Romana Exklusiv 0190
Ende. Ich bin neugierig, wie Sie wohnen.“ Er schloss das Apartment auf.
„Wieso?“
Er zuckte die Schultern. „Aus der Umgebung kann man viel über einen Menschen lernen, das sollten Sie eigentlich am besten wissen. Es ist viel, was ich über Sie erfahren möchte.“
Sie lächelte ihn strahlend an. „Viel Erfolg.“
Fabio Valante schaute sich im Wohnraum um: kahle weiße Wände, abgezogene Dielen, ein niedriger Glastisch sowie ein Sofa nebst Sessel mit blaugrauen Polstern. „Eine leere Leinwand“, stellte er leise fest. „Interessant. Ist das Schlafzimmer genauso neutral?“
Flora ging durch den schmalen Flur zur gegenüberliegenden Tür und stieß sie auf. „Urteilen Sie selbst.“ Gespannt wartete sie auf seine Reaktion.
Auch hier war keine Spur von Farbe. Von den Wänden über den eingebauten Kleiderschrank bis hin zum altmodischen Bettüberwurf aus Spitze und den duftigen Gardinen war alles weiß.
„Sehr jungfräulich“, bemerkte er mit ausdrucksloser Miene. „Wie die Zelle einer Nonne. Das erklärt manches.“
„Zum Beispiel?“
„Warum Ihr fidanzato seine Zeit lieber woanders verbringt.“
„Zufälligerweise ist Chris immer hier. Er bevorzugt eine sparsame Möblierung“, konterte sie. „Und nachdem Sie nun gesehen haben, was Sie wollten, können Sie gehen.“
„Ohne meinen Kaffee?“ Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. „Sie sind nicht sehr gastfreundlich, Flora mia.“
„Nennen Sie mich nicht ‚Ihre‘ Flora“, verlangte sie.
„Soll ich Sie ‚seine‘ oder ‚Cristoforos‘ Flora nennen, obwohl klar ist, dass Sie ihm nicht gehören – und nie gehört haben?“
Sie mochte zwar nicht ganz nüchtern sein, aber die Geringschätzung in seiner Stimme blieb ihr nicht verborgen. „Sie wissen nichts über mein Verhältnis zu meinem Verlobten. Außerdem sind Sie kaum der Richtige, um Vorträge darüber zu halten, wie ich mich als Braut benehmen sollte. Ich finde, es ist Zeit, dass Sie sich verabschieden.“
„Und ich finde, Sie brauchen den Kaffee dringender als ich, Signorina.“ Er ging den Flur entlang zur Küche, gefolgt von einer ziemlich wütenden Flora. „Haben Sie keine Espressomaschine?“Verwundert schaute er sich um.
„Nein“, entgegnete sie ironisch. „Tut mir leid, aber ich hatte keine Ahnung, dass ich heute einen ungebetenen Gast haben würde.“
„Falls Sie glauben, Sie seien auch nur im Entferntesten eine gute Gastgeberin, täuschen Sie sich gewaltig.“ Er stellte den Wasserkessel auf den Herd. „Wo bewahren Sie den Kaffee auf?“
Sie öffnete einen Schrank und nahm eine Packung heraus. „Ich mache das.“
„Wie Sie wünschen.“ Fabio lehnte sich an den Türrahmen. „Sie geben wenig von sich preis“, meinte er nach einer Pause. „Keine Fotos, keine Dekoration, keine persönliche Note. Sie sind ein Rätsel, Signorina Flora. Eine Frau voller Geheimnisse. Was wollen Sie verbergen?“
„Gar nichts.“ Sie füllte Kaffee in den Filter. „Allerdings arbeite ich ständig mit Farben, und wenn ich nach Hause komme, möchte ich etwas Ruhigeres.“
„Ist das die ganze Wahrheit?“
Sie mied seinen fragenden Blick. „Nun ja … Anfangs wollte ich die Räume nach meinen Vorstellungen gestalten, doch dann traf ich Chris, und nun spare ich meine Kräfte für unser gemeinsames Heim. Dort kann ich nach Herzenslust mit Farben experimentieren. Das Apartment wird die Visitenkarte für mein Geschäft.“
„Sie werden nach der Hochzeit weiter arbeiten?“
„Natürlich. Ist das etwa falsch?“
„Wollen Sie keine Babys?“
Flora stellte Tassen, Zuckerdose und Milchkännchen aufs Tablett. „Ja … wahrscheinlich … irgendwann.“
„Sie klingen nicht sonderlich überzeugt.“
Teelöffel. Es fehlten noch Teelöffel. „Meiner Meinung nach sollte man sich erst nach der Hochzeit über Kinder Gedanken machen.“
„Mögen Sie Kinder?“
Sie goss Wasser in den Filter. „Ich weiß nicht viel über sie, außer solchen wie meinem Neffen – ein echter Satansbraten, verwöhnt, missraten und verzogen.“
„Vielleicht sollten Sie dafür eher die Eltern als das Kind verantwortlich machen.“
„Das tue ich“, versicherte sie. „Und zwar jedes Mal, wenn er mir unter die Augen kommt.“ Sie nahm das Tablett.
„Geben Sie her.“ Er nahm ihr die Last ab.
Flora ging voran ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel.
Fabio stellte das Tablett auf den Glastisch und ließ sich auf der Couch nieder. „Allmählich gewöhne ich mich an die makellose Umgebung.
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