ROMANA EXKLUSIV Band 0173
war, ihre Bedingungen zu akzeptieren, wollte sie sich seiner Führung anvertrauen. Und vielleicht würde dabei die Erinnerung zurückkehren.
Sie kostete die würzige Füllung und trank einen Schluck Wein. Sein leichtes, trockenes Bouquet war köstlich erfrischend. Eine sanfte Brise umfächelte ihre nackten Schultern. Die Kerzen flackerten und warfen tanzende Schatten. Für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete die Narbe auf Sebastians Wange überdeutlich, um sogleich wieder zu verblassen.
Anna störte sich nicht an der Narbe, im Gegenteil, sie fand sie sogar sehr anziehend. Nachdenklich tastete sie über die kaum verheilte Wunde an ihrer Schläfe. Dasselbe konnte man wohl kaum von ihr behaupten. Missfiel sie ihm? Hielt er sie deshalb vielleicht für weniger attraktiv?
Er hatte ihre Geste bemerkt und runzelte leicht die Stirn. „Sie wird mit der Zeit verschwinden. Du solltest stolz darauf sein. Sie zeigt, dass du ein Sieger bist.“
„Sie stört mich nicht.“ Seufzend ließ sie die Hand sinken. „Nun ja … zumindest nicht besonders.“ Sie blickte auf seine Wange. „Wie bist du verwundet worden?“
„Bei einem Flugzeugunglück.“
Erschrocken hob sie instinktiv den Arm und stieß dabei ihr Weinglas um. Sebastian fing das kostbare Stück auf, bevor es zu Boden fiel. Nachdem er den Wein mit seiner Serviette aufgetupft hatte, stellte er es zurück auf den Tisch.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich besorgt.
Stumm sah sie ihn an, unfähig, sich ihre übertriebene Reaktion erklären zu können. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Es tut mir leid“, flüsterte sie stockend. „Du hast mich völlig überrumpelt. Was ist passiert? Wie bist du abgestürzt?“
Er füllte erneut ihr Glas. „Ich war sechzehn und habe ein neues Flugzeug ausprobiert. Plötzlich setzte der Motor aus.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen, und ihr Herz begann zu rasen. Sie streckte die Hände aus. „Sieh dir das an“, sagte sie mit einem verlegenen Lachen. „Ich zittere. Albern, nicht wahr?“
Sein Blick wurde zärtlich. „Es ist gut, Anna. Beruhige dich. Das alles ist vor langer Zeit passiert. Ich bin hier, gesund und sicher, nur das hier …“, er strich über seine Wange, „erinnert noch an meine Dummheit. Es hatte auch etwas Gutes. Der Unfall hat über meine Zukunft entschieden.“
„Inwiefern?“ Sie griff nach ihrem Glas und nahm vorsichtig einen Schluck.
„Die Panne beruhte auf einem Konstruktionsfehler. Ich fand die Überprüfung der Maschine und die Reparatur so faszinierend, dass ich beschloss, einen Beruf daraus zu machen. Ich wollte Flugzeuge entwerfen und bauen. Allerdings sollten meine fehlerfrei sein und unerbittlich gecheckt werden.“
„Und hat es geklappt?“
Er neigte seinen Kopf ein wenig. „Bis unlängst dieses Problem auftauchte.“
„Die Sache, deretwegen du nicht mit mir nach Rochefort zurückfahren konntest?“
„Ja. Vor über einem Jahr gab es einen schlimmen Unfall mit einer meiner Maschinen“, gestand er zögernd. „Es kam deswegen zum Prozess.“
„Aber es war nicht deine Schuld.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Sebastian dafür nicht verantwortlich war.
Seine Züge wurden weich. „Bist du da so sicher?“
Anna überlegte. Verwundert bemerkte sie, dass sie nicht den geringsten Zweifel hegte. „Ja.“ Sie nickte. „Absolut.“
„Du hast recht. Es wurde jedes Detail des Unglücks untersucht, und nach monatelangen Tests sprachen mich die Behörden von jeder Schuld frei. Ihrer Meinung nach war es ein Pilotenfehler.“
„Und dieser Mann, der dich verfolgt …“
„Samuel.“
„Samuel gibt sich damit nicht zufrieden?“
„Seine Eltern wurden bei dem Absturz getötet, und er weigert sich, an einen Irrtum des Piloten zu glauben.“
Tiefes Mitgefühl erfasste sie. „Das ist bitter. Offensichtlich macht ihn sein Kummer blind. Gibt es denn keine Möglichkeit, ihn zu besänftigen und deine Unschuld zu beweisen?“
Sebastian seufzte resigniert. „Er verlangt die technischen Daten und die Berichte der Testpiloten. Diese Informationen sind jedoch zu wertvoll, als dass ich sie aus der Hand geben würde. Nicht solange ich keine Kontrolle über ihre Verwendung habe. Ich kenne eine Menge skrupelloser Leute, die für diese Unterlagen ein Vermögen zahlen würden, und ich will nicht, dass sie von meiner harten Arbeit profitieren.“
„Wird die Sache vor Gericht gehen?“
„Die Klage ist
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