Romana Exklusiv 0190
eigentlich?“
„Fabios. Er hat mich allerdings nicht gedrängt, sondern mir die Wahl überlassen.“ Flora seufzte. „Ich hätte meinem Instinkt folgen und ihn beim Wort nehmen sollen. Aber Aldleigh Manor klang so hübsch.“
„O ja“, versicherte Hester trocken. „Genau der richtige Ort, um liebe Freunde zu treffen.“
„Hör auf.“ Flora putzte sich erneut die Nase. „Es ist jedenfalls vorbei, und Fabio ist fort. Hoffentlich begegne ich ihm nie wieder.“ Ihre Stimme bebte.
„Schade. Ich hätte gern den Mann kennengelernt, der endlich eine Frau aus dir gemacht hat. War’s schön?“
„Ich will nicht darüber reden.“ Flora zerknüllte ein weiteres Taschentuch.
„So gut also.“ Hester nickte verständnisvoll. „Was beabsichtigst du zu tun, wenn die Tränenphase abgeschlossen ist?“
„Ich muss für eine Weile weg.“
„Und du willst Fabio Valante tatsächlich nie wieder sehen?“
„Niemals!“
„Das ist bitter.“ Hester verließ ihren Platz am Fenster. „Er steigt nämlich gerade draußen aus dem Auto.“
„O Gott!“ Flora wischte sich über die tränenüberströmten Wangen. „Lass ihn nicht rein.“
„Unsinn.“ Hester eilte in den Flur. „Wenn du ihn nicht sehen willst – ich will.“
„Hester!“
Zu spät. Es klingelte an der Wohnungstür, und kurz darauf drang Stimmengemurmel herein.
Als Hester zurückkehrte, wirkte sie leicht verwirrt. „Du hast Besuch“, verkündete sie und winkte Fabio ins Zimmer. „Ich habe noch einiges zu erledigen und überlasse dich daher seiner Obhut.“
„Nein … Bitte nicht“, flehte Flora, doch ihre Freundin winkte ihr lediglich kurz zu und verschwand.
Sie schaute Fabio über die Sofalehne hinweg an. Ihr war klar, welch trostlosen Anblick sie bieten musste: alte Jeans und ein ausgeblichenes T-Shirt, das Haar achtlos mit einem Gummiband gebändigt, das Gesicht blass und ohne eine Spur von Make-up, die Augen vom Weinen gerötet.
Er hingegen war zwar tadellos gekleidet, aber ohne die gewohnte kühle Selbstsicherheit. Eine sonderbare Anspannung schien ihn zu beherrschen. Auch er war von Erschöpfung gezeichnet.
Und dennoch, trotz allen Kummers, verspürte sie tief in sich eine geradezu beschämende Sehnsucht. Jenes unkontrollierbare Verlangen, das sich nicht unterdrücken ließ. Ehe sie es verhindern konnte, brach sie erneut in Tränen aus.
Mit wenigen Schritten war Fabio bei ihr. Er holte ein makelloses Taschentuch aus dem Jackett und trocknete ihr behutsam die Wangen. Seine Berührung war sanft, aber unpersönlich. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, betrachtete er sie ernst. „Meine arme Kleine. Hast du herausgefunden, dass du dir mehr aus ihm machst, als du dachtest?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, es wäre so. Ich hätte die Verlobung auf jeden Fall gelöst, doch so hätte es nicht passieren dürfen. Diese Demütigung vor seinen Freunden.“
„Warum weinst du dann?“
Weil ich geglaubt hatte, ich würde dich nie wieder sehen, dachte sie. Weil mir erst jetzt klar geworden ist, dass es für mich nicht nur Sex war. Dass ich mich in dich verliebt habe. Ich weiß, dass du nicht das Gleiche empfindest, also muss es ein Geheimnis bleiben, das ich mit niemandem teilen kann.
Flora lächelte unter Tränen. „Vielleicht weil noch nie so viele Menschen gleichzeitig auf mich böse waren. In ihren Augen habe ich etwas Unverzeihliches getan.“
„Ein hartes Urteil. Verlobungen werden doch ständig gelöst.“
„Aber nicht von mir“, entgegnete sie. „Ich war immer so … brav. Und auf einmal bin ich ein verdorbenes Geschöpf. Eine Betrügerin.“
Fabio flüsterte ihren Namen und zog sie an sich. Sie legte die Hände auf seine Brust und genoss seine tröstende Wärme. Er entfernte das Band aus ihrem Haar und schob die Finger durch die seidige Fülle. Flora ahnte das Verlangen, das sich hinter dieser Geste verbarg. Ihr Herz klopfte unwillkürlich schneller.
„Deine Freundin erwähnte, dass du für eine Weile fortwillst. Stimmt das?“
„Ja. Zugegeben, es ist feige, aber Chris hat allen von dir und mir erzählt. Der Rummel ist mir einfach zu viel.“
„Hast du schon ein Ziel?“
„Nein. Momentan bin ich zu keiner logischen Überlegung fähig.“
„Ist dein Pass in Ordnung?“
„Ja, natürlich.“
„Wunderbar. Dann nehme ich dich mit nach Italien.“
Sie traute ihren Ohren kaum. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Warum nicht?“ Er zuckte die Schultern. „Ich muss heim, und du bist auf der Flucht.
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