Romana Extra Band 3
verschwinden lassen.
Isobel lief hinter ihrem Vater her, und Penny setzte sich auf den Beifahrersitz und öffnete das Handschuhfach.
Die Dokumente befanden sich in einem großen braunen Umschlag. Penny öffnete ihn und sah hinein. Mehrere Seiten Korrespondenz zwischen ihrem Vater und Lawrence Darien lagen darin. Die Urkunde war leicht vergilbt. Allein das Gefühl, sie in der Hand zu halten, machte Penny verrückt. Könnte sie die Urkunde unbemerkt in ihre Handtasche gleiten lassen? Sie könnte Lucas sagen, er habe sie sicher im Aktenschrank vergessen … Würde er sie verdächtigen?
„Alles in Ordnung?“ Beim Klang von Lucas’ Stimme schrak Penny zusammen.
„Sieht so aus.“
„Gut.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. „Es war leichtsinnig von mir, sie im Wagen zu lassen.“
„Ja, sehr leichtsinnig. Aber wie heißt es so schön? Wie gewonnen, so zerronnen.“ Penny konnte die Bitterkeit in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken.
Lucas hob die Augenbrauen. „Ich würde nicht sagen, dass mir diese Urkunde in den Schoß gefallen ist. Soweit ich weiß, hat mein Vater jahrelang mit William Kennedy darum gerungen. Er hat diesem Menschen so viele Vertragsverlängerungen gewährt – vergeblich.“
„Ach, wirklich?“ Penny biss sich auf die Lippe.
„Ja, wirklich.“ Lucas wies Isobel zurecht, die mit Flint herumalberte. „Issy, komm ins Auto.“
Penny blieb nichts anderes übrig, als die Papiere wieder in den Umschlag zu stecken. Jetzt, da Lucas sie in ihrer Hand gesehen hatte, konnte sie sie nicht mehr verschwinden lassen.
„Schau, Millie, ich weiß, dass dir der Gedanke nicht gefällt, dass jemand sein Zuhause verliert. Mir genauso wenig.“ Lucas wartete, bis Isobel sich angeschnallt hatte. „Aber ich bin Geschäftsmann und kein Wohltäter.“
„Du bist ganz schön kalt, Lucas“, fuhr sie ihn an. „Du erinnerst mich an einen Hai, der seine Beute umkreist, weil er Blut gerochen hat.“
„Es ist löblich, dass du einen moralischen Standpunkt beziehst, aber mit Verlaub, du weißt ja im Grunde überhaupt nichts über den Fall.“
Penny wollte ihm entgegenschreien, dass sie mehr wusste als Lucas selbst. Aber sie schwieg.
Die Fahrt verbrachten sie still. Die Stimmung war gedrückt und angespannt.
Penny bekam leichte Kopfschmerzen. Unauffällig beobachtete sie Lucas. Er sah konzentriert auf die Fahrbahn und wirkte unnahbar. Ihr Ausbruch hatte ihm offenbar gar nicht gefallen.
Nicht, dass ihr das etwas ausmachte. Lucas mochte ja ein netter Kerl sein, aber er war der Sohn seines Vaters. Der Apfel fiel eben nicht weit vom Stamm.
Lucas warf ihr einen Blick zu. „Ich weiß nicht, warum wir darüber streiten, Millie. Wir sollten akzeptieren, dass wir in diesem Fall geteilter Meinung sind.“
„Schön.“ Pennys Stimme klang kühl.
Lucas irritierter Blick veranlasste sie zu einem Lächeln. „Du hast natürlich recht. Es ist deine Angelegenheit.“
Sie fuhren eine Kiesauffahrt hinauf und hielten vor einem weißen Bungalow. Er war wunderschön gelegen und bot einen atemberaubenden Blick auf das Meer. Doch nicht die Aussicht erregte Pennys Aufmerksamkeit, sondern die hübsche junge Frau, die in einem aufreizend kurzen Sommerkleid vor der Tür stand.
Als sie den Wagen hörte, drehte sich die Frau zu ihnen um. Penny hatte den Eindruck, als schreckte die Frau bei Lucas’ Anblick leicht zusammen.
„Hallo.“ Ihre Stimme klang atemlos. „Was für eine Überraschung, Lucas. Ich habe dich hier nicht erwartet.“
„Hallo, Emma.“ Lucas stieg aus dem Auto. Und da verstand Penny, warum Emma so unbehaglich dreingeschaut hatte. Sie war Lucas’ Exfreundin. „Ich habe dich auch nicht erwartet. Aber es ist eine schöne Überraschung.“ Er küsste sie auf die Wange. Die Frau errötete sogleich.
Sie liebt ihn immer noch, dachte Penny. Dieser bewundernde Blick, mit dem sie Lucas bedachte, spiegelte ihre Gefühle so offensichtlich wider, obwohl die Frau sich redlich Mühe gab, unbeteiligt zu wirken. Wie kam Shauna darauf, Emma habe die Beziehung beendet? Diesen Eindruck hatte sie nun wirklich nicht. Allerdings war es auch nicht leicht, Lucas einzuschätzen. Vielleicht hatten die beiden auch nur eine Auseinandersetzung unter Verliebten gehabt, und sie, Penny, war nur eine kleine Ablenkung gewesen. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
Zornig verkrampfte sie die Hände im Schoß. Es sollte ihr gleichgültig sein, wie Lucas ihre Liebesnacht sah. Sie hatte doch vorher gewusst, dass sie keine Zukunft
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