Romana Extra Band 2
gesehen hatte.
„Keine Ahnung, ich fürchte, ich bin irgendwann eingeschlafen“, antwortete er mit gespielter Gleichgültigkeit in der Stimme. „Falls das Telefon doch noch geklingelt hat, habe ich es jedenfalls nicht gehört.“
Bedrückt verabschiedete Charlene sich später von ihm, als er zur Arbeit musste.
Die Stunden vergingen, aber nichts passierte. Erst am frühen Nachmittag klingelte das Telefon.
„Ich bin’s“, sagte Travis. „Hat irgendjemand für mich angerufen?“
„Nein.“
„Verstehe. Gut, dann bis heute Abend.“
Er kam früh nach Hause, warf Charlene nur einen fragenden Blick zu und zuckte mit den Schultern, als sie den Kopf schüttelte. Dann setzte er sich aufs Sofa, schaltete den Fernseher an und wartete auf weitere Nachrichten über Amos. Aber es kam nichts.
Charlene brachte ihm einen Kaffee. „Du siehst ganz schön müde aus.“
In diesem Moment klingelte das Telefon.
Ihre Blicke trafen sich voller Hoffnung. Travis griff nach dem Hörer.
„Hallo? Vater! Wie schön, von dir zu hören! Ich habe mitbekommen, dass du in den USA bist. Vielleicht können wir uns ja treffen. Ich könnte mir ein paar Tage freinehmen und nach New York fliegen … wie? Oh, verstehe. Na ja, dann …“
Charlene sah dem Geschehen zu und hielt den Atem an. Sie merkte, wie Travis’ Gesichtszüge vor Enttäuschung zusammenfielen, und hätte Amos Falcon am liebsten umgebracht. Wie konnte er seinem Sohn das nur antun? Es brach ihr das Herz, zu sehen, wie alle Hoffnung aus Travis’ Miene verschwand.
Damit war das kurze Gespräch auch schon zu Ende. Er blieb auf dem Sofa sitzen und wirkte, als wollte er nie wieder aufstehen.
„Was ist los?“, fragte Charlene besorgt.
„Er ist schon wieder auf dem Weg zurück nach Monte Carlo“, sagte er ausdruckslos. „Er hat mich vom Flughafen aus angerufen.“
„Zur Hölle mit ihm!“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin ihm offensichtlich egal. Das muss ich wohl akzeptieren. So, und jetzt gehe ich raus. Du brauchst nicht auf mich zu warten.“
„Kann ich nicht mitkommen?“
Travis schüttelte den Kopf.
„Nein, Charlene. Das wird nicht die Art von Abend, die dir gefallen würde.“
„Pass gut auf dich auf! Wir können uns keinen weiteren Skandal erlauben.“
„Keine Frauen, das verspreche ich dir.“
„Nur ein bisschen viel Alkohol, richtig?“
„Vielleicht.“
Charlene konnte sich seinen Abend lebhaft vorstellen. Er würde anfangen zu trinken und wahrscheinlich nicht mehr aufhören. Das würde eine gute Gelegenheit für seine Feinde sein, um ihn bloßzustellen.
„Auf gar keinen Fall“, sagte sie deshalb entschlossen. „Du wirst nirgendwo hingehen.“
Travis rückte ein Stück von ihr fort.
„Ich weiß, du meinst es gut“, sagte er. „Aber ich kann mich nicht ewig hinter deinen Rockzipfeln verstecken.“
„Travis, ich bitte dich, bleib heute Abend hier. Alles andere ist viel zu gefährlich.“
„Kann schon sein. Aber ein Mann muss manchmal gefährliche Sachen tun.“
Charlene sah ihn bestürzt an. Sie beugte sich nach vorn und stützte den Kopf zwischen die Hände.
„Ach, komm schon, nun mach kein Drama daraus“, sagte er. „Hey, was ist los? Du weinst doch nicht etwa?“
„Nein, ich …“ Aber tatsächlich liefen ihr Tränen die Wange herunter. „Ich habe solche Angst um dich. Wenn du heute abstürzen solltest, spielst du deinen Feinden direkt in die Hände.“
„Findest du nicht, dass das ein bisschen paranoid klingt?“
„Kann schon sein. Aber siehst du nicht, dass du im Begriff bist, alles zu riskieren, was du dir aufgebaut hast? Das darfst du doch nicht einfach wegwerfen. Bitte!“
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so hilflos gefühlt. Amos hatte eine so destruktive Wirkung auf ihn, dass sein Sohn nur rebellieren konnte. Aber sie wusste, dass er einen hohen Preis dafür zahlen würde. Und sie konnte nichts tun, um ihn zu beschützen, gar nichts.
„Bitte, weine nicht“, sagte Travis bestürzt. „Das kann ich nicht ertragen.“
Sie sah ihn aus tränenfeuchten Augen an.
„Geh nicht“, schluchzte sie. „Bitte, geh nicht.“
„Charlene, was …“
„Geh nicht!“
Sie streckte die Hand aus und strich ihm mit zitternden Fingern über die Lippen. Die Berührung ging Travis durch und durch. Er griff nach ihrer Hand und küsste sie. Dann sah er sie fragend an.
„Bitte“, flüsterte sie.
Er seufzte. „Also gut, ich werde nicht gehen. Du bist der Boss.“
Charlene konnte es gar nicht fassen. Ihre
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