ROMANA EXKLUSIV Band 0173
mir leid“, sagte sie ruhig, „aber ich will das Bild zu Ende malen, an dem ich gerade arbeite.“
„Mit anderen Worten, kümmere dich um deine Angelegenheiten.“
Sie durfte nicht nachgeben. „So ähnlich“, sagte sie und stieg aus dem Jeep aus. „Ich bin erwachsen, Robert, und kenne den Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Tollkühnheit. Davon abgesehen, reagiere ich sehr stur auf Befehle.“
Robert stieg ebenfalls aus und begann ihre Ausrüstung auszuladen. „Und wie steht es mit Bitten?“
Es fiel ihr nicht leicht. Aber wenn sie ihm in diesem Punkt nachgab, würde Robert annehmen, dass er auch in anderen Dingen über ihr Leben bestimmen könne. Er war der geborene Herrschertyp, und sie durfte nicht zulassen, dass sie in irgendeiner Hinsicht von ihm abhängig wurde. Deshalb erwiderte sie: „Ich muss meine Entscheidungen selber treffen.“
Er stellte die Tasche mit den Farben neben die Staffelei, ehe er Marian beide Hände auf die Schultern legte. „Würde es etwas nutzen, wenn ich dich anflehe?“
Sie schluckte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendjemand anflehen könntest.“
„Was dich betrifft, scheine ich keinen Stolz zu haben“, sagte er rau. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du in diesen Bergen auf gefährlichen Pfaden herumkletterst. Bitte, halt dich von ihnen fern.“
Fast wäre sie schwach geworden. Aber sie las in seinem Gesicht, dass er genau das erwartete, und ihr Stolz kam ihr zu Hilfe. „Ich kann nicht, Robert. Aber ich verspreche dir, sehr vorsichtig zu sein.“
Er war es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach. „Soll das ein Trost für mich sein?“, herrschte er sie an. „Kein vorsichtiger Mensch würde überhaupt hier herauffahren.“
„Würdest du herkommen?“
Er ließ sie los, trat an den Rand des kleinen Plateaus und blickte den steilen Abhang hinab. Weit, weit unten lag ein Tal, über Millionen von Jahren vom tropischen Regen aus dem vulkanischen Urgestein der Insel herausgewaschen. Auf der gegenüberliegenden Seite fiel ein Wasserfall wie ein schmaler Silberfaden über die Felskante in den tiefen Abgrund hinab.
Robert drehte sich zu Marian um und gestand widerstrebend: „Ja, ich würde herkommen, und ja, ich benehme mich töricht. Aber … ich will nicht, dass dir etwas passiert, Marian.“
Seine Sorge rührte sie, und dennoch … Sie hatte sich mühsam ein neues Leben für sich aufgebaut. Wenn sie jetzt Schwäche zeigte, würde sie sich nicht nur in sexueller Hinsicht an Robert verlieren, sondern ihm Macht über ihr ganzes Leben geben. „Vertrau mir“, sagte sie lächelnd, aber entschieden.
Er zog die Brauen hoch. „Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, oder?“
Durch den kleinen Streit war die Stimmung für den Rest des Tages verdorben. Marian spürte, wie Robert sich von ihr zurückzog, die Mauern waren unüberwindlicher denn je.
In dieser Nacht liebten sie sich bis zur Erschöpfung. Es war, als könnten sie nach all den Wochen der Trennung nicht genug voneinander bekommen, und dennoch fühlte Marian sich im Herzen leer und unbefriedigt. Sie vermisste bei Robert die anrührende Zärtlichkeit, die sie in der Nacht zuvor empfunden hatte.
Beim Frühstück am nächsten Morgen sagte er: „Ich muss morgen fort.“
Kalte Panik erfasste ihr Herz. Seine Worte hatten etwas erschreckend Endgültiges an sich. Dennoch fragte Marian in ruhigem Ton: „Um wie viel Uhr reist du ab?“
„Mit der Maschine um halb fünf in der Frühe.“
Das war der Flug nach Neuseeland. Marian schluckte. „Eine unchristliche Zeit, meinst du nicht? Ich begreife nicht, warum man diesen Flugplan nicht ändert.“
„Auf diese Weise kommt man pünktlich zu Bürobeginn an.“
Nichtssagende Bemerkungen in einem unwirklich anmutenden Gespräch. Am liebsten hätte sie ihn angefleht zu bleiben. Nahm er es ihr so übel, dass sie darauf bestanden hatte, ihr Leben selbst zu bestimmen? Eine innere Ahnung sagte ihr, dass weit mehr dahintersteckte …
„Hast du bestimmte Pläne für heute?“, fragte sie zögernd.
„Wolltest du nicht das Bild fertig malen?“
„Ja, aber …“
„Dann werden wir genau das tun.“
Marian hasste diesen Tag, auch wenn sie bis zur Mittagszeit durchhielt. Während sie auf dem kleinen Plateau malte, las Robert schweigend in einem dicken juristischen Wälzer. Obwohl er ganz in ihrer Nähe saß, spürte sie, dass er sich innerlich mehr denn je von ihr entfernt hatte. Dieses Gefühl machte sie so nervös, dass sie sich kaum
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