Romana Exklusiv 0225
zugetan hatte.
„Heute fahren wir nach Caracas!“, verkündete Patricio.
„Eigentlich habe ich keine große Lust“, entgegnete sie schnell. „Es ist gestern sehr spät geworden.“ Entsetzt stellte sie fest, wie sie errötete, und hoffte, er merkte es nicht.
Er wirkte ebenfalls enttäuscht. „Dann vielleicht morgen?“
Am liebsten wäre sie gar nicht gefahren, doch das konnte sie ihm schlecht sagen. „Gern“, erwiderte sie daher. „Ich freue mich darauf.“
„Nicht mehr als ich“, versicherte er. „Es wird ein unvergesslicher Tag für uns beide werden.“
Wenn die beiden Brüder etwas gemeinsam hatten, dann war es ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein. Marcos hatte es ihr in der Nacht bewiesen. Vermutlich hatte er noch nie eine so leichte Eroberung gemacht!
„Ist dir nicht gut?“, erkundigte Patricio sich besorgt.
„Ich habe gestern wohl etwas zu viel Wein getrunken.“ Ironisch verzog Nicole das Gesicht.
„Ich hatte auch schon oft einen Kater“, meinte er mitfühlend. „Du solltest etwas essen.“
Allein beim Gedanken ans Essen wurde ihr übel. Sie wollte es schon als Vorwand nehmen, um sich zu entschuldigen, als Eduardo erschien. Er war allein und wirkte mit sich und der Welt sehr zufrieden.
„Du hast anscheinend mehr Durchhaltevermögen als deine Stiefmutter“, bemerkte er humorvoll. „Ich wollte warten, bis sie sich angezogen hat, aber sie hat mich einfach rausgeworfen. Es ist wohl besser, wenn sie im Zimmer frühstückt.“
„Der Morgen nach dem Abend davor, wie mein Vater zu sagen pflegte.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. „Entschuldige“, fuhr sie unbehaglich fort. „Du möchtest sicher nicht an ihn erinnert werden.“
„Warum nicht?“, fragte Eduardo überrascht. „Leonora zufolge war er ein guter Mensch, den sie sehr respektierte.“
„Es macht dir also nichts aus, dass sie vor dir jemanden … geliebt hat?“, erkundigte sie sich nach einer Weile.
Falls er ihr kurzes Zögern bemerkt hatte, zeigte er es nicht. „Keine Liebe ist wie die andere, niña.“ Er wandte sich Patricio zu. „Du wirkst heute so munter.“
„Ich wollte mit Nicole nach Caracas fahren“, antwortete dieser zerknirscht, „aber sie fühlt sich nicht.“
„Es ist nichts Ernstes“, versicherte Nicole schnell, als Eduardo sie besorgt anblickte. „Und bis zur Hochzeit ist es ja noch eine Weile hin.“
„Willst du denn gleich danach wieder weg?“
„Auf jeden Fall.“ Sie unterdrückte die Traurigkeit, die sie bei der Vorstellung überkam. „Ihr beide fahrt ja bestimmt in die Flitterwochen.“
„Stimmt“, bestätigte er lächelnd. „Aber meine Söhne sind noch da. Sie möchten sicher beide, dass du noch bleibst.“
„Richtig“, sagte Patricio. „Für ein paar Tage lohnt sich die weite Reise nicht.“
„Ich muss leider arbeiten.“
„Wenn du zu uns ziehen würdest, bräuchtest du nicht zu arbeiten“, erklärte Eduardo. Entweder hatte er das Gespräch am Vorabend vergessen, oder er ignorierte es.
Nicole konnte sich lebhaft vorstellen, wie Marcos reagieren würde, wenn sie die Einladung annahm. Nach dieser Nacht war es ohnehin undenkbar, selbst wenn sie es vorgehabt hätte.
„Denkst du wenigstens darüber nach?“, drängte Eduardo.
„Ja“, versprach sie.
Dem Ausdruck in seinen Augen nach zu urteilen, ließ er sich nicht täuschen, doch er ging nicht weiter darauf ein. „Komisch, dass Marcos noch nicht da ist“, bemerkte er stattdessen und warf einen Blick auf seine goldene Armbanduhr.
„Ich glaube, er wollte mit Elena ausreiten“, meinte Patricio.
„Er sollte sich endlich mal dazu äußern, was er von ihr will“, verkündete sein Vater. „Schließlich gibt es immer noch gewisse Verhaltensmaßregeln. Es überrascht mich, dass Ramón so wenig an die Zukunft seiner Tochter zu denken scheint.“
Patricio lachte auf. „Ihm ist wohl vielmehr klar, dass sie nicht auf ihn hört. Sie würde Marcos sicher morgen heiraten, wenn er sie fragen würde. Isabella allerdings auch. Zum Glück habe ich andere Interessen, sonst könnte ich glatt eifersüchtig werden“, fügte er an Nicole gewandt hinzu.
Die Vorstellung, wie Marcos und Elena zusammen ausritten, gab ihr einen Stich. Nicht, dass es einen Unterschied machte, ob Marcos Elena heiraten wollte oder nicht. Sie, Nicole, machte sich keine Illusionen, was ihre Rolle in seinen Plänen betraf.
Nicole ruhte sich gerade auf einem Liegestuhl aus, als Marcos
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