ROMANA EXKLUSIV Band 0178
drehte sich auf die Seite und betrachtete ihren schlafenden Ehemann. Im Schlaf wirkte er jünger als fünfunddreißig. Sie streckte die Hand aus und strich ihm das Haar aus der Stirn.
Seufzend legte sie sich auf den Rücken und blickte zur Decke. Vielleicht hatte sie überreagiert. Sie liebte Alex, und bis zu diesem Abend war sie sicher gewesen, dass er ihre Gefühle erwiderte. Im Grunde brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Falls oder wenn man ihr ein Angebot machte, die Firma zu kaufen, würde sie sich schlichtweg weigern. Und nur wenn Alex sich dann dazu äußerte, würde sie die Wahrheit herausfinden.
Lisa schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Es war feige, einfach abzuwarten, statt Alex mit dem zu konfrontieren, was sie erfahren hatte. Doch sie gab sich selbst Zeit. Zeit, sein Leben und seine Liebe mit ihm zu teilen.
Plötzlich war sie hellwach, weil ihr einfiel, dass sie eine wichtige Tatsache nicht berücksichtigt hatte. Alex wusste nicht, dass sie fünf Prozent ihrer Anteile an Lawson’s dem Pflegeheim vermacht hatte. Der Gedanke, dass das Pflegeheim diese Anteile irgendwann verkaufen könnte, war ihr noch gar nicht gekommen.
Wenn das Pflegeheim und die Lees an Alex verkauften, würde Harolds Stimme entscheidend sein. Sosehr sie, Lisa, ihren Stiefvater auch liebte, sie bezweifelte, dass er sich gegen seinen Sohn durchsetzen würde. Und da sie nur noch siebenundvierzig Prozent der Anteile besaß, würde sie die Aktienmehrheit verlieren. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Lisa stand auf, um sich etwas Heißes zu trinken zu machen. Sie zog Alex’ Hemd über, knöpfte es zu und ging barfuß ins Wohnzimmer. Es war ein großer Raum mit einer erhöhten Essecke und einer Sitzecke auf der gegenüberliegenden Seite. Eine Wand bestand ganz aus Fenstern, und durch eine Glastür gelangte man auf den Dachgarten. Architektonisch war der Raum sehr beeindruckend, aber die Sitzgruppe aus schwarzem Leder, die schlichten Holzmöbel und das Parkett wirkten seltsam steril im Mondlicht. Es gab keine persönlichen Gegenstände, und so sah das Penthouse auch wie eine Firmenwohnung aus.
Lisa ging zu der Flügeltür an der hinteren Wand, die zur Eingangshalle führte. Auf einer Seite lag die Küche, auf der anderen führte eine Tür zum Bad und die andere zu Alex’ Arbeitszimmer. Am hinteren Ende der Eingangshalle befand sich hinter einer Trennwand aus Marmor und Glas die Wohnungstür.
Lisa betrat die Küche, schaltete das Licht ein und lehnte die Tür an. Dann machte sie sich eine Tasse Kakao und setzte sich an den Tisch. Während sie den Kakao trank, dachte sie nach. Alex und Nigel! Wenn sie es nicht selbst gehört hätte, hätte sie es niemals für möglich gehalten …
Wenn sie sich in ihrer Ehe sicherer gefühlt hätte, wäre es das Vernünftigste gewesen, Alex zur Rede zu stellen. Dafür war es jetzt allerdings zu spät. Nein, es war das Beste, wenn sie abwartete. Vielleicht würde sich ihr Verdacht nicht bestätigen.
Ein merkwürdiges Geräusch ließ sie zusammenzucken. Es klang, als würde sich ein Schlüssel in einem Schloss drehen.
Leise stellte sie ihren Becher auf den Tisch und lauschte angespannt. Jemand hatte das Apartment betreten. Sie hörte Schritte in der Eingangshalle. Es musste ein Einbrecher sein! Sie spielte mit dem Gedanken, Alex zu rufen, aber der schlief tief und fest auf der anderen Seite der Wohnung.
Verzweifelt sah sie sich nach einem Gegenstand um, den sie als Waffe benutzen konnte. Dabei fiel ihr Blick auf ein Regal mit schmiedeeisernen Pfannen. Leise stand sie auf, nahm die schwerste Pfanne aus dem Regal und ging auf Zehenspitzen zur angelehnten Tür.
Ein Kichern veranlasste sie, stehen zu bleiben. Verblüfft beobachtete sie, wie eine rothaarige Frau sich an der Tür zum Wohnzimmer bückte und ihre hochhackigen Pumps auszog. Als die Frau sich wieder aufrichtete, rutschte die rote Spitzenstola, die sie trug, von den Schultern, und darunter kam ein trägerloses, rückenfreies rotes Futteralkleid zum Vorschein. „Alex, Schatz“, sagte die Frau, bevor sie das Wohnzimmer betrat. „Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe und du ganz allein warst.“
Im ersten Moment war Lisa starr vor Entsetzen. Diese Frau hatte einen Schlüssel für das Apartment. Diese Frau wusste, dass Alex an diesem Abend eigentlich hätte allein sein sollen. Lisa wurde aschfahl. Bis vor kurzem hatte sie noch geglaubt, dass Alex sie zusammen mit ihrem Stiefbruder hinterging, wäre das Schlimmste, was
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