Romana Exklusiv 0225
sich einem von Tori bestimmten Lauf des Schicksals einfach zu unterwerfen. Sarah seufzte. Gegenwehr bedeutete immer unnötigen Reibungsverlust.
Lustlos gab sie nach. „Also gut. Ich werde mitkommen.“
Es war ihre beste Entscheidung seit Langem. Tori hatte in mehr als einer Hinsicht recht behalten. Sarah tat der neue Anstoß ehrlich gut. Der Unterricht war mitreißend, und Matthew Buchanan war ein sehr sympathischer Mann.
Der Kurs bereitete die teilnehmenden Sanitäter, Schwestern und Ärzte ausgezeichnet auf medizinische Soforthilfe bei größeren Hilfseinsätzen im Krisen- und Katastrophenfall vor.
Sarah hörte Matthews Ausführungen von Anfang an gebannt zu. „Denken Sie nicht, dass Sie ja doch nie zum Einsatz kommen. Wir alle erinnern uns an die Serie von Erdbeben, die es unlängst in der Bay of Plenty gab, außerdem häufen sich die Flutkatastrophen. Aktuell besteht eine Warnung für den Pazifik, wo ein Wirbelsturm Rarotonga und möglicherweise auch die Fidschi-Inseln bedroht. Sollten aus diesen Gegenden Bitten um Unterstützung ans Ausland gerichtet werden, dann zuerst an Neuseeland.“
Würde Sarah jemals den Namen Fidschi hören können, ohne sofort an Ben Dawson zu denken? Darauf hoffte sie inständig. Doch vorerst schien ihr das nicht zu gelingen.
Auch Matthew erinnerte sie mit seiner lockeren Art und dem selbstsicheren Auftreten an Ben. Zum Glück hielt das intensive Kursprogramm Sarah davon ab, weitere Vergleiche zwischen beiden Männern anzustellen. Doch eines fiel ihr noch auf. Matthew sah tatsächlich so gut aus, wie Tori behauptet hatte. Er war wie Ben ein attraktiver dunkler Typ, wenn auch Matthews haselnussbraune Augen nicht ganz so magisch wirkten wie Bens beinahe schwarze. Sie hätte sich zumindest etwas zu Matthew hingezogen fühlen sollen – aber es wollte bei ihr einfach kein Funke überspringen.
Trotzdem nahm sie am zweiten Kurstag gern an den praktischen Übungen teil. Sie fanden auf einer am Stadtrand gelegenen Halde mit Industriemüll statt. Es galt zu lernen, Verschüttete gefahrlos zu bergen. Matthew zeigte sich beeindruckt, wie geschickt Sarah sich anstellte, und lobte sie zum Ende des Kurses am Sonntagabend wortreich. „Ich hoffe, ich sehe Sie wieder … vielleicht in meinem nächsten Kurs?“, fragte er zum Abschied.
„Bestimmt, ich bin jedenfalls interessiert.“
Tori beobachtete die beiden mit Genugtuung, doch ihre Freude wurde geschmälert, als sich in der Unterhaltung mit Sarah zu Hause herausstellte, dass sie von Matthew lediglich als einem ausgezeichneten Kursleiter begeistert war.
„Aber was hast du denn persönlich an ihm auszusetzen, Sarah?“
„Absolut nichts. Er ist ausgesprochen sympathisch.“
„Er findet dich sehr nett.“
„Ich ihn auch.“
„Wo liegt dann das Problem? Er ist einfach toll!“
Sarah schüttelte den Kopf. „Kein Mann für mich, tut mir leid.“
„Wieso nicht?“
„Ich fühle mich einfach nicht zu ihm hingezogen. Der berühmte Funke fehlt.“
„Du kennst ihn doch noch gar nicht näher.“
„Du bist diejenige, die immer behauptet, den Richtigen erkenne man daran, dass man schon in den ersten Minuten ein gewisses Knistern spürt.“
„Und du hast das stets heftig bestritten! Du meinst, solch ein Knistern sei bloß eine schwärmerische Reaktion, und du könntest dich erst wirklich verlieben, wenn du Zeit hattest, ein solides Gefühl des Vertrauens zu dem Betreffenden zu entwickeln.“
„Ja … nun ja …“ Sarah rutschte unbehaglich auf der Couch herum und blickte aufs laufende Fernsehprogramm.
„Was soll das heißen?“
„Das galt, bevor …“
„Bevor …?“
„Also gut“, brummte Sarah, griff zur Fernbedienung und stellte den Ton ab. „Bevor Ben Dawson mich geküsst hat. Jetzt zufrieden?“
Tori öffnete den Mund und schloss ihn dann ohne ein Wort wieder.
Sarah grinste. „He, schafft es die Fernbedienung, auch bei dir den Ton abzustellen? Genial!“
„Warum hast du es mir nicht schon längst gestanden?“ Tori schnappte nach Luft. „Wie viel du doch für Ben empfindest.“
„Ich dachte, ich hätte alles schneller bewältigt, wenn ich nicht darüber rede.“ Sarah seufzte laut. „Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn nicht vergessen zu können. Auch nicht damit, dass ich auf einmal jeden Mann mit ihm vergleiche. Und ebenso wenig damit, dass das unerklärliche Gefühl irgendwie noch stärker werden würde, statt langsam zu verschwinden.“
„Du bist ernstlich in ihn verliebt“, sagte Tori atemlos.
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