Romana Exklusiv 0225

durch den Kopf. Sie warf Marcos einen flüchtigen Blick zu, als er sich abwandte, doch seine Miene war unergründlich.
    Als sie sich daran erinnerte, wie er vor einer halben Stunde ausgesehen hatte, verspürte sie ein erregendes Prickeln. Einen schöneren Männerkörper hatte sie noch nie gesehen – was in Anbetracht ihrer Unerfahrenheit allerdings nichts heißen musste. Scott ging regelmäßig ins Fitnessstudio, war aber bei Weitem nicht so perfekt gebaut wie Marcos.
    In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie ihn immer noch nicht angerufen hatte. Und wieder war es jetzt zu spät, denn gleich würden die Gäste kommen, und in England war es mitten in der Nacht. Vielleicht konnte sie Scott nach der Dinnerparty anrufen, bevor er zur Arbeit fuhr. Es würde nicht leicht sein, mit ihm zu reden, doch sie konnte ihre Beziehung schlecht am Telefon beenden.
    Kurz darauf trafen die ersten Gäste ein. Nicole gab es bald auf, sich die Namen zu merken, weil es einfach zu viele waren. Nachdem sie festgestellt hatte, wie die Frauen sich kleideten, war sie froh darüber, dass sie nachgegeben hatte. Das grüne Georgettekleid wäre völlig unpassend gewesen.
    Leonora kam offenbar bei allen sehr gut an, bei den Männern noch mehr als bei den Frauen. Eduardo wich kaum von ihrer Seite und hatte ihr stolz und besitzergreifend zugleich den Arm um die Taille gelegt. Zu Nicoles Leidwesen verhielt Patricio sich ihr gegenüber auch sehr besitzergreifend. Am liebsten hätte sie ihm zu verstehen gegeben, dass er sie in Ruhe lassen sollte.
    Isabella, die ein rotes Kleid trug und ebenfalls atemberaubend aussah, machte sie mit ihren Eltern bekannt. Nicole fand die beiden auf Anhieb sympathisch, und sie plauderten immer noch angeregt miteinander, als Marcos sich zu ihnen gesellte. Er war in Begleitung einer jungen Frau, die eine große Ähnlichkeit mit Isabella hatte, aber einige Jahre älter wirkte.
    Wie sich herausstellte, handelte es sich um ihre Schwester Elena, die im Gegensatz zu Isabella allerdings sehr selbstbewusst und weltgewandt wirkte und sie anders als ihre Eltern ausgesprochen kühl begrüßte. Nicole hatte den Eindruck, dass Elena alles andere als begeistert über ihre Anwesenheit auf Las Veridas war. Pech gehabt! dachte sie und merkte an dem Ausdruck, der in Elenas Augen trat, dass diese die Botschaft verstanden hatte.
    Falls Marcos die unterschwellige Feindseligkeit zwischen ihnen bemerkte, zeigte er es nicht. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass seine weiblichen Bekannten miteinander rivalisierten, und achtete gar nicht darauf.
    Der Gedanke ließ Nicole innehalten. Von wegen rivalisieren! Sie buhlte ganz bestimmt nicht um seine Aufmerksamkeit!

5. KAPITEL
    Das Essen wurde im großen Speisesaal serviert, an einem Tisch, der Nicole endlos lang erschien. Die Diamantenkette und die dazu passenden Ohrringe, die Leonora ihr genau wie das Kleid förmlich aufgedrängt hatte, funkelten im Schein des großen Silberkandelabers in der Mitte des Tisches mit dem Schmuck der anderen Frauen um die Wette.
    Sie saß zwischen Patricio und Ramón Laniez, Marcos ihr gegenüber zwischen Elena und deren Mutter. Isabella, die man ein Stückchen weiter platziert hatte, versuchte sich fröhlich zu geben, doch man merkte ihr an, dass sie es nicht war.
    Nicole hatte Mitleid mit ihr, denn ihre Schwester Elena stellte sie in den Schatten. Falls Marcos die Absicht gehabt hätte zu heiraten, wäre Elena seine erste Wahl gewesen.
    Das Essen bestand aus unzähligen Gängen, und Nicole konnte nur schwer nachvollziehen, wie man zu dieser Tageszeit noch so reichhaltig speisen konnte. Als alle gegen eins zum Kaffee in den Salon gingen und Patricio vorübergehend abgelenkt war, nutzte sie die Gelegenheit und stahl sich nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Auf dem Ende der Terrasse, wo das Licht vom Salon nicht hinfiel, setzte sie sich in einen Stuhl.
    Der Himmel war ganz klar, und die Sterne wirkten viel größer und heller als in England. Plötzlich fühlte Nicole sich einsam. Sie gehörte nicht hierher und würde es auch niemals tun.
    Da sie bald wieder abreisen würde, spielte es allerdings auch keine Rolle. Nächste Woche um diese Zeit würde sie wieder in ihrer gewohnten Umgebung und unter Gleichgesinnten sein. Und so schrecklich sie die Vorstellung fand, Scott wehzutun, sie musste es hinter sich bringen. Es würde sicher nicht lange dauern, bis er eine neue Freundin fand, denn es gab mehrere Frauen, die sich für ihn interessierten.
    Jemand öffnete die