Romana Exklusiv 0225
Stiefschwester war ihm nur deshalb willkommen gewesen, weil es ihm einen guten Vorwand bot, Sarah wiederzusehen. Ihn erstaunte seine herbe Enttäuschung darüber, dass Sarah gestern lieber schwimmen gegangen war, als etwas mit ihm zu unternehmen. Dann hatte das Schicksal sie beide doch noch zusammengeführt, als sie ein Mädchen vor dem Ertrinken rettete und er mit Sarah eingeladen worden war.
Hau drauf!
Ben spürte, wie die Muskelverhärtung in seiner Schulter schlimmer wurde. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, Schweißperlen brannten in seinen Augen. Was war in ihn gefahren, als er Sarah aufgefordert hatte, den Bastrock anzuziehen? Und wie hatte sie es angestellt, sich in ein Wesen zu verwandeln, wie es in gewissen Abständen in seinen Fantasien auftauchte?
Samtene, olivfarbene Haut, lange graziöse Arme und Beine. Dazu dieses wunderschöne glatt fallende seidig schwarze Haar. Passend zu den dunklen Augen, aus denen Erfahrungen sprachen, über die sie nicht reden wollte. Vielleicht hatte genau dies ihn bei Sarah angezogen. Zu gern würde Ben hinter ihre Geheimnisse kommen. Dafür wäre er sogar bereit, ein paar seiner eigenen Geheimnisse preiszugeben.
Hau drauf!
Schmerzen nötigten ihn, die Axt für eine kurze Pause beiseitezulegen. Er langte nach seinem achtlos unter einen Ingwerstrauch geworfenen Hemd und wischte sich das Gesicht und den nackten Oberkörper ab. Er sollte ins Haus gehen. Mara hatte bestimmt das Mittagessen fertig, und auch seine Tochter wartete sicher schon. Gleich – der tote Baum war so gut wie gefällt, Gott sei Dank. Das Abholzen hatte noch einen zweiten Nutzen. Das Gefühl der Besessenheit, das ihn bei Sarah Mitchell befiel, wurde ihm durch die körperliche Verausgabung ausgetrieben.
Als ob er je seine Geheimnisse mit jemandem teilen könnte! Und welchen Sinn sollte es haben, sich auf eine Frau einzulassen, die schon nächste Woche wieder abreiste? Eigentlich lag ja gerade darin das Gute seines zeitweiligen Inseldaseins. Spaß haben mit einer Frau, wenn es sich ergab, eine gute Zeit verbringen ohne längere Verbindlichkeit.
Das waren Regeln, nach denen Sarah eindeutig nicht spielen wollte. Ben hatte vom ersten Augenblick an gewusst, dass sie sie ablehnte und nur als fadenscheinige Rechtfertigung unannehmbaren Verhaltens wertete. Das hätte ihn eigentlich sofort in die Flucht schlagen müssen. Und es sollte gewiss nicht an seinem Gewissen nagen, denn schon vor Langem hatte er diese Dinge mit sich geklärt. Und war zu dem Schluss gekommen, dass niemand bei dem Spiel verletzt wurde, weil keiner der Beteiligten mehr wollte, als er zu geben bereit war.
Er drückte sein feuchtes, schmutziges Hemd zu einem festen Knäuel zusammen und warf es zurück ins Gebüsch. Was er zu bieten hatte, war nicht gut genug für Sarah, oder? Sie wäre nur zu bereit, ihn sofort an Tori abzutreten.
Aber er hatte Sarah doch nicht ganz kaltgelassen. Das hatte ihr Kuss verraten. Keine Frau ohne Interesse hätte auf seinen Kuss so reagiert, wie sie es getan hatte.
Verdammt!
Der letzte Axthieb war kräftig genug, den Baum zu Fall zu bringen. Ben beobachtete, wie er zur Seite kippte und umstürzte. Und genau in dem Moment, als der Stamm mit einem Krachen auf dem Boden aufschlug, sah er sie.
Er musste träumen. Es konnte nicht sein!
Sarah trug nur ein weißes Bikinihöschen und ein dünnes Trikothemd am Leib. Beides klebte ihr auf der Haut, als sei sie gerade den Wellen entstiegen. Vielleicht war dem tatsächlich so. Vielleicht war sie die ganze lange Strecke hergeschwommen, aus Sehnsucht nach ihm. Ben schloss die Augen und rieb sich mit der Hand über die Brauen. Als er die Augen wieder öffnete, stand sie tatsächlich noch da.
Ihr Haar war zu einem Zopf geflochten, der sich aber langsam auflöste – lose Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Auch schnappte sie deutlich nach Luft. Sie sah zerzaust aus und wirkte ziemlich verängstigt.
Seinetwegen? Ben wunderte sich, bis ihm bewusst wurde, welches Bild er selbst abgab. Er war nicht weniger zerzaust als Sarah – auch er war nur halb bekleidet und verschwitzt. In dieser Aufmachung, die Axt in der Hand, starrte er Sarah an, als sei sie ein Wesen von einem anderen Stern.
Er legte das schwere Werkzeug ab und lächelte. „Im ersten Moment glaubte ich, wegen der Hitze zu halluzinieren. Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen, Sie hier zu sehen?“
Sarah rang noch immer nach Atem. „Dem Himmel sei Dank … ich habe Sie gefunden“, stammelte sie. „Es geht
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