Romana Exklusiv 0190
aufmerksam genug mitgezählt, wie oft Fabio Valante ihr nachgeschenkt hatte. Irgendwann hatte sie wohl den Überblick verloren, und der Likör zum Espresso war dabei nicht gerade hilfreich gewesen.
Nachdem Flora sich das Haar geglättet und die hektische Röte ihrer Wangen mit Puder überdeckt hatte, erhob sie sich. Das Kleid war ebenfalls ein Fehler. Sie hatte es aus Trotz angezogen, nur leider sandte es die falschen Signale aus. Und die hohen Absätze trugen auch nicht dazu bei, ihr die benötigte Standfestigkeit zu verleihen.
Um sich zu beruhigen, atmete sie mehrmals tief durch, bevor sie ins Restaurant zurückkehrte – fest entschlossen, sich aus der selbstverschuldeten Misere so würdevoll wie möglich zu retten.
Insgeheim hatte sie gefürchtet, dass noch weitere Espressos, Liköre und Anspielungen folgen würden, doch Fabio hatte sich bereits erhoben und steckte soeben die Brieftasche ein. Er wirkte ernst und versonnen.
Offenbar hat er auch genug, dachte Flora erleichtert. Der sonderbar abweisende Gesichtsausdruck rührte vermutlich von der Höhe der Rechnung her …
Sie schämte sich ein wenig, weil sie mit ihren Fragen über sein Liebesleben schmerzliche Erinnerungen geweckt und ihm die Stimmung verdorben hatte. Immerhin war er jemand, der geliebt und einen Verlust erlitten hatte, während sie vom Leben verwöhnt worden war.
Als Fabio den Kopf hob und sie entdeckte, änderte sich seine Miene sofort. Er lächelte charmant, und in seine Augen trat ein warmes Leuchten. Über die Gründe für diesen Wandel wagte Flora allerdings nicht nachzudenken.
Sie hatte ihn inzwischen erreicht. „Vielen Dank für den netten Abend, Signore. Leben Sie wohl.“
„Er ist noch nicht ganz vorbei“, entgegnete er. „Pietro hat uns ein Taxi gerufen.“
„Er braucht sich um mich keine Sorgen zu machen.“ Sie griff nach der Stola. „Ich halte unterwegs …“
„Um diese späte Stunde ist das nicht so einfach, zumal die Theater vor Kurzem geschlossen haben.“ Er nahm den langen Fransenschal und drapierte ihn sich über den Arm. „Außerdem ist eine Frau ohne Begleitung auf den Straßen nicht sicher. Es wäre besser, zu warten.“
Besser für wen?, fragte sie sich unwillkürlich. Also wartete sie notgedrungen, bis ein Kellner die Ankunft des Taxis meldete. Sie verabschiedete sich höflich von Pietro und zwang sich zur Ruhe, als Fabio ihr die Stola um die Schultern legte. Hoch erhobenen Hauptes ging sie vor ihm hinaus und geriet auf einem unebenen Pflasterstein ins Straucheln.
Sofort war er an ihrer Seite und stützte sie. „Vorsicht, mia bella. Sie könnten sonst noch einmal fallen.“ Er half ihr in den Wagen und nannte dem Fahrer ihre Adresse.
Schockiert wandte sie sich zu ihm um. „Woher wissen Sie, wo ich wohne? Meine Anschrift steht nicht auf der Visitenkarte, die ich Ihnen gegeben habe.“
„Stimmt. Es war allerdings nicht allzu schwer, Sie ausfindig zu machen, Flora mia.“
„Das merke ich.“
Obwohl sie nicht weit entfernt wohnte, schien die Fahrt wegen des dichten Verkehrs eine Ewigkeit zu dauern. Oder lag es daran, dass sie sich Fabios Nähe überdeutlich bewusst war?
Als sie endlich vor ihrem Haus hielten, wollte Flora aussteigen. „Vielen Dank fürs Mitnehmen …“
„Erlauben Sie mir, Sie zur Tür zu bringen.“ Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Während sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel suchte, bemühte sie sich um einen sicheren Gang. Kein leichtes Unterfangen, wenn einem der Kopf schwirrt und die Knie zittern, dachte sie.
„Lassen Sie mich das machen.“ Amüsiert nahm er ihr den Schlüssel ab und schob ihn ins Schloss.
„Ich schaffe es allein“, protestierte sie. „Der Taxameter läuft“, fügte sie hinzu und spähte über die Schulter. „Oh, der Wagen ist ja weg.“
„Ich hatte gehofft, Sie würden mir einen Kaffee anbieten.“ Fabio hatte inzwischen aufgeschlossen und begleitete sie – eine Hand stützend unter ihren Arm gelegt – die Treppe hinauf. „Entspricht das nicht den Konventionen?“
„Sie würden Konventionen nicht einmal erkennen, wenn man sie Ihnen vorbeten würde, Signor Valante.“ Leider klang nicht alles so präzise, wie sie es sich gewünscht hätte.
„Andererseits könnte ich Ihnen Kaffee machen“, fuhr er fort. „Sie scheinen welchen zu brauchen.“
„Mir geht’s gut“, behauptete Flora undeutlich. „Unsere Verabredung zum Dinner ist vorbei, falls Sie es nicht gemerkt haben.“
„Doch, aber der Abend ist noch nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher