Romana Exklusiv 0225
Outfit für ein Nobelrestaurant trug.
Erst als sie wieder im Wagen saßen, versuchte Nicole, Marcos milde zu stimmen.
„Wollen wir uns wegen eines albernen Missverständnisses zerstreiten?“, fragte sie.
„Zerstreiten?“ Er wirkte verblüfft. „Kinder streiten sich. Ich verzeihe dir.“
Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Um seine Mundwinkel zuckte es. „Das ist sehr großzügig von dir.“
Unwillkürlich fragte sie sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie an diesem Abend ihre Zimmertür abschloss. Allerdings war sie nicht willensstark genug, um ihrem Verlangen zu widerstehen. Sie hatte sich emotional bereits viel zu sehr auf ihn eingelassen.
Patricio war nirgends zu sehen, als sie zurückkehrten.
„Er ist davongestürmt, nachdem ich ihm erzählt hatte, du wärst mit Marcos weggefahren“, berichtete Leonora, als Nicole zu ihr auf die Terrasse ging. „Kein Wunder.“
Argwöhnisch blickte Nicole sie an. „Was hast du ihm noch gesagt?“
„Ich brauchte es ihm nicht zu sagen. Offenbar ist er es gewohnt, dass sein Bruder ihm zuvorkommt. Er hat sich große Hoffnungen gemacht, weil du Marcos am ersten Abend mehr oder weniger ignoriert hast. Der Arme hat gar nicht gemerkt, dass du es nur aus taktischen Gründen getan hast.“
„Das ist Unsinn“, entgegnete Nicole scharf.
Ihre Stiefmutter zuckte lächelnd die Schultern. „Wie du meinst, Schatz. Wo wart ihr eigentlich? Wir hatten euch zum Essen erwartet.“
„Wir haben in Caracas gegessen.“
„Auch das noch!“ Gespielt abwehrend hob Leonora die Hand hoch. „Schon gut, ich werde das Thema nicht mehr anschneiden. Du wirst schon genug damit zu tun haben, Scott zu besänftigen. Er hat vor ungefähr einer halben Stunde angerufen. Anscheinend denkt er, dass irgendetwas nicht stimmt. Er meinte, du hättest ihn mitten in der Nacht angerufen.“
„In England war es frühmorgens.“ Nicole zögerte. „Du hast doch nicht …?“
„Ich habe ihm gesagt, du wärst weggefahren und würdest ihn zurückrufen.“
Nicole strich sich durchs Haar. „Jetzt geht es nicht. Ich brauche erst mal eine Dusche.“
„In England ist es schon halb neun“, warnte Leonora sie. „Du musst irgendwann mit ihm reden, also warum nicht gleich? Wenn du zu ihm zurückkehren willst, musst du ihn beruhigen – ihm sagen, wie sehr du ihn liebst und so.“
Unfähig, ihr in die Augen zu sehen, wandte Nicole sich ab. „Das hat noch Zeit.“
Marcos war zu den Stallungen gegangen. Sie hoffte, er würde Patricio treffen und mit ihm sprechen, denn sie hatte schon genug Probleme. Scott verdiente es, die Wahrheit zu erfahren, aber nicht am Telefon. Das war feige.
„Übrigens sind wir heute Abend bei den Laniez eingeladen“, rief Leonora ihr hinterher. „Ich habe heute Morgen vergessen, es dir zu sagen. Es geht ganz ungezwungen zu. Du kannst also das grüne Kleid anziehen – es sei denn, du möchtest einen Blick in meinen Kleiderschrank werfen.“
Nicole blieb auf der Schwelle zum Salon stehen. „Muss ich wirklich mitkommen?“, fragte sie ausdruckslos.
„Es wäre sehr unhöflich, wenn du es nicht tätest“, erklärte Leonora scharf. „Warum willst du denn nicht mitkommen?“
„Ich bin nur ein bisschen müde“, schwindelte Nicole. „Aber keine Angst, ich werde schon wieder munter.“
Auf dem Weg nach oben wechselte sie einige Worte mit der jungen Hausangestellten, die sie in der Eingangshalle traf. Zurück in ihrem Zimmer, fühlte sie sich etwas besser. Scott war nicht dumm, er ahnte etwas. Vielleicht sollte sie doch am Telefon klare Verhältnisse schaffen.
Als Nicole aus der Dusche kam, war es erst halb fünf, also halb zehn in England. Wenn sie es noch länger vor sich herschob, rief Scott womöglich wieder an – und Marcos war in der Nähe.
Als sie nach unten ging, war niemand zu sehen. Daher benutzte sie den Anschluss in der Eingangshalle.
„Das wurde ja Zeit!“, sagte Scott. „Ich habe mich schon gefragt, ob du dich überhaupt noch meldest.“
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Wir sind erst spät zurückgekommen.“
„O ja, du warst mit diesem Marcos weg.“ Er legte eine bedeutsame Pause ein. „Ihr wart allein, stimmt’s?“
„Ja.“ Es fiel ihr schwer, ruhig zu sprechen. „Er ist mit mir nach Caracas gefahren, damit ich in der Filiale meines Reisebüros vorbeischauen konnte.“
„Und das hat den ganzen Tag gedauert?“
„Wir waren auch essen.“ Sie zögerte, weil sie immer noch nicht wusste, wie sie es anfangen sollte.
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