Romana Exklusiv 0225
allem Kinder.“
„Leitet er hier eine Privatklinik?“ Kevin staunte, und Sarah horchte mit großen Augen auf.
„Nein.“ Richard schüttelte den Kopf. „Soviel ich gehört habe, ist er ein ungewöhnlicher Fall. Die meiste Zeit des Jahres betätigt er sich in seiner Heimat als Chirurg auf seinem Spezialgebiet, doch jeweils ein Vierteljahr verbringt er auf den Fidschi-Inseln, arbeitet hier als Facharzt für Chirurgie, aber auch als Hausarzt für Einheimische und als Arzt für Urlaubsgäste.“
Sarah hielt beide Hände unter das fließende Wasser und wusch sie von den Fingerspitzen bis zu den Ellenbogen. Gewiss war nicht die lauwarme Wassertemperatur schuld an der plötzlichen Gänsehaut auf ihren Armen.
„Und wo ist er hauptsächlich ansässig?“
„Wohl in London. Er soll dort eine eigene Klinik haben, aber auch andernorts Operationen durchführen.“
Sarah stockte der Atem. Sie griff nach ihrem Handtuch. „Wie heißt er?“
„Ben Dawson.“
Derjenige, der den Namen aussprach, war allerdings nicht Dr. Dean. Sarah erkannte die Stimme sofort. Blitzartig drehte sie sich um. Und sah keinen anderen als Ben. Sarah war in zweifacher Hinsicht überfordert. Er – tatsächlich auf einmal hier? Und ein besonderer Arzt, Allgemeinmediziner und Spezialist in orthopädischer Chirurgie?
„Hallo …“, brachte sie mühsam heraus, fing sich dann aber wieder. „Wir sind gleich so weit, dass Sie den Patienten übernehmen können.“
Nein, schoss es ihr durch den Kopf, ich bin noch nicht so weit. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, und sie hatte den Verdacht, dass sie mit offenem Mund dastand. Sie versuchte zu lächeln, doch ihr Gesicht schien eingefroren.
„Dr. Dawson, das ist Sarah Mitchell“, sagte Kevin. „Sie kommt wie ich aus Neuseeland.“
„Ja … guten Tag.“ Ben runzelte die Stirn. „Wissen Sie, worauf Sie sich hier eingelassen haben, Sarah?“
Sie schüttelte den Kopf, noch immer stumm, doch endlich in der Lage, den gebannten Blick abzuwenden. Wie hatte sie vorher ahnen können, wie es sein würde, Ben wiederzusehen? Jede einzelne Körperzelle war auf einmal mit einer ganz neuen Energie erfüllt. Diese zweite Begegnung war so völlig anders als die erste. Wie oft hatte sie ihre Gespräche, Blicke und Berührungen vor ihrem geistigen Auge Revue passieren lassen – sie hatte geglaubt, ziemlich genau zu wissen, wen sie in Ben vor sich hatte. Doch nun mutete es ganz anders an.
Tori hatte recht gehabt. Der Mann hatte ein gewisses Etwas, das anziehend wirkte, jenseits rein körperlicher Attraktivität. Sarah bemerkte die dunklen Ringe um Bens Augen und verspürte den Wunsch, ihm etwas von seiner Erschöpfung und Traurigkeit nehmen zu können. Ihre eigene Müdigkeit war auf einmal bedeutungslos.
Solche Empfindungen hatten nichts mit bloß körperlichen Reizen zu tun.
Fühlten sich so echte Liebe und Zuneigung an?
„Ihre Hände sind jetzt sicher trocken.“ So trocken wie gerade Bens Ton. „Dann darf ich jetzt ans Waschbecken?“
„Aber natürlich.“ Sarah trat zur Seite, froh, dass die Vorschrift des sterilen Arbeitens jeglichen Körperkontakt mit ihm untersagte.
„Wie geht es Victoria?“, erkundigte sich Ben, nachdem Dr. Dean sich zu einer Pause abgemeldet und den Raum verlassen hatte.
Sarah hielt den Blick auf Bens Hände geheftet, die er mit Wasser und antiseptischer Seife wusch.
„Danke, gut. Nur hat sie leider noch den Gehgips, sodass sie zu ihrer Enttäuschung nicht auch hier mithelfen kann.“
„Schade.“ Er klang gerade so nüchtern wie an dem Tag, als er Sarah und Tori ungerührt ins Gesicht gesagt hatte, dass ihr Urlaub vorbei war. Vielleicht dachte auch er gerade an diesen Moment. Als Sarah aufschaute, zog er die Brauen hoch. „Dies hier hat allerdings nicht viel Ähnlichkeit mit einem Ferienaufenthalt.“
Sarah erwiderte darauf nichts. Stumm streifte sie sich sterile Einmalhandschuhe über. Ihr wurde klar, dass Ben wirklich den Eindruck zurückbehalten hatte, dass sie nur an einer Urlaubsaffäre interessiert gewesen war. Und seine Auffassung teilte, dass ein solcher Flirt genügend Spaß machen musste, um der Mühe wert zu sein.
Sarah würde nun zumindest die Chance haben, ihm in den kommenden Tagen zu beweisen, dass er sie falsch beurteilte. Mit erhobenen Händen, um vor der Operation mit nichts mehr in Berührung zu kommen, ging sie an den Operationstisch. Von nun an sollte Ben Dawson sie nur noch von ihrer besten Seite erleben. Sarah wollte alles
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