Romana Exklusiv 0190
sie die Boutiquen in der Kensington High Street und kehrte mit Tüten und Päckchen beladen heim.
Je näher der Abreisetermin rückte, desto nervöser wurde sie. Seit über achtundvierzig Stunden hatte sie Fabio nicht mehr gesehen, obwohl sie mehrmals miteinander telefoniert hatten. Dabei hatte er nie auch nur mit einer einzigen Silbe angedeutet, dass er die Nacht mit ihr verbringen wolle.
Flora vermisste ihn maßlos. All die Jahre hatte sie allein in ihrem Bett geschlafen und keine Sorgen oder Ängste gekannt. Nun jedoch, nach ein paar kurzen Stunden in seinen Armen, war sie rastlos, tastete in der Dunkelheit nach ihm und fand die Seite neben ihr leer.
Die Worte „Werde ich dich heute Abend sehen?“ hatten ihr mehr als einmal auf den Lippen gelegen, doch sie hatte nicht gewagt, sie auszusprechen.
Vielleicht bereut er es bereits, überlegte sie traurig, und ruft mich in letzter Minute an, um die Einladung mit einer fadenscheinigen Ausrede zurückzuziehen.
Sollte dies passieren, so wollte sie das nächste Reisebüro aufsuchen und eine Last-Minute-Reise buchen – irgendwohin, nur nicht nach Italien.
Als Fabio sie pünktlich zur vereinbarten Zeit in einer von einem Chauffeur gesteuerten Limousine abholte, konnte sie ihr Erstaunen nicht verbergen. „Du reist wohl gern mit allem Komfort“, meinte sie, während der Fahrer das Gepäck im Kofferraum verstaute.
„Du doch auch, cara .“ Fabio betrachtete sie mit unverhohlener Bewunderung.
Sie trug einen knielangen cremefarbenen Rock mit einem dazu passenden ärmellosen Seidentop sowie einer dunkelgrünen Leinenjacke. Die widerspenstigen Locken hatte sie ein wenig kürzen und in Form bringen lassen.
Auch wenn sie innerlich vor Aufregung bebte, äußerlich wirkte sie selbstsicher und souverän. „Ich frage mich, welche Überraschungen Sie noch für mich bereithalten, Signore.“ Sie lächelte ihn verführerisch an.
„Benimm dich, mia bella“, warnte er leise. „Wir müssen das Flugzeug erreichen.“
Und zwar nicht irgendeine alte Linienmaschine. Nachdem man sie mit gebührendem Respekt in der VIP-Lounge empfangen hatte, wurden sie ins First-class-Abteil der Maschine geleitet, wo ihnen eine freundliche Stewardess Champagner servierte.
„Gehört das zu den Sozialleistungen?“, erkundigte sie sich verblüfft. „Deine Firma muss eine hohe Meinung von dir haben.“
„Ich werde geschätzt“, erwiderte Fabio ernst, doch seine Augen funkelten verräterisch.
„Wem gehört eigentlich Altimazza?“
Er lächelte reumütig. „Der Valante-Familie, cara. Ich bin der Aufsichtsratsvorsitzende und Mehrheitsaktionär.“
Sekundenlang verschlug es ihr vor Empörung die Sprache. „Warum hast du mich dann zum Narren gehalten und so getan, als wärst du nur ein Angestellter – ein Buchhalter?“
„Du hast meinen Lebenslauf nicht sehen wollen, Flora mia .“ Er zuckte die Schultern. „Übrigens bin ich geprüfter Buchhalter und habe außerdem Jura und Betriebswirtschaft studiert. Hättest du gefragt, hätte ich es dir erzählt.“ Angesichts ihrer trotzigen Miene fügte er hinzu: „Ist es wirklich so wichtig? Wir sind beide noch immer die gleichen Menschen.“
„Wie kannst du das nur sagen? Du hast dich von Anfang an über mich lustig gemacht …“
Er unterbrach sie. „Nein. Glaub mir, das ist nicht wahr.“
„Was ist dann die Wahrheit? Hat es dich amüsiert, den heimlichen Prinzen zu spielen, während ich die Rolle des Aschenputtels hatte?“
Fabio presste die Lippen zusammen. „Ich habe dich nicht gerade in Lumpen kennengelernt. Zugegeben, ich hatte vielleicht den absurden Wunsch, um meiner selbst willen begehrt zu werden. In der Vergangenheit war das nicht immer der Fall.“
„Oje“, spottete sie. „Du armer reicher Mann. Ich wette, du hast trotzdem nicht allzu viele Angebote ausgeschlagen.“
„Was soll ich darauf antworten? Dass ich wie ein Mönch gelebt und auf dich gewartet habe? Ich will deine Intelligenz durch eine solche Lüge nicht beleidigen.“
„Auf eine mehr oder weniger kommt es nicht an.“
„Warum bist du überhaupt so wütend?“
„Weil ich mir dumm vorkomme“, erklärte sie. „Und weil ich mich frage, was du sonst noch verschweigen magst.“
„Eines habe ich nie verschwiegen – dass ich dich von der ersten Sekunde an begehrt habe. Und der einzige Grund, weshalb du hier bist, ist, dass wir beide es wollten. Für mich hat sich daran nichts geändert. Ich werde dich allerdings zu nichts zwingen“, fügte er hinzu.
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