Romana Exklusiv 0190
fortsetzen, wenn sie daraus wieder verschwunden war.
Eingedenk Tonios boshafter Genugtuung, als er Ottavia erwähnte, ahnte sie, dass diese Frau sich nicht so leicht ignorieren lassen würde.
Tonio ist die Schlange, vor der Fabio mich gewarnt hat, schoss es ihr unvermittelt durch den Sinn. Die Schlange, die mich im Paradies erwartet.
Flora zitterte vor Kälte, als hätte eine schwarze Wolke die Sonne verdunkelt.
7. KAPITEL
Es war keine Wolke, wie Flora entschied, sondern eher ein leichter Schatten. Trotzdem war sie sich seiner Existenz ständig bewusst.
Er war an den sonnendurchfluteten Tagen gegenwärtig, wenn Fabio und sie zum Strand gingen, im Pool schwammen, Tennis spielten oder die Umgebung erkundeten. An den Abenden, während sie im Kerzenschein dinierten, Wein tranken, plauderten oder Musik hörten. Und sogar in den Nächten, wenn er sie voller Leidenschaft liebte oder sie in seinen Armen in den Schlaf wiegte.
Und die Gelegenheit, sich ganz beiläufig nach Vittoria zu erkundigen, war längst vertan. Zum jetzigen Zeitpunkt hätte eine Frage verraten, dass sie sich damit beschäftigte. Dass es wichtig für sie war. Das durfte er jedoch nie erfahren.
Sie hatte kein Recht, sich darüber Gedanken zu machen. Die Bedingungen ihrer Beziehung waren fest umrissen, in ihnen gab es keinen Raum für Eifersucht.
Es hatte keine Besucher – weder willkommene noch unliebsame – mehr gegeben. Die raue Wirklichkeit hatte das Idyll kaum getrübt.
Flora hatte sich schnell an das Leben im Castello gewohnt, wo man jeden ihrer Wünsche zu erahnen schien und prompt erfüllte. Dank der diskreten Umsicht von Alfredo lief der Haushalt wie am Schnürchen. Ungeachtet dessen, was er privat über Floras Anwesenheit denken mochte, behandelte er sie mit unerschütterlichem Respekt.
Leider konnte man von Ninetta nicht das Gleiche behaupten, mit der sie mehr zu tun hatte als mit jedem anderen Angestellten im Castello. Nicht dass das Mädchen faul oder aufsässig gewesen wäre. Es war nur manchmal etwas in ihrem Verhalten, das auf eine unterschwellige Abneigung hindeutete. Ein gelegentlicher Anflug von Trotz oder ein geringschätziges Lächeln, wenn Flora einen Dienst erbat.
Was allerdings höchst selten vorkam. Obwohl Fabio sie deshalb oft neckte, brachte sie es einfach nicht über sich, ihre Sachen herumliegen zu lassen, damit jemand anders sie forträumte. Mitunter hatte sie jedoch das Gefühl, dass Ninetta besser von ihr denken würde, wenn sie genau das täte.
Vielleicht war es das Mädchen einfach nur leid, eine weitere Geliebte des Signore bedienen zu müssen. Flora seufzte. Natürlich konnte sie dieses Thema genauso wenig anschneiden wie die Frage, ob Ottavia ebenfalls zu diesem Kreis gehört habe …
Energisch verdrängte Flora diesen Gedanken. Ich darf nur für den Augenblick leben, sagte sie sich. Es war sinnlos, über die Vergangenheit oder Zukunft zu grübeln, denn auf beides hatte sie keinen Einfluss.
Und das Glück, das sie jetzt durchlebte, konnte ihr später niemand nehmen.
Im Bootshaus am Strand lagen nicht nur ein Schnellboot, das Fabio hauptsächlich zum Wasserskifahren benutzte, sondern auch ein Surfbrett und ein Segelboot, die „Beatrice II“.
„Mein Vater hat das erste bauen lassen und nach meiner Mutter benannt“, erklärte Fabio, als er mit Flora zum ersten Mal hinausfuhr. „Ich habe die Tradition fortgesetzt.“
„Ist sie gern gesegelt?“ Sie genoss es, über die Wellen zu gleiten.
Er zuckte die Schultern.„Mein Vater ist gern gesegelt, und sie war gern bei ihm. Sie hat ihm sogar beim Polo zugesehen, obwohl es ihr Angst machte. Und sie war sein erster Passagier, als er endlich den Pilotenschein hatte.“ Er schwieg einen Moment lang. „Und natürlich auch sein letzter.“
Flora unterdrückte ein Seufzen. Fabio wusste alles über ihre Familie, aber bislang hatte er über seine kaum etwas erzählt. Würde diese neue Vertrautheit den Schatten vertreiben, der über ihnen schwebte?
„War es ein Unfall?“
„Irgendein technisches Versagen.“ Schmerz schwang in seiner Stimme mit. „Sie waren auf dem Weg von Rom hierher, um den Geburtstag meines Großvaters zu feiern. Ich war aus diesem Anlass von der Schule beurlaubt und ebenfalls hier. Ich erinnere mich, wie ich mit Nonno Giovanni zum Flugplatz fuhr, um sie abzuholen. Sie hatten Verspätung, und ich langweilte mich schrecklich. Irgendwann kam jemand und bat meinen Großvater in den angrenzenden Raum. Ich konnte ihn durch die Glastür
Weitere Kostenlose Bücher