Romana Exklusiv 0190
falsche Richtung, carissima“, meinte er amüsiert.„Der Lift ist dort drüben. Wir logieren übrigens in der Hochzeitssuite.“ Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. Seine Stimme nahm einen intimeren Tonfall an. „Ich habe Tee für uns bestellt – und Champagner, damit wir uns vor dem Dinner noch ein wenig entspannen können. Würde dir das gefallen, meine Süße?“
In diesem Moment hätte man hören können, wie die sprichwörtliche Stecknadel zu Boden fiel. Flora hatte das Gefühl, eine Filmszene zu beobachten. Chris schaute mit hochrotem Kopf verblüfft drein, seine drei Begleiter tauschten schockierte Blicke und hätten am liebsten das Weite gesucht, und Fabio lächelte wie ein gefallener Engel, während er die Hand besitzergreifend auf ihre Hüfte gelegt hatte.
„Wer sind Sie?“, platzte Chris endlich heraus. „Und was, zum Teufel, machen Sie mit meiner Verlobten?“
Fabio sah zum ersten Mal in seine Richtung. Seine Miene war verächtlich. „Ich bin Fabio Valante, Signore, und ich bin Floras Liebhaber. Noch weitere Fragen?“
Chris bewegte die Lippen und wiederholte lautlos den Namen. Die Zornesröte wich aus seinem Gesicht, und plötzlich wurde er weiß wie die Wand. „Nein“, flüsterte er. „Ich habe keine Fragen mehr.“ Ohne Flora eines weiteren Blickes zu würdigen, hastete er davon, dicht gefolgt von seinen peinlich berührten Freunden.
„Ich glaube, deine Verlobung wurde soeben gelöst, mia bella“, stellte Fabio beinahe heiter fest.
„Du kennst doch die Redewendung, dass man sich wünscht, die Erde möge sich auftun und einen verschlucken.“ Flora warf ein aufgeweichtes Papiertaschentuch in den Papierkorb und zog ein frisches aus der Box. „Genau so war es, Hester. Ich wäre am liebsten verschwunden und nie wieder aufgetaucht.“
„Und was hast du stattdessen gemacht? Hast du um Vergebung gefleht und dich Chris zu Füßen geworfen?“
„Es ist nicht komisch“, beschwerte sich Flora. „Es war der schlimmste Augenblick meines Lebens.“
Vierundzwanzig Stunden waren seither verstrichen, und nun saßen sie beide in Floras Wohnzimmer. Flora lag auf der Couch, und Hester stand mit einem Glas Wein in der Hand am Fenster.
„Das glaube ich gern.“ Sie nickte. „Wenn du einen Auftritt hast, dann richtig. Halbe Sachen sind nichts für dich. Und was passierte danach? Ich nehme an, Chris hat versucht, ihn umzubringen.“
„Nein.“ Flora schüttelte den Kopf. „Er stand einfach da und starrte Fabio an, als wäre ihm ein Geist begegnet – oder sein ärgster Albtraum. Und dann ist er gegangen.“
„Du meinst, er hat ihn nicht einmal geohrfeigt? Ich bin wirklich nicht gewalttätig, aber unter diesen Umständen …“
„Nichts dergleichen. Er hat mich weder angesehen noch ein Wort zu mir gesagt.“
„Wahrscheinlich ist ihm nichts Vernünftiges eingefallen. Schließlich ist er selbst schuld. Wäre er nicht mit seinen Freunden weggefahren, hätte dieser Italiener gar nicht bei dir landen können.“ Hester zögerte. „Hast du seither von Chris gehört?“
„Nein, dafür aber von allen Freunden und Verwandten. Chris hat offenbar keine Zeit verloren und mich unverzüglich bei allen angeschwärzt. Als ich nach Hause kam, war mein Anrufbeantworter schon heiß gelaufen. Meine Mutter, seine Mutter, sogar meine geliebte Stiefschwester hat die Enttäuschung von Klein-Harry bejammert, weil er nun nicht mehr Page spielen darf.“
„Man hat dich also allgemein verdammt.“
Flora zuckte die Schultern. „Meine Mutter hat mich enterbt, weil ich Schande über die Familie gebracht habe und sie nie wieder hoch erhobenen Hauptes ihren Bridgekclub betreten kann. Und Chris’ Mutter zufolge wäre ich in einer sittenstrengeren Zeit öffentlich ausgepeitscht worden.“
„Bevor man dich zu Tode gesteinigt hätte“, ergänzte Hester. „Eine charmante Person. Wenigstens bist du sie als Schwiegermutter los, das ist doch ein Lichtblick. Und was ist mit Signor Valante?“, fügte sie nach kurzer Pause hinzu. „Hat er sich seit gestern gemeldet?“
„Er hat mich hierher zurückgebracht. Wir haben auf der Fahrt kaum miteinander geredet. Als er meine Sachen hereintrug, meinte er, dass er die Peinlichkeit bedauere, die er mir verursacht habe. Dann ging er.“ Flora lächelte tapfer. „Ende der Geschichte.“
„Vermutlich schämt er sich selbst in Grund und Boden. Ein furchtbarer Zufall, dass ihr euch ausgerechnet für dieses Hotel entschieden habt. Wessen Idee war das
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