötzlich Finns Blick, und es sah ganz so aus, als würde er sie verstehen. Das tröstete Catherine mehr, als viele Worte es vermocht hätten.
„Würdest du dich netterweise um Catherine kümmern, solange ich weg bin?“, fragte Finn seine Freundin dann.
„Um mich muss man sich nicht kümmern!“, protestierte Catherine heftig.
„Selbstverständlich“, erwiderte Aisling und fügte herzlich hinzu: „Keine Angst, Catherine, ich werde dir schon nicht auf die Nerven gehen. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es dir langweilig wird hier auf dem Land und ohne deinen Ehemann.“
„Catherine braucht vor allen Dingen Ruhe“, sagte Finn bestimmt. „Sonst hätte sie ja gleich in London bleiben können. Außerdem will sie hier schreiben.“
„Ich bin Journalistin“, fügte Catherine erklärend hinzu.
„Verstehe“, sagte Aisling und lächelte sie an. Ob sie wohl den Artikel über Finn gelesen hatte? Wenn ja, ließ sie es sich wenigstens nicht anmerken.
In diesem Moment erschienen ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen, die sich heftig miteinander um eine Handvoll Muscheln stritten, sodass Aisling schlichtend eingreifen musste. Danach wandte sie sich lachend an Catherine.
„Nun weißt du gleich, worauf du dich einstellen musst.“
„Oh, ich glaube, ich habe noch ein paar Jahre Zeit“, erwiderte Catherine.
Finn fiel ein Stein vom Herzen, als er merkte, wie gut Catherine sich mit seinen Freunden verstand. Hoffentlich lebte sie sich hier gut ein!
Mit jedem weiteren Tag fühlte Catherine sich auf dem Land immer mehr zu Hause. Sie stand frühmorgens auf und machte zuerst einen langen Spaziergang am Strand. Danach schlug sie den Weg ins Dorf ein, wo sie frisches Brot und Milch holte. Sie fing auch mit dem Schreiben an. Doch zu ihrem Erstaunen entdeckte sie, dass sie nicht länger an Sensationsstorys interessiert war, sondern ganz neue Ideen hatte. Glücklicherweise fand sie jemand, der ihre Wohnung in London mieten wollte. So hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben keine Geldsorgen, sondern konnte sich in aller Ruhe ihrem neuen Projekt widmen.
Catherine hatte sich entschlossen, ein Buch zu schreiben. Doch außer ihrer Mutter erzählte sie es keinem Menschen. Diese freute sich sehr darüber und fragte Catherine, wann sie sie denn endlich einmal besuchen könne. Sie war auch sehr neugierig darauf, den Mann ihrer Tochter kennenzulernen. Catherine hatte ihr bisher immer eine ausweichende Antwort gegeben, denn wie sollte sie ihr die Situation erklären? Bestimmt hätte sie gemerkt, dass unter der Oberfläche etwas schwelte, und dann wäre Catherine in arge Bedrängnis geraten. Außerdem hätten sie und Finn ein gemeinsames Schlafzimmer beziehen müssen, und dazu sah sie sich noch immer nicht in der Lage. Einerseits wünschte sie sich sehr, ihm nahe zu sein, andererseits war sie froh, dass er nicht versuchte, sich ihr zu nähern. Bei seinen Besuchen am Wochenende verbrachte er die Nächte immer im Gästezimmer.
Das wird sich natürlich ändern, wenn das Baby erst einmal da ist, dachte Catherine. Dann konnte sie auch endlich ihre Mutter einladen. Denn niemand würde es merkwürdig finden, wenn eine junge Mutter Zeit für sich brauchte und allein schlief.
Mit Finn blieb sie die Woche über in Kontakt. Manchmal rief er sie abends an, dann erzählte sie ihm, womit sie den Tag verbracht hatte. So entwickelten sie einen lockeren Umgangston miteinander, der sie einander näherbrachte, als ihnen beiden klar war.
Aber Catherine fragte sich zwischendurch auch immer wieder, was geschehen würde, wenn das Baby zur Welt gekommen war. Ewig konnten sie diese Scharade natürlich nicht weiterführen. Bestimmt würde Finn ihr eines Tages mitteilen, dass ihr Arrangement abgelaufen sei und sie nun beide wieder frei seien. Diese Vorstellung rief zwiespältige Empfindungen in ihr hervor. Denn wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie gar nicht mehr frei sein wollte. Sie sehnte sich in keiner Weise nach ihrem früheren Leben zurück, sondern gefiel sich in der Rolle der Frau und zukünftigen Mutter, die gegenüber früher viel entspannter war.
Finn fiel auf, dass er sich schon die ganze Woche lang auf das Wochenende mit Catherine freute. Er war erstaunt, wie gut sie sich eingelebt hatte. Das
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