Romana Exklusiv 0190
zurückkehren. Und zwar allein.
Finn fiel auf, wie erschöpft Catherine auf dem Rückflug aussah. Sie schlug sogar das Glas Champagner aus, das eine Stewardess ihr anbot. Offensichtlich hatte sie nicht das Gefühl, als gebe es etwas zu feiern.
„Wird deine Mutter nicht verletzt sein, wenn du ihr erzählst, dass wir geheiratet haben, ohne sie einzuladen?“, fragte er Catherine, als sie im Wagen saßen und auf dem Weg zur Küste waren.
Catherine schüttelte den Kopf. „Wir sind schließlich nicht die Einzigen, die so etwas tun.“
„Ja, aber wie willst du es ihr erklären?“
„Ganz einfach“, erwiderte sie kurz angebunden, „ich werde ihr sagen müssen, dass ich schwanger bin. Das wird sie sicher verstehen.“
„Wann wirst du sie darüber informieren, dass du jetzt einen Ehemann hast?“
Einen Ehemann hast? Das klang ganz wie aus einem viktorianischen Roman. „Wenn ich ein bisschen zur Ruhe gekommen bin.“
„Und das heißt … bald?“, fragte er langsam.
Sie nickte. „Sobald ich einige Tage in Greystones verbracht habe. Hast du übrigens deine Tante von unserer Ankunft unterrichtet?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, weder meine Tante noch meine Freunde wissen davon. Sie hätten bestimmt groß feiern wollen, und dazu habe ich keine Lust.“
Catherine war dies recht. Die Zeremonie hatte sie sehr mitgenommen, und sie hatte all ihre Kraft gebraucht, um dem Standesbeamten laut und deutlich auf seine Fragen zu antworten.
„Sie sind wirklich ein hübsches Paar“, hatte er zu den beiden gesagt, nachdem sie das Ehegelöbnis abgelegt hatten. Und dann hatte er augenzwinkernd zu Finn gesagt: „Sie dürfen jetzt die Braut küssen.“
Finn hatte auf Catherine hinuntergeblickt und gelächelt. „Wir dürfen ihn nicht enttäuschen, findest du nicht auch?“, hatte er gesagt und sie dann ganz leicht auf den Mund geküsst.
Es war fast ein scheuer Kuss gewesen, der nicht zu vergleichen war mit den leidenschaftlichen Zärtlichkeiten, die sie beim Sex ausgetauscht hatten. Finn empfand Catherines Lippen als äußerst sinnlich. Sie nur zu berühren hatte ihn total erregt. Gleichzeitig wusste er, dass die Erfüllung ihm für immer versagt bliebe. Er selbst hatte beim letzten Mal die Brücken hinter ihnen abgebrochen, und so war sein Hochzeitskuss ein falsches Versprechen gewesen. Catherine hatte dies genauso empfunden.
Catherine widerstand der Versuchung, Finn die Arme um den Nacken zu legen und ihn an sich zu ziehen. Stattdessen löste sie sich sanft von ihm und bedachte den Standesbeamten mit einem verlegenen Lächeln.
Am späten Nachmittag trafen sie in Greystones ein. Der Weg führte sie durch abgelegene, kleine Dörfer mit gepflasterten Straßen. Finns Cottage lag kurz hinter der kleinen Stadt. Es war ein flaches Steinhaus, das so aussah, als würde es hier seit Ewigkeiten stehen.
„Oh, wie schön, Finn!“, sagte Catherine bewundernd. Sie sog die Meeresluft tief ein. Was für ein herrlicher Platz, um ein Kind aufzuziehen, dachte sie. Gar nicht zu vergleichen mit ihrer kleinen Wohnung in London.
Finn hatte den Eindruck, als hätte sie noch nie zuvor so hübsch ausgesehen. Einem plötzlichen Impuls gehorchend, hob er sie hoch und trug sie über die Schwelle.
Damit überraschte er Catherine völlig.„Was … was denkst du dir dabei eigentlich?“, stieß sie hervor.
„Ich gehorche nur einer alten Tradition“, erwiderte er und ging mit ihr durch die niedrige Tür ins Innere des Hauses. Catherine befreite sich mit hochrotem Kopf aus seinem Griff. Es tat ihr weh, dass alles nur eine Farce war. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie wirklich ein Ehepaar wären und dies der Beginn ihres neuen Lebens wäre.
Um sich von ihren finsteren Gedanken abzulenken, sah sie sich im Raum um. Das kleine Haus machte einen gemütlichen, einladenden Eindruck. Viele Kissen lagen auf den Sofas, und an den Wänden hingen Aquarelle, die Landschaften aus der Gegend darstellten. Nur eines fiel Catherine auf: Die Wände mussten unbedingt wieder einmal gestrichen werden.
„Komm“, sagte Finn zu ihr, „ich möchte dir etwas zeigen.“
Der kleinere Raum neben dem Wohnzimmer war ähnlich eingerichtet. Mit einer Ausnahme: In der Mitte des Zimmers stand ein großer Schreibtisch. Darauf befanden sich ein brandneuer Laptop und ein Drucker.
„Das ist für dich“, sagte Finn gespannt.
Catherine sah ihn verwirrt an. „Aber warum? Was hast du dir dabei gedacht?“
„Es ist ein Hochzeitsgeschenk von mir.“
„Aber ich habe
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