ROMANA EXKLUSIV Band 0173
gekleidete Frau Ende dreißig mit dem Durchhaltevermögen einer Leistungssportlerin. Wenn es sein musste, konnte sie rund um die Uhr arbeiten, ohne ein Zeichen der Erschöpfung zu zeigen.
„Ich bin immer hundertprozentig bei der Sache!“, antwortete Lauren stirnrunzelnd, während sie neben ihrer Chefin herging.
„Das hoffe ich! Wie Sie wissen, ist es nicht schwer, einen Ersatz für Sie zu finden.“
Lauren zuckte zusammen und sah Annie fragend an. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Das Schwarze Brett wurde doch extra dafür eingerichtet, damit man sich über die freien Stellen informieren kann. Warum ärgert es Sie, wenn ich es tue?“
„Ich brauche Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann“, erwiderte Annie. Ihre Wangen hatten sich inzwischen gerötet. Sie hatte glattes schwarzes Haar, dessen modischer Kurzhaarschnitt die herbe Schönheit ihres Gesichts und die leicht mandelförmigen Augen unterstrich.
„Wollen Sie damit andeuten, dass ich meine Arbeit nicht gut mache?“, erkundigte Lauren sich empört und folgte Annie in deren Büro.
Annie schloss die Tür, als wollte sie sichergehen, dass ihre Sekretärin Jill nicht mithören konnte. Dann ging sie um den Schreibtisch herum, setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bitte, Lauren, nehmen Sie Platz!“, sagte sie brüsk.
Manchmal ist es schwer, mit Annie auszukommen, dachte Lauren, während sie sich setzte. Sie konnte unnachgiebig und unnahbar sein, aber Lauren schätzte ihr Organisationstalent und ihren Erfindungsreichtum. Annies einziger Fehler war, dass es für sie nur eine Sache gab, für die es sich zu arbeiten lohnte, und das war Ultra. Vermutlich konnte sie deshalb auch nicht verstehen, dass jemand die Redaktion von Ultra verlassen wollte. Annie war stolz darauf, Ultra nicht nur ins Leben gerufen zu haben, sondern auch seit Jahren Herausgeberin des Blatts zu sein.
„Was ist eigentlich los?“, fragte Lauren vorsichtig, da sie inzwischen sicher war, dass ihre Chefin etwas auf dem Herzen hatte.
Annie sah auf, seufzte und zuckte die zarten Schultern. „Ich habe ein Angebot bekommen“, sagte sie langsam.
„Das ist doch nichts Neues!“, entgegnete Lauren gelassen, da die Konkurrenz schon oft versucht hatte, Annie abzuwerben.
„Aber diesmal kommt das Angebot von Charlie Cornwell.“
„Charles Cornwell hat Ihnen ein Angebot gemacht? Welcher Art?“, fragte Lauren überrascht.
„Er möchte eine neue Zeitschrift auf den Markt bringen, und ich soll sie herausgeben.“ Obwohl ihre Stimme fröhlich klang, hatte Annie die Mundwinkel heruntergezogen. „Charlie glaubt, dass ich schon zu lange bei Ultra sei. Er möchte, dass ich mich beruflich verändere, und er möchte, dass Ultra sich verändert.“
„Und was halten Sie von der Idee?“
„ Ultra ist meine Zeitschrift!“, rief Annie aufgebracht und legte die Hände auf den Tisch. „Er darf sie mir nicht wegnehmen.“
„Falls Sie seinen Vorschlag ablehnen … hat er damit gedroht, Sie einfach zu versetzen?“
„Nicht direkt, aber er wäre dazu fähig“, antwortete Annie verbittert. Dann hob sie den Kopf und sah Lauren eindringlich an. „Es ist natürlich nur eine Ausrede, wenn Charlie behauptet, die Zeitschrift sei langweilig geworden – er möchte, dass jemand anders Ultra übernimmt. Deshalb muss er mich loswerden.“
Lauren spürte, dass etwas auf sie zukam, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte.
Annie schwieg und sah Lauren an, bevor sie ihre Worte wie Schrotkugeln abschoss. „Hat Charlie Ihnen den Posten der Herausgeberin angeboten?“
„Mir?“, fragte Lauren überrascht. Im ersten Moment glaubte sie an einen Scherz. Annie verzog jedoch keine Miene. „Nein!“, rief Lauren und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, ich bin noch nicht so weit. Ich meine … ich hoffe, dass ich eines Tages eine gute Herausgeberin sein werde, aber ich bin erst sechsundzwanzig. Man wird niemandem, der so jung ist, eine so verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.“
„Doch, falls Sie Charlie Cornwells Sohn heiraten.“
Plötzlich war bei Lauren der Groschen gefallen. Jetzt war ihr klar, weshalb Annie sie in letzter Zeit so abweisend behandelt hatte.
„Warum sollte ich mich dann nach einem anderen Job umsehen?“, entgegnete sie und wurde blass. „Ich arbeite seit über zwei Jahren für Ultra und möchte mich jetzt beruflich verändern. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Sie von Ihrem Posten zu verdrängen. Außerdem würde Charles
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