Romana Exklusiv 0225

hätte sie ihn leise gefragt, welche Verabredung er meinte, doch sie widerstand der Versuchung. „Ja, ich weiß“, antwortete sie. „Ich hatte schon deinen Bruder um Rat gefragt, was ich anziehen soll.“
    „Und ich habe es ihr auf brüderliche Weise gesagt“, ließ Patricio sich hinter ihr vernehmen. „Vielleicht probiere ich Leonoras Tee ausnahmsweise auch einmal.“
    „Nur zu“, meinte Marcos trocken.
    Nicole setzte ein Lächeln auf, als sie den Salon betrat. Sie hatte fast den ganzen Tag mit ihm verbracht, und die Nacht lag noch vor ihnen. Was hätte sie sich mehr wünschen können.
    Sie verdrängte die offensichtliche Antwort.
    Das grüne Kleid war zwar teuer gewesen, ließ sich allerdings bei Weitem nicht mit denen vergleichen, die Elena und Isabella Laniez und auch Leonora trugen. Nicole weigerte sich jedoch, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Was sie hingegen störte, war die Tatsache, dass Elena Marcos von Anfang an mit Beschlag belegte, auch wenn es ihm nichts auszumachen schien. Und sie war nicht die Einzige, die eifersüchtig war. Isabella versuchte nicht einmal, es zu verbergen.
    Sie aßen um neun und gingen anschließend zum Kaffee in den Salon, der nicht weniger prunkvoll war als der auf Las Veridas. Verstohlen blickte Nicole auf ihre Armbanduhr. Sie glaubte nicht, dass sie es noch einige Stunden aushalten würde.
    Patricio saß neben ihr, hielt aber gebührenden Abstand.
    „Warum interessierst du dich eigentlich nicht für Isabella?“, fragte sie ihn, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    Er zuckte die Schultern. „Isabella hat viele Bewunderer, aber sie hat nur Augen für Marcos.“
    „Allerdings wird sie ihn nicht bekommen, oder? Nicht solange Elena im Spiel ist.“
    „Wenn Marcos Elena heiratet, muss Isabella sich anderweitig umsehen“, bestätigte er.
    „Hältst du es denn für wahrscheinlich?“
    „Ja. Der Einzige, der es genau weiß, ist Marcos. Er redet mit mir nicht über solche Dinge.“ Er sah sie an. „Ist es wichtig für dich?“
    Nicole zuckte ebenfalls die Schultern. „Warum sollte es? In ein paar Tagen reise ich ab.“
    „Dann hat deine Affäre mit ihm nichts zu bedeuten?“
    Sie erstarrte. „Er hat es dir also erzählt?“, brachte sie schließlich hervor.
    Patricio schüttelte den Kopf. „Ich hatte es nur angenommen, weil er mir heute Nachmittag gesagt hat, ich soll mich von dir fernhalten.“
    „Er hatte kein Recht dazu“, protestierte sie schwach.
    „Wenn ihr schon miteinander geschlafen habt, hatte er es.“
    Nicole sah ihm in die Augen. Der Ausdruck darin war neutral. „Bestimmt denkst du jetzt wer weiß was von mir.“
    Patricio lächelte flüchtig. „Warum sollte eine Frau sich nicht dieselben Freiheiten herausnehmen wie ein Mann?“
    „Die Venezolanerinnen eingeschlossen?“
    „Einige von ihnen.“
    „Aber du würdest natürlich lieber eine Jungfrau heiraten.“
    „Das hängt davon ab, aus welchem Grund ich heirate. Wenn es aus Liebe wäre, würde ich vielleicht darüber hinwegsehen, dass es vor mir andere Männer gegeben hat.“
    „Du gehst also davon aus, dass du der großen Liebe nicht begegnest?“
    Ein trauriger Ausdruck trat in seine Augen, doch sein Tonfall änderte sich nicht. „Wenn ich so alt bin wie Marcos und sie immer noch nicht gefunden habe, werde ich mir eine geeignete Jungfrau suchen und stattdessen ein paar Söhne zeugen.“
    „Keine Töchter?“
    „Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Soweit ich weiß, gibt es Mittel und Wege, das Geschlecht bei der Empfängnis zu bestimmen.“
    „Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Was hast du eigentlich gegen Mädchen?“
    „Aus Mädchen werden Frauen.“
    Nicole ging nicht darauf ein, denn sie ahnte den Grund für Patricios Bitterkeit. „Wie denkst du eigentlich über die Hochzeit, Patricio?“
    „Wenn ich mir Vater in letzter Zeit ansehe, kann ich mich nur mit ihm freuen“, erwiderte Patricio.
    „Es stört dich also nicht, dass die beiden sich auf diese Art kennengelernt haben?“
    „Es war Schicksal. Wenn dein Vater nicht in dem Moment vorbeigefahren wäre, als deine Stiefmutter auf die Straße ging, wären sie sich nie begegnet.“
    „Zum Glück konnte er rechtzeitig stoppen. Was für einen Wagen hat er gefahren?“
    „Den Lamborghini, glaube ich. Marcos und er haben beide eine Schwäche für schnelle Autos.“
    Vielleicht musste er wegen des hohen Verkehrsaufkommens so langsam fahren, dass Leonora die Situation einschätzen konnte, überlegte Nicole, verwarf